Vor kurzem durfte ich Zeugin eines interessanten Gesprächs zwischen einer Mutter und ihrer gerade schulpflichtigen Tochter sein. Die hochbegabte Tochter hatte etwas außergewöhnliches getan, empfand aber den von ihrer Mutter ausgedrückten Stolz als falsch: „Mama, man soll nicht angeben!“ Wir anderen Erwachsenen widersprachen ihr. Angeben sei sich mit etwas brüsten, was man gar nicht getan habe, aber stolz sein könne man auf seine Leistungen. (Und auf die seiner Kinder.) Ich bin nicht sicher ob wir sie überzeugen konnten. Das Thema ist sehr komplex und für viele Erwachsene auch nicht leicht. Gerade hochbegabte Menschen, denen viel „in den Schoß fällt“, haben oft Probleme damit, Stolz zu empfinden.
Was ist denn Stolz und was ist Demut?
Stolz ist, meinen Wert und meine Gaben zu erkennen und zu würdigen. Und Demut ist, zu wissen, dass dieser Wert und diese Gaben mir geschenkt wurden, mir zugefallen sind, einfach so.
Stolz ist kein Hochmut, Stolz ist laut Duden „a) ein ausgeprägtes, jemandem von Natur mitgegebenes Selbstwertgefühl und b) Selbstbewusstsein und Freude über einen Besitz, eine [eigene] Leistung„*. Also ist Stolz mit Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl verknüpft: zwei Dingen, die bei Menschen, die sich vor allem in ihrer Kindheit und Jugend ständig als „anders“ empfunden haben, ohnehin eher zu wenig als zu viel vorhanden sind. Erst die Erkenntnis des eigenen Werts lässt sie wachsen. Ebenso die Erkenntnis der eigenen Begabung, wie ausgeprägt diese auch immer sein mag.
Demut ist laut Duden die „in der Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründete Ergebenheit“*. Also kann ich bewusst hinnehmen, dass meine geistigen Gegebenheiten mich zu verschachtelten Sätzen und komplexen Gedankengängen tragen… auch wenn ich oft lieber kurz und bündig schreiben würde. Da ich kein anderes Gehirn benutzen kann als mein eigenes, und keine Drogen nehmen möchte, die hier verändernd eingreifen würden, bleibt mir die Demut.
Man könnte sagen, Stolz ist ein positiv betontes „Es ist wie es ist! Und das ist gut so.“, und Demut ein ergebenes „Es ist wie es ist. Und damit müssen wir leben.“
Darf man auf Gegebenes, auf Gaben stolz sein?
Ja, ich finde schon. Laut Duden ist es das naturgegebene Selbstwertgefühl, bzw. die Freude über etwas. Ich bin kein hochmütiger Mensch, der auf andere hinunterschaut. Im Gegenteil, ich bin intelligent genug, um stets an mir selbst zu zweifeln. Wie viele andere kenne ich das Hochstaplersyndrom nur zu gut. Es hat lange gebraucht, bis ich meine Begabungen so genau anschauen und benennen konnte, und mit dem Begriff „hochbegabt“ bin ich immer noch nicht vollends glücklich (eben weil bei so vielen Menschen darin eine Wertung anklingt, eine Hierarchisierung… siehe dieser Beitrag ). Aber mit „Hochbegabung“ und „Hochsensibilität“ habe ich Namen für Persönlichkeitsmerkmale gefunden, die mir immer wieder Schwierigkeiten gemacht haben, sowohl bei mir als auch bei anderen. Es erleichtert das Leben. Zu wissen, das ist so. Punkt. Vollkommen ohne Wertung erst einmal eine Bestandsaufnahme, ein Erkennen und Einordnen. Manches ist dadurch einfacher, anderes lässt sich nicht ändern. Aber Selbsterkenntnis ist immer hilfreich. Denn sie stärkt das Selbstwertgefühl, das Selbstbewusstsein und die Selbstliebe.
Hier ist auch keine Wertung enthalten, es geht hier nicht um eine hohe Meinung von sich selbst, sondern um das Erkennen des Selbst!
Ich kann mich über meine Eloquenz freuen, statt mich zu entschuldigen, dass ich in einem Gespräch alles auf den Punkt bringen muss. Und bin stolz, wenn mich jemand dafür lobt, dass meine Bilder in Diskussionen so stimmig sind. Und dann bin ich demütig, weil es eine mir zugefallene Gabe ist, und keine mühsam erarbeitete Fähigkeit, sondern eine hinzunehmende Gegebenheit.
Es ist wie es ist. Damit müssen wir leben. Und das ist gut so!
Oder wie siehst Du das?
Herzlichst,
P.S.: Kannst Du stolz sein? Warst Du als Kind stolz, oder wurde Dir das aberzogen? Erzähl mal, unten im Kommentar…bitte!
* zitiert nach dem Duden.
Vor kurzem durfte ich Zeugin eines interessanten Gesprächs zwischen einer Mutter und ihrer gerade schulpflichtigen Tochter sein. Die hochbegabte Tochter hatte etwas außergewöhnliches getan, empfand aber den von ihrer Mutter ausgedrückten Stolz als falsch: „Mama, man soll nicht angeben!“ Wir anderen Erwachsenen widersprachen ihr. Angeben sei sich mit etwas brüsten, was man gar nicht getan habe, aber stolz sein könne man auf seine Leistungen. (Und auf die seiner Kinder.) Ich bin nicht sicher ob wir sie überzeugen konnten. Das Thema ist sehr komplex und für viele Erwachsene auch nicht leicht. Gerade hochbegabte Menschen, denen viel „in den Schoß fällt“, haben oft Probleme damit, Stolz zu empfinden.
Was ist denn Stolz und was ist Demut?
Stolz ist, meinen Wert und meine Gaben zu erkennen und zu würdigen. Und Demut ist, zu wissen, dass dieser Wert und diese Gaben mir geschenkt wurden, mir zugefallen sind, einfach so.
Stolz ist kein Hochmut, Stolz ist laut Duden „a) ein ausgeprägtes, jemandem von Natur mitgegebenes Selbstwertgefühl und b) Selbstbewusstsein und Freude über einen Besitz, eine [eigene] Leistung„*. Also ist Stolz mit Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl verknüpft: zwei Dingen, die bei Menschen, die sich vor allem in ihrer Kindheit und Jugend ständig als „anders“ empfunden haben, ohnehin eher zu wenig als zu viel vorhanden sind. Erst die Erkenntnis des eigenen Werts lässt sie wachsen. Ebenso die Erkenntnis der eigenen Begabung, wie ausgeprägt diese auch immer sein mag.
Demut ist laut Duden die „in der Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründete Ergebenheit“*. Also kann ich bewusst hinnehmen, dass meine geistigen Gegebenheiten mich zu verschachtelten Sätzen und komplexen Gedankengängen tragen… auch wenn ich oft lieber kurz und bündig schreiben würde. Da ich kein anderes Gehirn benutzen kann als mein eigenes, und keine Drogen nehmen möchte, die hier verändernd eingreifen würden, bleibt mir die Demut.
Darf man auf Gegebenes, auf Gaben stolz sein?
Ja, ich finde schon. Laut Duden ist es das naturgegebene Selbstwertgefühl, bzw. die Freude über etwas. Ich bin kein hochmütiger Mensch, der auf andere hinunterschaut. Im Gegenteil, ich bin intelligent genug, um stets an mir selbst zu zweifeln. Wie viele andere kenne ich das Hochstaplersyndrom nur zu gut. Es hat lange gebraucht, bis ich meine Begabungen so genau anschauen und benennen konnte, und mit dem Begriff „hochbegabt“ bin ich immer noch nicht vollends glücklich (eben weil bei so vielen Menschen darin eine Wertung anklingt, eine Hierarchisierung… siehe dieser Beitrag ). Aber mit „Hochbegabung“ und „Hochsensibilität“ habe ich Namen für Persönlichkeitsmerkmale gefunden, die mir immer wieder Schwierigkeiten gemacht haben, sowohl bei mir als auch bei anderen. Es erleichtert das Leben. Zu wissen, das ist so. Punkt. Vollkommen ohne Wertung erst einmal eine Bestandsaufnahme, ein Erkennen und Einordnen. Manches ist dadurch einfacher, anderes lässt sich nicht ändern. Aber Selbsterkenntnis ist immer hilfreich. Denn sie stärkt das Selbstwertgefühl, das Selbstbewusstsein und die Selbstliebe.
Hier ist auch keine Wertung enthalten, es geht hier nicht um eine hohe Meinung von sich selbst, sondern um das Erkennen des Selbst!
Ich kann mich über meine Eloquenz freuen, statt mich zu entschuldigen, dass ich in einem Gespräch alles auf den Punkt bringen muss. Und bin stolz, wenn mich jemand dafür lobt, dass meine Bilder in Diskussionen so stimmig sind. Und dann bin ich demütig, weil es eine mir zugefallene Gabe ist, und keine mühsam erarbeitete Fähigkeit, sondern eine hinzunehmende Gegebenheit.
Es ist wie es ist. Damit müssen wir leben. Und das ist gut so!
Oder wie siehst Du das?
Herzlichst,
P.S.: Kannst Du stolz sein? Warst Du als Kind stolz, oder wurde Dir das aberzogen? Erzähl mal, unten im Kommentar…bitte!
* zitiert nach dem Duden.