Hochbegabung Selbstannahme

Vom Selbstbild einer Mutter hochbegabter Kinder

Zeichnung von Mutter und Kind mit Zauberwürfel : Vom Selbstbild der Mutter hochbegabter Kinder, (c)Johanna Ringe 2017 www.dein-buntes-leben.de

Äußerlich alles beim Alten, aber innerlich alles völlig neu – so empfinden viele spät entdeckte Hochbegabte. Gerade wenn eine Mutter über die eigenen hochbegabten Kinder mit dem Thema konfrontiert wird, und sich erst einmal alles um das Wohlergehen des Nachwuchses dreht, kommt die Frage viel später:

„Woher kommt die Hochbegabung meiner Kinder?“

Forschungen zeigen, dass viele Gene, die im Zusammenhang mit Intelligenz stehen, auf dem X-Chromosom liegen, also stets über die Mutter vererbt werden. Das erklärt auch, wieso bei Männern die Streuung breiter ist, also unter den geistig Behinderten wie unter den Hochbegabten die Männer besonders stark vertreten sind. Da sie nur ein X-Chromosom besitzen, wirkt sich jede Erbanlage direkt aus. Bei Frauen dagegen, die mit zwei X-Chromosomen ausgestattet sind, gilt: fällt ein Gen schadhaft aus, übernimmt das Gegenstück. So oder so:

Ihre X-Chromosomen erhalten die Kinder von der Mutter oder Großmutter, und damit auch viele an der Intelligenz beteiligte Erbanlagen.

Wenn der Psychologe im Elterngespräch diesen Zusammenhang erwähnt, reagieren viele Mütter sofort abwehrend. Warum? Weil diese Idee eine Bedrohung des Status Quo darstellt. Das Selbstbild müsste hinterfragt werden, und das ist immer belastend, egal wie das Ergebnis ausfällt. Entweder habe ich mir etwas vorgemacht, und bin nicht so gut/klug/erfolgreich wie ich dachte, oder ich habe mir in die andere Richtung etwas vorgemacht, und muss nun akzeptieren, dass ich doch klüger/begabter/besser bin, und mich demzufolge hätte ganz anders verhalten und entscheiden können, als ich es getan habe.

Das Selbstbild zu hinterfragen mag schmerzhaft sein, aber es öffnet Türen.

Denn auch wenn wir in der Vergangenheit unser Licht systematisch unter den Scheffel gestellt haben mögen, um uns anzupassen, um geliebt zu werden, um integriert zu sein, dürfen wir nun auf der geschaffenen Basis aufbauend unsere Begabungen „auspacken“. Wie bei einem Geschenk erkennen wir durch einen IQ-Test erstmal nur, dass da etwas ist. Bei einer Begabungsdiagnostik können wir genauer hinschauen, in welchen Bereichen wir begabter sind, als andere, das Geschenk ist zumindest aus dem Papier.

Als Erwachsene kennen wir uns ziemlich gut von innen, aber wir haben uns lange durch eine falsche Brille betrachtet.

Wir haben alle erst einmal die Brille der Normalität auf, denn wir sind ja mit unseren Gaben aufgewachsen. Es war uns vielleicht nicht bewusst, dass unser räumliches Vorstellungsvermögen weit überdurchschnittlich ausgeprägt ist, wir dachten, es sei normal sich eine neue Wohnung im Geist gleich mit den eigenen Möbeln eingerichtet vorstellen zu können. Oder unser unglaublich gutes Zahlengedächtnis sei eben etwas besser als das unserer Familienmitglieder, aber doch nicht gleich außergewöhnlich! Und nun sagt uns jemand, wir seien überdurchschnittlich begabt. Da müssen wir unser Selbstbild wirklich gründlich überholen.

Wo steckt meine Hochbegabung denn, wenn ich doch eine ganz normale Hausfrau und Mutter bin?

Damit beginnt das eigentliche Auspacken: das Anerkennen unserer Besonderheiten. In welchem Bereich auch immer sich unser Potential versteckt haben mag, es findet in der Regel Wege in unser Leben: Zahlenbegabung, räumliches Vorstellungsvermögen, Empathie, Logik, Sprachgewalt… wie ein vernachlässigter Muskel will da vielleicht einiges bewusster genutzt werden um zu voller Hochform zu kommen.
Bald nach dieser Frage beginnt das Erkennen. Wir sehen die Dinge in einem neuen Licht, und trauen uns vielleicht endlich, einen verborgenen Teil zu leben. Erst in kleinen Schritten, nur für uns, und später immer mehr auch im Außen. Wir müssen nicht gleich das heimlich ersehnte Studium nachholen, oder für den Iron Man trainieren. Vielleicht ändert sich mit dem neuen Selbstbild in unserem Leben gar nichts, nicht von außen gesehen. Aber von innen ist alles anders!

Die Erkenntnis, dass wir unser Leben unter falscher Prämisse, mit falschem Selbstbild gelebt haben, ist zuerst schmerzhaft,
aber auf lange Sicht der Beginn einer Entwicklung zu mehr Integrität, mehr Frieden und mehr Selbstliebe.

Auf diesem lohnenswerten Weg wünsche ich Dir alles Gute!

Herzlichst, wo immer Du gerade bist,

Unterschrift Johanna (c) Johanna Ringe 2014 ff. www.dein-buntes-leben.de

P.S.: Du wirst übrigens nicht arrogant oder hochmütig, nur weil Du Dir Deiner selbst bewusst wirst. Hab davor bitte keine Angst!
Arroganz und Hochmut sind nicht zwingend mit Intelligenz verknüpft…. ;-)
P.P.S.: Wunderbar ist der Austausch mit anderen in ähnlicher Situation! Kommt zur bunten Tafelrunde, oder such Dir einen andern Stammtisch, kontaktiere Mensa oder die DGhK

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2 Kommentare zu “Vom Selbstbild einer Mutter hochbegabter Kinder

  1. Nika Jaeky

    Interessant, aber ist das wirklich ernst gemeint:
    „Ihr X-Chromosom erhalten die Kinder von der Mutter, …“???
    Tatsache ist:
    JEDES Kind bekommt EIN X-Chromosom von seiner Mutter.
    Jeder JUNGE bekommt SEIN EINZIGES X-Chromosom von seiner Mutter.
    Jedes MÄDCHEN hat ZWEI X-Chromosomen – EINES von MAMA und EINES von PAPA. Das heißt: Mädchen habe ihre Intelligenz nicht nur von Mama.
    Jungs im übrigen auch nicht, denn nicht alle Gene, die irgendetwas mit Intelligenz zu tun haben, sind auf dem X-Chromosom zu finden.
    Warum Mütter einen großen Einfluss auf die Intelligenz ihrer Kinder haben, liegt eher daran, dass sie diejenigen sind, die die meiste Zeit mit ihnen verbringen. Fördern sie ihre Kinder dabei, dann ist das gut für die Intelligenz der Kinder.

    • Hallo Nika,

      jein, natürlich hast Du recht mit deiner Beschreibung der X-Chromosomen Vererbung.
      Aber es scheinen sich doch relativ viele Gene die mit Intelligenz zu tun haben auf dem X Chromosom zu ballen… hier findest du einen Artikel, der darauf eingeht: https://psychology-spot.com/did-you-know-that-intelligence-is/
      Seither sind für beide Sichtweisen wieder Argumente veröffentlicht worden… ich habe die Vermutung, das letzte Wort dazu wird noch lange auf sich warten lassen.
      Im übrigen haben eben nur dann die Mütter größeren Einfluss in der Erziehung, wenn sie die hauptsächliche Erziehungsarbeit machen – was nicht zwangsläufig so sein muss. Das spezifische Förderung für alle Kinder gut ist, da bin ich wieder ganz bei Dir.
      Auf jeden Fall ein sehr spannendes Thema, das ich hier wohl ein wenig zu kurz angeschnitten hatte.
      Danke für den Hinweis, und alles Gute
      Johanna

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