Hochsensibilität

Novemberkatzen & Weihnachtsfrust

Novemberkatzen: eine getigerte Katze liegt schlafend auf einem Stuhl und hat eine Pfote über den Augen. ©2020 Johanna Ringe www.dein-buntes-leben.de

Wie jedes Jahr im November werden die Katzen träger. Novemberkatzen schlafen nicht mehr draußen, auch nicht in der müden Wintersonne, sondern springen auf jeden Stuhl, der gerade frei wird, um sich darauf einzurollen. Wenn man sie stört, gucken Novemberkatzen vorwurfsvoll und drehen sich um, das Gesicht zur Lehne. Oder sie ziehen direkt um auf die nächste Wolldecke oder pflücken sich Deine Strickjacke von einer Stuhllehne, um sich darin einzurollen. Findet man sie darin, Stunden später, schauen sie wieder genauso vorwurfsvoll.

Novemberkatzen wollen nicht gestört werden.

Vermutlich gehöre ich zu den Novemberkatzen. Als Hochsensible nehme ich brav mein Vitamin D, versuche meiner Veranlangung entsprechend zu planen und mir Zeit zum Verdauen jeder Begegnung einzuräumen, auch der virtuellen. Aber die Tage werden nur dunkler, nicht länger…es wird schwierig. Ich sehne mich nach Ruhe: keine Termine, keine Verabredungen, aber Nickerchen hinterm Ofen. Aber wie jedes Jahr sind die beiden letzten Monate des Jahres gefüllt mit sozialen Verpflichtungen, Pandemie hin oder her. Ist das nicht erstaunlich? Menschen versuchen, das Ungewohnte mit so viel Routine wie möglich zu bekämpfen, statt ihren Erfindungsreichtum einzusetzen. Faszinierend. Da hätte man mal den äußeren Anlass und die (hoffentlich in der Form einzigartige) Gelegenheit etwas zu ändern, neu zu erfinden, aber da die Balance in diesem Jahr ohnehin so gestört ist, suchen wir zu retten was wir retten können.

Die Welt scheint ein so unsicherer Ort geworden zu sein, dass das Gewohnte uns Halt geben soll.

Da wir alle dieses Jahr mehr oder minder gestresst, verstört, angespannt und verkrampft sind, wird das Weihnachtsfest sicher nicht harmonischer als sonst. Eher im Gegenteil. Was für eine Vorstellung! Unterschiedliche Vorstellungen von Hygienekonzepten, unterschiedliche Risikobewertungen, unterschiedliche Erwartungen … Das wird schrecklich. Es kann nur schrecklich werden, wenn unser Ziel ein Weihnachtsfest wie immer bleibt!
Bevor Du mir jetzt sagst, nicht ganz zu Unrecht, ich sei heute so menschenfeindlich eingestellt, dass ich das Bloggen lieber hätte lassen sollen, möchte ich einen Vorschlag machen:

Lasst uns dieses Jahr Weihnachten anders machen!

Lasst uns dieses eine Mal ehrlich sein.
Lasst uns die Traditionen hochhalten, die sich gut anfühlen, die uns glücklich machen. Und alles, was uns stört, nervt und schon immer genervt hat, hinter uns lassen.
Lasst uns die Weihnachtsfeiern virtuell oder im Freien und mit Humor gestalten.
Lasst uns sinnvolle Geschenke machen, die dem anderen wirklich Freude machen.

Lasst uns, den Novemberkatzen gleich, Nickerchen einplanen. Und Sahne.

Und vielleicht Sushi statt zu viel fetten Braten essen, und viel Tee trinken.
Lasst uns virtuell Plätzchen backen, gemeinsam, und dann Päckchen schicken an die, die nicht selber backen können.
Lasst uns die 10.000 Pappkartons, die wir angehäuft haben in den letzten Monaten, als Geschenkverpackung nutzen: bunt angemalt oder mit Goldsternchen beklebt machen sie sicher eine wunderbare Figur unterm Weihnachtsbaum.
Apropos Weihnachtsbaum:  reicht nicht vielleicht ein Zweig? Oder einer dieser wunderbaren wiederverwendbaren Holzbäume? Oder, wie bei einer Freundin von mir, eine im Zickzack in einer Raumecke arrangierte Lichterkette? Oder vielleicht freut sich der Fikus über Weihnachtsschmuck? Was hast Du noch für Ideen?
Egal was ihr macht, bitte gebt mir den Glauben an diesen wunderbaren alten Spruch zurück:

„Not macht erfinderisch“!

Du glaubst gar nicht, wie erfinderisch Novemberkatzen werden können, wenn sie partout eine kuschelige Unterlage wollen … Schranktüren öffnen, Garderobe abräumen, Wolldecken auspacken, Schal in Korb oder Tasche zerren, Waschkörbe finden … Und natürlich unsichtbar und lautlos zur Stelle sein, sobald ein Mensch aufsteht. Ihr liebster Spruch scheint „Weggegangen, Platz vergangen“ zu sein. Frech, sehr frech. Aber auch sehr inspirierend.

Herzlichst, wo immer Du dies gerade liest,

Unterschrift Johanna (c) Johanna Ringe 2014 ff. www.dein-buntes-leben.de

P.S.: Wie geht es Dir in diesem November? Welche Rituale oder Gewohnheiten würdest Du gern durch welche neuen ersetzen? Erzähl, ich bin ganz Ohr…!