Das Bunte Leben Hochbegabung

Am Aschermittwoch ist alles vorbei? Pustekuchen!

Soso, an Aschermittwoch ist alles vorbei?! (Katzensilhouette mit roter Nase) ©Johanna Ringe 2020 www.dein-buntes-leben.de

Ich habe auch vor Aschermittwoch weder mit Karneval, noch mit Fastnacht oder Fasching viel zu tun. Keine Sitzungen, keine Termine, kein Verkleiden… vielleicht liegt es ja daran, dass ich einfach das gesamte Jahr über bunt bin?

Was ist das besondere am Karneval?

Historisch betrachtet ist es eine Zeit, in der ungewohnte Gleichheit herrscht: bereits vor 5000 Jahren wurde in Mesopotamien ein tagelanges, ausgelassenes Fest gefeiert, währenddessen Sklaven und Herren gleichgestellt waren!
Die Griechen und Römer hatten ähnliche Feiern, und seit dem Mittelalter wird vor der christlichen Fastenzeit heftig gefeiert. Teuflisches Treiben mit Duldung durch die Kirche, nur um zum Aschermittwoch den Kontrast zur gottgefälligen Fastenzeit deutlicher zu machen. Andere nord- und mitteleuropäische Kulturen trieben zur Frühlingszeit den Winter aus, und mit ihm Dunkelheit und Dämonen. Auch in anderen Gegenden der Welt gibt es Fastenzeiten und ausgelassene Feiern vorher und/oder nachher… das scheint einfach in der Natur des Menschen zu liegen:

Eine Zeit, in der die strengen Regeln des Zusammenlebens ausgesetzt werden.

Meine Beobachtung ist, dass von Natur aus unkonventionelle Menschen, hochbegabte, hochsensible, einfach anders seiende Menschen, mit Karneval etc. nichts anfangen können. Das, was für die breite Masse so besonders ist in der närrischen Zeit vor dem Aschermittwoch, scheint für uns nicht sehr verlockend zu sein. Aber was ist das denn eigentlich, ausser sinnlosem,  haltlosem Alkoholkonsum?

  • Ehrlich sein.
  • Die Wahrheit sagen, auch wenn es unbequem ist.
  • Keinen Respekt vor Hierarchien haben, nur weil sie existieren.
  • Weder einer Kirche noch einer Doktrin Kontrolle über die eigenen Gedanken einräumen.
  • Ohne Angst vor Repressalien „die Obrigkeit“ kritisieren können.
  • Einander nah kommen.
  • Ungeachtet der Konventionen, anziehen worauf man gerade Lust hat.
  • Sich wohlbedacht als eine bestimmte Figur verkleiden, mit der man sich verbunden fühlt, oder mit der Verkleidung einen Kommentar zur Weltlage oder Politik abgeben.
Mal ganz im Ernst, vielleicht bis auf den allerletzten Punkt dieser Liste, kann das in Deutschland 365 Tage im Jahr gemacht werden.

Es kommt immer auf den Ton an: sich vor den Bundestag zu stellen und ungestraft wüste Beschimpfungen loszulassen – dafür muss man schon gewählter Volksvertreter sein. Aber ansonsten?
Nur Menschen, die sich nicht einmal im Restaurant trauen, die versalzene Suppe zu reklamieren „weil man das doch nicht machen kann“ – brauchen die Faschingszeit! Manche Menschen können nur in den Tagen vor Aschermittwoch bewundern, dass die Wahrheit ausgesprochen wird – sie fürchten sonst den sofortigen Untergang der Zivilisation. Nun, nur wenn ich glaube, zu einer Festivität einem bestimmten ungeschriebenen Dresscode folgen zu müssen, kann ich es geniessen, wenigstens einmal im Jahr „was verrücktes“ zu tragen.

Da ich aber seit mehreren Jahren mit REGENBOGENbunten Haaren herumlaufe, und seit Jahrzehnten jeden Tag die Kleidung anziehe, die sich für mich gerade richtig anfühlt, kann ich nicht mitreden!

Geht Dir das auch so? Hast auch Du großen Respekt vor manchen Menschen, aber unabhängig von eventuellen Titeln? Bist Du meist ehrlicher, als die meisten Menschen ertragen wollen? Bist Du oft so direkt und offen, dass es Leute gibt, die Dich einfach nicht mehr fragen, wie es Dir geht – weil sie mit Deinen ehrlichen Antworten nicht umgehen können? Bist Du skeptisch, sobald etwas nach Dogma riecht? Kann man Dich auf die Barrikaden bringen mit dem Satz: “ Aber das tut man doch nicht!“ Bist Du manchen Menschen einfach peinlich, weil Du so ehrlich bist, auch in Situationen mit Fremden oder Zufallsbekanntschaften? Wirst Du wegen Deiner Kleidung kritisiert? Wegen Deiner Frisur? Deiner Umgangsformen? Und hast Du eine tiefe Abneigung dagegen, in den Tagen vor Aschermittwoch anglächelt zu werden mit diesem komplizenhaften Blick, weil jemand Deine Kleidung oder Frisur als karnevalesk wertet?

Wenn Du diese Fragen mit „Ja!“ beantwortet hast, dann ist auch für Dich an Aschermittwoch nichts vorbei!

Leider auch meine Erkältung nicht, ärgerlicherweise. Letzte Woche habe ich gar nicht gebloggt, heute wollte ich es kurz machen… aber dazu bin ich anscheinend nicht fit genug. ;-)

Herzlichst, wo immer Du gerade bist,

Unterschrift Johanna (c) Johanna Ringe 2014 ff. www.dein-buntes-leben.de

P.S.: Auf meiner Liste von Dingen, die Renaissancemenschen dringend brauchen, stehen etliche der Dinge, die Lieschen Müller sich nur an Karneval gönnt…. wie siehst Du das?

2 Kommentare zu “Am Aschermittwoch ist alles vorbei? Pustekuchen!

  1. Friederike Maschmann

    Oh Johanna, es ist wie immer: du hast ja so recht!
    Leute wie wir versuchen, unsere Überzeugungen zu leben, zu sagen, was wir denken, uns zu kleiden und zu frisieren, wie es uns passt – und uns gemäß zu leben, auch wenn manche das unangemessen oder auch mal schrill finden – aber wir brauchen jedenfalls keine „tollen Tage“, um uns auszudrücken oder auch auszuleben!
    Dazu jetzt ein Detail: ich glaube, du weißt, wie ich vor Jahrzehnten meinen Peter kennengelernt habe: auf einer privaten Fastnachtsfête!
    Und wir sind beide eigentlich, wie man so sagt, „zufällig“ und fast widerstrebend dahin geraten (wenn man aber nachher heiratet, gemeinsame Kinder bekommt und auch nach Jahrzehnten noch zusammen ist, kann man wohl kaum von Zufall sprechen…), denn beide hatten wir mit Fastnacht oder Karneval „nix am Hut“. Trotzdem kann ich in so einer Situation dann auch fröhlich mitspielen und das Spiel genießen.
    Aber in der Nacht von Dienstag auf Aschermittwoch saßen wir auf einer Bank im kalten Park und diskutierten heiß, ob nicht doch am Aschermittwoch „alles vorbei“ wäre…
    War es dann doch nicht – aber immer, wenn wir gefragt werden, wie wir uns kennengelernt haben, drucksen wir herum und
    meinen erklären, fast rechtfertigen zu müssen, weil es uns schwerfällt, oder gar peinlich ist, dass wir uns ausgerechnet an Karneval kennengelernt haben…
    Das stand mir so klar vor Augen, als ich deinen Text las, dass ich noch immer nicht aufhören kann, über mich und diese ganze verrückte Welt zu lächeln…
    Danke, wie immer, für deinen Beitrag! Jedesmal berühren deine Worte etwas in mir – lösen eine Erinnerung oder Erkenntnis aus, oder bringen Bewegung – spürbar oder sichtbar!
    Liebe Grüße und baldige Wiederherstellung!
    Friederike

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