Hochbegabung Hochsensibilität Selbstannahme

Kleidung – ein hochsensibles Thema

Eine interessante Gemeinsamkeit vieler meiner Klienten, die oft nur am Rand zur Sprache kommt, zeigt sich schon in der Kindheit: als Kindergartenkinder bestehen sie auf bestimmter Kleidung und lassen sich von ihren Eltern nicht davon abhalten. Da gehen kleine Jungs nicht nur an Karneval als Raumfahrer oder Prinzessin in den Kindergarten. Und mehr als ein Mädchen verweigert Kleider oder Röcke als unpraktisch. Andere ziehen ständig ihre Socken aus, oder laufen generell am liebsten unbekleidet herum.

Diese kategorische Einstellung zur Kleidung wächst sich nicht aus!

Zum Teil sind die Vorlieben und Abneigungen bedingt durch körperliche Empfindungen. Auch als Erwachsene können wir manche Dinge einfach nicht ertragen. Es gibt Kleidungsstücke die mir vielleicht optisch gefallen, die ich aber niemals anziehen könnte, weil sie aus dem falschen Material sind oder irgendwelche anderen Haken haben. Ich versuche hier eine kleine Aufzählung von dieser Art unerträglicher Dinge, Dir fallen vielleicht noch weitere ein:

  • Kratzende oder juckende Wollpullover
  • Strumpfhosen
  • Polyester auf der Haut
  • Wolle
  • Rauhe Gewebe auf der Haut
  • Kapuzen
  • Einengende Gummizüge
  • Etiketten im Nacken
  • Etiketten an Innennähten
  • Reste abgeschnittener Etiketten
  • Enge Sockenbündchen
  • Enge Bündchen generell
  • Wasser- und luftdichte Regenjacken
  • Krawatten
  • Hässlichkeit
  • Reißverschluss auf der Haut
Dabei hat sicher jeder sein Lieblingsproblem von vielen.

Zum Teil geht die Empfindlichkeit weit über eine bloße Unannehmlichkeit hinaus: viele bekommen Ausschlag an solchen Stellen, oder es entwickeln sich Blasen oder Scheuerstellen. Ich gehöre zu jenen Leuten, die von Sandalen grundsätzlich Blasen an den Kanten der Riemen bekommen, und oft auch an der Ferse in jedem neuen Schuh. Alle möglichen Druckstellen, unter anderem von BHs, habe ich eigentlich jeden Abend, und hochgeschlossene Kragen finde ich un-er-träg-lich. Dagegen liebe ich Baumwollsamt, Seide und Leinen, sofern es nicht zu grob gewebt ist. Etiketten müssen aber in jedem Fall herausgetrennt werden.

Bei Kleidung geht es aber nicht nur um körperliches Fühlen.

Es geht bei Kleidung auch um den Ausdruck der Persönlichkeit. Und eine ausgeprägte Persönlichkeit haben die meisten Hochbegabten und Hochsensiblen bereits als Kleinkinder. Wenn ich mich fühle wie ein Schmetterling, dann möchte ich das auch nach außen zeigen. Dasselbe gilt für Raumfahrer und Prinzessinnen. Als Erwachsene sind wir da vielleicht etwas subtiler, aber keineswegs weniger bestimmt. Fühlst Du Dich kompetent und resolut, wird deine Kleidung das genauso widerspiegeln, wie wenn Du Dich sinnlich oder traurig fühlst: du ziehst eben an, was sich richtig anfühlt.

Kleidung ist oft ein Spiegel der inneren Verfassung.

Dabei gibt es natürlich auch die Situationen, in denen wir uns gezielt auf etwas vorbereiten. Beim Vortrag vor den Kollegen wollen wir einen bestimmten Eindruck hinterlassen, genauso am Abend beim Date. Manchmal gelingt es uns auch mit Kleidung in eine bestimmte Verfassung erst hineinzukommen. Im Sinne von „Fake it till you make it“. (Vom Hochzeitskleid oder der Uniform mal ganz zu schweigen, das ist ein ganz anderes Thema. Mir geht es heute um den Alltag, fern aller Vorschriften oder Traditionen.)

Deine Kleidung ist immer auch ein Ausdruck Deiner Persönlichkeit..

Ich kenne mehr als einen Mann, aus verschiedenen Berufszweigen, der niemals einen Anzug tragen würde, und etliche Frauen die keine Röcke tragen. Das, was man gemeinhin mit diesen Kleidungsstücken verbindet, passt einfach nicht zu ihrer Persönlichkeit. Genauso kenne ich Gegenbeispiele, die aus demselben Grund lieber Anzüge oder niemals Hosen tragen.
Besonders wichtig sind auch die Farben: dabei geht es weniger darum welche Farben mir stehen, als darum, in welchen Farben ich mich wohl fühle, mit welchen Farben ich verbunden bin. Meine liebe Tante schwört auf ihr „feuriges Mausgrau“ und würde niemals Knallrot oder knalliges Türkis tragen, während ich mich in Beige oder Brauntönen unglaublich unwohl fühle. Als hätte ich mich verkleidet. Grau geht, manchmal, aber Braun niemals.

Besondere Menschen haben ihren besonderen Umgang mit Kleidung.

Diese merkwürdige Gemeinsamkeit der außergewöhnlichen Menschen, mit denen ich arbeiten darf, erfreut mich. Sie macht unser Leben bunter, und ich persönlich finde bunt (fast) immer gut.
Was mich dagegen furchtbar irritiert, sind Menschen, die Shirts mit einem Aufdruck tragen, aber keine Ahnung haben, was da steht. (Mal abgesehen davon, dass Schrift auf Kleidung mich ohnehin irritiert.) Oder Menschen die offensichtlich achtlos in den Kleiderschrank greifen, und anziehen was ihnen als erstes in die Hände fällt.
Wer mir dagegen erzählt, er würde gerade schier verrückt, weil der Rest eines Etiketts ihn im Nacken juckt, ist für mich ein völlig normaler Mensch. Genau wie jemand, der mir sagt, er habe heute seine freundlichste oder seine abenteuerlustigste Kleidung an.

Herzlichst, was immer du gerade trägst,

Unterschrift Johanna (c) Johanna Ringe 2014 ff. www.dein-buntes-leben.deP.S.: Was stört Dich am meisten an mancher Kleidung? Und was liebst Du an Kleidung? Ich freu mich auf Deinen Kommentar!