Den Regenbogen zu sortieren ist eine beliebte und wichtige Tätigkeit von Krabbelkindern. Auch in der Grundschule werden die Kinder noch dazu ermuntert. Im Erwachsenenalter ist das ja eher verpönt… Aber das ist mir sehr egal: meine Acrylfarben, meine Stoffe, meine Garne, oder auch meine Buntstifte in Regenbogenreihenfolge zu sortieren ist eine der beruhigendsten Tätigkeiten, die ich mir vorstellen kann!
Gibt es eine Verbindung zwischen hohem IQ und einer Sehnsucht nach geordneter Schönheit?
Ich bin nicht die einzige begabte Person, die einer Farbtabelle oder nach den Spektralfarben sortierten Gegenständen etwas abgewinnen kann. Ich bin nicht die einzige Kreative, die ausgesprochen gerne ihre Materialien sortiert und umsortiert: die australische Künstlerin Jane Davenport prägte das Wort rainbowitis für diese spezifische Lust an wohlgeordnetem Künstlerbedarf.
Hochbegabte Kinder brauchen meist deutlich mehr Ordnung in ihrer Umgebung als ihre Altersgenossen. Manche müssen ihr Essen auf dem Teller erst einmal nach Farbe oder Textur sortieren, manche von ihnen müssen ihre Plüschtiere auf eine bestimmte Art sortieren, bevor sie abends schlafen können.
Also, ja, eine mehr oder weniger obsessive Liebe zur Ordnung scheint eine Gemeinsamkeit zu sein.
Wenn man bedenkt, dass Hochbegabte oft auch hochsensibel sind, erscheint die Freude am Farben sortieren noch logischer. Die meisten Menschen genießen was sie als schön wahrnehmen, aber hochsensible Menschen können sich von Schönheit und Farben geradezu ernähren – sie ziehen Energie aus der Beschäftigung damit. Das erklärt ihre Liebe zum Gärtnern, zu Blumen, zu aufgeräumten Kleiderschränken und bunten Küchen …
Wenn Dein Kind also aus gesundheitlichen Gründen im Bett bleiben muss, und glückliche Stunden damit verbringt, Buntstifte zu sortieren, Regenbogen zu malen, alle Farben auszuprobieren und eine eigene Ordnung zu finden, dann tut es sich tatsächlich etwas Gutes.
Den Regenbogen zu sortieren hat einen beruhigenden Effekt auf ein aufgewühltes Gehirn.
Wir wissen inzwischen alle, dass man zwischen Hoch- und Höchstbegabung und dem Autismusspektrum keine harte Linie ziehen kann: alle tendieren in Stresssituationen zu Zwängen, zu repetitiven Verhalten oder Stimming (Abkürzung für Self-stimulating behavior: die Wiederholung von Bewegungen Geräuschen oder Lauten). Das ist überhaupt nicht schlimm. Wenn Du erschöpft, gesundheitlich angeschlagen oder gestresst bist, dann schnapp‘ Dir den Buntstift oder den Pinsel und tauche tief ein in Farbtheorie und Farbtopf. Gut möglich, dass Du dadurch schneller wieder auf die Beine kommst.
Vom Sortieren zum Spielen zum Kunstschaffen…
Na, jetzt kannst Du auch noch versuchen kleine Strichmännchen oder Gesichter in die Farbkleckse zu zeichnen. Tob‘ Dich aus! Hab‘ Spaß! Spiel mit Wasserfarben, dass sie ineinanderlaufen, und spiele die Geschichte vom kleinen Blau und dem kleinen Gelb* nach oder erwecke Deine erloschene Liebe zu Vulkanen wieder zum Leben. Vielleicht findest Du auch Deinen fließenden Übergang zwischen dem Malen eines Farbkreises und dem Malen eines Sonnenwagens mit farbsprühenden Rädern, wer weiß…
Manchmal erlaubt das Wiederherstellen der Ordnung in einem überschaubaren Bereich Deinem Geist sich zu entspannen.
Und ein entspannter Geist ist ein kreativer Geist. Wenn Du auf dem Papier kritzelst, sind Deine Hände beschäftigt und Dein Gehirn entspannt. Wenn Du mir ein bisschen ähnlich bist, dann hast Du in Deinem Kopf meistens irgendwelche offenen Themen oder ungelösten Rätsel versteckt, die an Dir nagen. Und jetzt ist das vielleicht die Zeit, wo Dein Gehirn, quasi unbeobachtet von Dir selbst, sich diesen Dingen endlich widmen kann. Man kann sich nicht verkrampft auf etwas konzentrieren, während man Farben bei ihrem wilden Tanz zusieht und sie dabei anfeuert – aber wer weiß was dabei in Deinem Kopf alles passiert, vielleicht fällt Dir sogar ein Gedicht ein…
Ich wünsche Dir fröhliches den Regenbogen sortieren und mit Farben spielen,
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
P.S. Was sortierst Du gerne? Deine Bücher? Oder geht es Dir ganz anders?
* Das kleine Blau und das kleine Gelb (1959), wichtiges Kinderbuch, das erste von Leo Lionni.
Den Regenbogen zu sortieren ist eine beliebte und wichtige Tätigkeit von Krabbelkindern. Auch in der Grundschule werden die Kinder noch dazu ermuntert. Im Erwachsenenalter ist das ja eher verpönt… Aber das ist mir sehr egal: meine Acrylfarben, meine Stoffe, meine Garne, oder auch meine Buntstifte in Regenbogenreihenfolge zu sortieren ist eine der beruhigendsten Tätigkeiten, die ich mir vorstellen kann!
Gibt es eine Verbindung zwischen hohem IQ und einer Sehnsucht nach geordneter Schönheit?
Ich bin nicht die einzige begabte Person, die einer Farbtabelle oder nach den Spektralfarben sortierten Gegenständen etwas abgewinnen kann. Ich bin nicht die einzige Kreative, die ausgesprochen gerne ihre Materialien sortiert und umsortiert: die australische Künstlerin Jane Davenport prägte das Wort rainbowitis für diese spezifische Lust an wohlgeordnetem Künstlerbedarf.
Hochbegabte Kinder brauchen meist deutlich mehr Ordnung in ihrer Umgebung als ihre Altersgenossen. Manche müssen ihr Essen auf dem Teller erst einmal nach Farbe oder Textur sortieren, manche von ihnen müssen ihre Plüschtiere auf eine bestimmte Art sortieren, bevor sie abends schlafen können.
Also, ja, eine mehr oder weniger obsessive Liebe zur Ordnung scheint eine Gemeinsamkeit zu sein.
Wenn man bedenkt, dass Hochbegabte oft auch hochsensibel sind, erscheint die Freude am Farben sortieren noch logischer. Die meisten Menschen genießen was sie als schön wahrnehmen, aber hochsensible Menschen können sich von Schönheit und Farben geradezu ernähren – sie ziehen Energie aus der Beschäftigung damit. Das erklärt ihre Liebe zum Gärtnern, zu Blumen, zu aufgeräumten Kleiderschränken und bunten Küchen …
Wenn Dein Kind also aus gesundheitlichen Gründen im Bett bleiben muss, und glückliche Stunden damit verbringt, Buntstifte zu sortieren, Regenbogen zu malen, alle Farben auszuprobieren und eine eigene Ordnung zu finden, dann tut es sich tatsächlich etwas Gutes.
Den Regenbogen zu sortieren hat einen beruhigenden Effekt auf ein aufgewühltes Gehirn.
Wir wissen inzwischen alle, dass man zwischen Hoch- und Höchstbegabung und dem Autismusspektrum keine harte Linie ziehen kann: alle tendieren in Stresssituationen zu Zwängen, zu repetitiven Verhalten oder Stimming (Abkürzung für Self-stimulating behavior: die Wiederholung von Bewegungen Geräuschen oder Lauten). Das ist überhaupt nicht schlimm. Wenn Du erschöpft, gesundheitlich angeschlagen oder gestresst bist, dann schnapp‘ Dir den Buntstift oder den Pinsel und tauche tief ein in Farbtheorie und Farbtopf. Gut möglich, dass Du dadurch schneller wieder auf die Beine kommst.
Vom Sortieren zum Spielen zum Kunstschaffen…
Na, jetzt kannst Du auch noch versuchen kleine Strichmännchen oder Gesichter in die Farbkleckse zu zeichnen. Tob‘ Dich aus! Hab‘ Spaß! Spiel mit Wasserfarben, dass sie ineinanderlaufen, und spiele die Geschichte vom kleinen Blau und dem kleinen Gelb* nach oder erwecke Deine erloschene Liebe zu Vulkanen wieder zum Leben. Vielleicht findest Du auch Deinen fließenden Übergang zwischen dem Malen eines Farbkreises und dem Malen eines Sonnenwagens mit farbsprühenden Rädern, wer weiß…
Manchmal erlaubt das Wiederherstellen der Ordnung in einem überschaubaren Bereich Deinem Geist sich zu entspannen.
Und ein entspannter Geist ist ein kreativer Geist. Wenn Du auf dem Papier kritzelst, sind Deine Hände beschäftigt und Dein Gehirn entspannt. Wenn Du mir ein bisschen ähnlich bist, dann hast Du in Deinem Kopf meistens irgendwelche offenen Themen oder ungelösten Rätsel versteckt, die an Dir nagen. Und jetzt ist das vielleicht die Zeit, wo Dein Gehirn, quasi unbeobachtet von Dir selbst, sich diesen Dingen endlich widmen kann. Man kann sich nicht verkrampft auf etwas konzentrieren, während man Farben bei ihrem wilden Tanz zusieht und sie dabei anfeuert – aber wer weiß was dabei in Deinem Kopf alles passiert, vielleicht fällt Dir sogar ein Gedicht ein…
Ich wünsche Dir fröhliches den Regenbogen sortieren und mit Farben spielen,
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
P.S. Was sortierst Du gerne? Deine Bücher? Oder geht es Dir ganz anders?
* Das kleine Blau und das kleine Gelb (1959), wichtiges Kinderbuch, das erste von Leo Lionni.