Was Oszillation mit diesem Blog zu tun hat? Meine Suche nach einem Thema zum bloggen führte mich heute gedanklich an einen Punkt an dem ich scheinbar jedes Jahr im Sommer lande: im Juni 2016 war es „Leben in wachsenden Ringen“, im Juli 2017 schrieb ich „das Leben ist ein Wellenmodell“ und im Juni 2018 fragte ich „kennst Du Deinen Rhythmus?“. Darüber war ich amüsiert und überrascht…scheinbar ist es wirklich so:
Das Leben entwickelt sich wellenförmig, auch das menschliche.
2016 habe ich Rilke zitiert und folgenden für meine Arbeit ganz wesentlichen Gedanken formuliert: „Bei jedem Lernthema, das Dir öfter begegnet – vor allem dieses eine, lästige, genau das, ja – da hast Du sicher auch manchmal das Gefühl, im Kreis zu gehen, immer wieder gegen dieselben Probleme anzukämpfen? Lass mich Dir versichern: es ist kein Kreis, es ist eine Spirale! Jedes Mal fällt das alte Muster Dir ein bisschen früher auf, jedes Mal gelingt es Dir einen Moment lang, anders zu handeln,
jedes Mal bist Du eine Stufe weiter, und betrittst die nächste Spiralwindung, den nächsten wachsenden Ring.“
Diese sich langsam nach oben schraubende spiralförmige Entwicklung ist das Bild, das vielen meiner Klienten Mut macht, sich ihren Themen immer und immer wieder zu stellen. Denn ist es bei Dir nicht auch so: manchmal hast Du das Gefühl die immer wieder gleichen Fehler zu wiederholen und ein andermal denkst Du, Du hast es endlich gelernt. Du oszillierst zwischen Verzweiflung und Optimismus. Hierbei hat die Oszillation eine andere Form, eine andere Wellenlänge als bei Deinem Schlafbedürfnis oder Deinem Hungergefühl.
Jeder unserer Rhythmen zeigt eine andere Oszillation.
Manche sind überschaubar, weil die Wiederholungen so kurz aufeinanderfolgen, dass wir sie erkennen können. Die Oszillation fällt uns auf, wir erkennen die beiden Pole sehr deutlich zwischen denen wir gerade schwingen. Das sind die alltäglichen Dinge wie unser Schlafrhythmus, Tag und Nacht, unsere körperlichen Bedürfnisse und unsere hormonellen Veränderungen. Andere Sachen nehmen wir nicht als Schwingung wahr, weil die Oszillation eine viel zu große Periodendauer hat, oder wir keine Regelmäßigkeit in ihr erkennen können.
Manche Oszillation ist ohnehin nur in einer der beiden Richtungen spürbar.
Zum Beispiel ist unsere Trauer eine Sägezahnschwingung deren Amplitude im Laufe der Zeit kleiner wird: wir wissen, dass wir sehr lange trauern, wenn wir jemanden verlieren. Aber wir wissen auch, dass wir nicht ununterbrochen trauern, sondern in Phasen. Wenn die Trauer uns sehr gebeutelt hat, tritt sie nach und nach wieder in den Hintergrund, bis wir nicht mehr an sie denken. Und dann, unverhofft, irgendwann tritt sie uns wieder die Beine unterm Leib weg und wir stürzen in ein Loch. Das Loch ist jedes Mal weniger tief oder weniger dunkel, aber es überrascht uns jedes Mal aufs Neue wie intensiv unsere Trauer noch ist.
Wir bewegen uns in vielerlei Hinsicht zwischen zwei Polen:
- Glück und Trauer
- Liebe und Angst
- Zuwendung und Abgrenzung
- Gespräch und Schweigen
- Wachen und Schlafen
- Bewegung und Ruhe
- Sommer und Winter
- Außen und Innen
- Frau und Mann
- Planung und Improvisation
- Alter und Jugend
- Offenheit und Einkehr
- …
Bestimmt fallen Dir noch viel mehr oder in Deinen Augen passender Beispiele für Oszillation in Deinem Leben ein. Wichtig ist sich dem nicht ausgeliefert zu fühlen. Wir haben nun mal unsere Zyklen, ob es um unsere Laune oder unsere Libido oder irgendetwas anderes geht. Es ist wie es ist, bei Dir, bei mir und bei jedem anderen.
Wir oszillieren ab und zu wild und dann wieder sanft.
Manchmal schlagen die Wellen hoch, und manchmal sind es sanfte kleine Schaukler. Diese Wellen bedeuten nicht, dass Du hingeworfen und ausgeliefert bist. Sondern dass es immer wieder bergauf geht, dass nach jedem Ende ein Neuanfang wartet. Du kannst Dich darauf verlassen, dass selbst das tiefste, breiteste Tal irgendwann wieder in einen steigenden Hang übergeht. Immer. Manchmal absehbar und sanft, manchmal plötzlich und steil,
manchmal (sehr oft) fast unmerklich erreicht man doch immer den anderen Pol.
Und dann beginnt das Spiel von neuem. Oszillation ist nichts Starres, kein Gerüst, in das wir gezwängt sind. Ich empfinde sie eher als motivierend. Nichts bleibt, alles ändert sich. Und doch gibt es Regeln und in ihrer Wiederholung beruhigende Rhythmen in dieser wilden Welt. Sie sind so vielfältig, in jedem Leben zeigt die Oszillation sich anders. Nicht zwei unter uns Menschen erleben die Welt gleich, und es ist immer wieder aufs Neue lohnenswert sich mit anderen auszutauschen und einen Moment lang zu versuchen, die Welt aus ihrer Perspektive zu sehen. So schwanke ich zwischen Menschenliebe und Weltflucht, zwischen Trauer und Lebensfreude… Manchmal fühle ich mich dadurch gelähmt und manchmal bin ich einfach nur beschwingt… dann denke ich an „Oscillate wildly!“, ein wunderbares Instrumental von The Smiths.
Alle die verschiedenen Oszillationen, die sich in Deinem persönlichen Leben überlagern machen es zu einem einzigartigen Konzert!
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
Was Oszillation mit diesem Blog zu tun hat? Meine Suche nach einem Thema zum bloggen führte mich heute gedanklich an einen Punkt an dem ich scheinbar jedes Jahr im Sommer lande: im Juni 2016 war es „Leben in wachsenden Ringen“, im Juli 2017 schrieb ich „das Leben ist ein Wellenmodell“ und im Juni 2018 fragte ich „kennst Du Deinen Rhythmus?“. Darüber war ich amüsiert und überrascht…scheinbar ist es wirklich so:
Das Leben entwickelt sich wellenförmig, auch das menschliche.
2016 habe ich Rilke zitiert und folgenden für meine Arbeit ganz wesentlichen Gedanken formuliert: „Bei jedem Lernthema, das Dir öfter begegnet – vor allem dieses eine, lästige, genau das, ja – da hast Du sicher auch manchmal das Gefühl, im Kreis zu gehen, immer wieder gegen dieselben Probleme anzukämpfen? Lass mich Dir versichern: es ist kein Kreis, es ist eine Spirale! Jedes Mal fällt das alte Muster Dir ein bisschen früher auf, jedes Mal gelingt es Dir einen Moment lang, anders zu handeln,
jedes Mal bist Du eine Stufe weiter, und betrittst die nächste Spiralwindung, den nächsten wachsenden Ring.“
Diese sich langsam nach oben schraubende spiralförmige Entwicklung ist das Bild, das vielen meiner Klienten Mut macht, sich ihren Themen immer und immer wieder zu stellen. Denn ist es bei Dir nicht auch so: manchmal hast Du das Gefühl die immer wieder gleichen Fehler zu wiederholen und ein andermal denkst Du, Du hast es endlich gelernt. Du oszillierst zwischen Verzweiflung und Optimismus. Hierbei hat die Oszillation eine andere Form, eine andere Wellenlänge als bei Deinem Schlafbedürfnis oder Deinem Hungergefühl.
Jeder unserer Rhythmen zeigt eine andere Oszillation.
Manche sind überschaubar, weil die Wiederholungen so kurz aufeinanderfolgen, dass wir sie erkennen können. Die Oszillation fällt uns auf, wir erkennen die beiden Pole sehr deutlich zwischen denen wir gerade schwingen. Das sind die alltäglichen Dinge wie unser Schlafrhythmus, Tag und Nacht, unsere körperlichen Bedürfnisse und unsere hormonellen Veränderungen. Andere Sachen nehmen wir nicht als Schwingung wahr, weil die Oszillation eine viel zu große Periodendauer hat, oder wir keine Regelmäßigkeit in ihr erkennen können.
Manche Oszillation ist ohnehin nur in einer der beiden Richtungen spürbar.
Zum Beispiel ist unsere Trauer eine Sägezahnschwingung deren Amplitude im Laufe der Zeit kleiner wird: wir wissen, dass wir sehr lange trauern, wenn wir jemanden verlieren. Aber wir wissen auch, dass wir nicht ununterbrochen trauern, sondern in Phasen. Wenn die Trauer uns sehr gebeutelt hat, tritt sie nach und nach wieder in den Hintergrund, bis wir nicht mehr an sie denken. Und dann, unverhofft, irgendwann tritt sie uns wieder die Beine unterm Leib weg und wir stürzen in ein Loch. Das Loch ist jedes Mal weniger tief oder weniger dunkel, aber es überrascht uns jedes Mal aufs Neue wie intensiv unsere Trauer noch ist.
Wir bewegen uns in vielerlei Hinsicht zwischen zwei Polen:
Bestimmt fallen Dir noch viel mehr oder in Deinen Augen passender Beispiele für Oszillation in Deinem Leben ein. Wichtig ist sich dem nicht ausgeliefert zu fühlen. Wir haben nun mal unsere Zyklen, ob es um unsere Laune oder unsere Libido oder irgendetwas anderes geht. Es ist wie es ist, bei Dir, bei mir und bei jedem anderen.
Wir oszillieren ab und zu wild und dann wieder sanft.
Manchmal schlagen die Wellen hoch, und manchmal sind es sanfte kleine Schaukler. Diese Wellen bedeuten nicht, dass Du hingeworfen und ausgeliefert bist. Sondern dass es immer wieder bergauf geht, dass nach jedem Ende ein Neuanfang wartet. Du kannst Dich darauf verlassen, dass selbst das tiefste, breiteste Tal irgendwann wieder in einen steigenden Hang übergeht. Immer. Manchmal absehbar und sanft, manchmal plötzlich und steil,
manchmal (sehr oft) fast unmerklich erreicht man doch immer den anderen Pol.
Und dann beginnt das Spiel von neuem. Oszillation ist nichts Starres, kein Gerüst, in das wir gezwängt sind. Ich empfinde sie eher als motivierend. Nichts bleibt, alles ändert sich. Und doch gibt es Regeln und in ihrer Wiederholung beruhigende Rhythmen in dieser wilden Welt. Sie sind so vielfältig, in jedem Leben zeigt die Oszillation sich anders. Nicht zwei unter uns Menschen erleben die Welt gleich, und es ist immer wieder aufs Neue lohnenswert sich mit anderen auszutauschen und einen Moment lang zu versuchen, die Welt aus ihrer Perspektive zu sehen. So schwanke ich zwischen Menschenliebe und Weltflucht, zwischen Trauer und Lebensfreude… Manchmal fühle ich mich dadurch gelähmt und manchmal bin ich einfach nur beschwingt… dann denke ich an „Oscillate wildly!“, ein wunderbares Instrumental von The Smiths.
Alle die verschiedenen Oszillationen, die sich in Deinem persönlichen Leben überlagern machen es zu einem einzigartigen Konzert!
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,