Das Bunte Leben

Emotionen und Kommunikation

Emotionen und Kommunikation (Text über Photo einer Frau, die über der linken Hand ein gezeichnetes anatomisches Herz, über der rechten Hand ein gezeichnetes Gehirn schwebend hält) (Bild Shutterstock Basic) ©Johanna Ringe 2024 www.dein-buntes-leben.de

Mehr als zwei sind eine Gruppe und Kommunikation ist Glückssache. Über den ersten Teil will ich gar nicht diskutieren, aber Kommunikation ist etwas, was man lernen kann. Schwierig wird allerdings oft die Kombination von Emotionen und Kommunikation.

Dabei gehören Emotionen und Kommunikation zum Menschsein wie das Atmen!

Wenn eine Person, deren Intelligenz deutlich über dem Durchschnitt liegt, die Worte ihres Gegenübers in einem schriftlichen oder mündlichen Gespräch konsequent unlogisch oder falsch interpretiert, mit den zu erwartenden Konsequenzen, trifft vermutlich einer von zwei Fällen zu: Entweder die Person ist gerade hoch emotional oder sie hat kein Interesse am Gelingen der Kommunikation. Im ersten Fall, wenn die Emotionen das Verhalten der Person diktieren, bleibt dem Gegenüber eigentlich nur der Rückzug, um auf ruhigere Zeiten zu warten.

Egal wie intelligent wir sind, wie logisch wir denken können, wie gut wir uns meinen unter Kontrolle zu haben, jede starke Emotion beeinflusst, was unser Geist gerade denkt.

Ich möchte nicht unbedingt den viel zitierten Säbelzahntiger bemühen, stattdessen lieber ein Beispiel aus dem Straßenverkehr: wenn ich als Autofahrerin auf der Kreuzung feststelle, dass aus der Seitenstraße jemand zu schnell angefahren kommt, muss mein Fuß schwer auf dem Gaspedal landen, ohne dass ich darüber erst nachdenke. Anderes Beispiel: wenn ein Kleinkind in den Pool fällt, muss ich hinterher, ohne erst nach dem Buchzeichen zu suchen oder mein Hemd auszuziehen.

Angst, Freude, Wut oder Schreck – Emotionen haben Vorrang vor Gedanken.

(Dieses Thema macht uns bewusst, dass wir Menschen eben auch Tiere sind.) Da Emotionen immer eine motorische Komponente haben, uns in Bewegung bringen wollen, springen wir in emotionalen Diskussionen gerne auf, gestikulieren wild oder rennen hin und her. Im Idealfall merken alle Beteiligten, dass sie emotional sind, und thematisieren das, vertagen dies Gespräch oder finden eine andere Lösung. Vielleicht ist auch eine Unterbrechung in der alle einen Spaziergang machen eine gute Lösung. Im schlimmsten Fall hingegen kommt es zu Ausbrüchen körperlicher Gewalt.

Wenn zu heftigen Emotionen noch feste Überzeugungen kommen…

Es gibt erfahrungsgemäß so viele Meinungen zu jedem Thema wie Menschen, die darüber nachdenken. Normalerweise sortieren wir uns entsprechend, suchen die Gegenwart von Gleichgesinnten und meiden die anderen. Eine vernünftige Idee. Aber manchmal, leider gar nicht so selten, müssen wir mit Menschen Umgang pflegen, die andere Meinungen und vielleicht auch andere Werte haben als wir. Das kann fordernd sein, und je gelassener wir dabei bleiben, umso besser. Aber jeder von uns hat seine persönlichen Triggerpunkte, an denen ungewollt und ungeplant die Emotionen hochkochen.

… dann ist gelingende Kommunikation praktisch unmöglich.

„Beim Essen reden wir weder über Politik noch Religion.“ Das ist eine sehr weise Regel, nicht nur für Familienfeiern, sondern allgemein gut für die Verdauung aller Beteiligten. Denn bei Politik und Religion geht es immer um unsere Werte, um die Grundlagen unseres Blickes auf die Welt und auf unsere Mitmenschen. Und das sind nicht die einzigen beiden schwierigen Themen: Beziehungen jeder Art, also wie wir miteinander umgehen wollen, was für Dich persönlich ein gutes soziales Konstrukt darstellt – wenn wir darüber sprechen, werden wir auch emotional. Ob ein Gespräch darüber hilfreich wird hängt definitiv auch von der Emotionsregulationsfähigkeit der Beteiligten ab.

Wie wollen wir miteinander umgehen – eine emotionale Frage.

Ob es um den Umgang in der Familie geht, um die Stimmung am Arbeitsplatz, um das Verhalten einer ganzen Nation oder um die selbst auferlegten Regeln in irgendeiner Interessensgemeinschaft, in jedem dieser Fälle geht es darum einen Konsens zu finden. Wir wollen eine Definition finden, die für alle Beteiligten akzeptabel oder mindestens tolerabel ist. Die also irgendwie alle relevanten Werte aller beteiligten Menschen abbildet.

Hier wird klar, dass das eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist, wenn die Gruppe willkürlich zusammengewürfelt oder einfach zu groß ist.

Da wir Menschen als Rudeltiere aber unbedingt zu einer Gruppe gehören wollen, müssen wir manchmal lange suchen, bis wir ein soziales Konstrukt finden, in dem unsere persönlichen Werte relevant sind. Wenn wir nicht bereit oder nicht in der Lage sind lange zu suchen, dann müssen wir Kompromisse eingehen und Abstriche machen. (Und in den Verhandlungen und Diskussionen unsere Emotionen bestmöglich im Griff haben.)

Sind uns Kompromisse nicht möglich, ist diese Gruppe nicht unsere. Wir müssen sie verlassen und uns eine andere suchen.

Genau das weckt in uns negative, uns geradezu überschwemmende Emotionen und Kommunikation mit dieser Gruppe wird unmöglich. Oder sagen wir lieber, gelingende Kommunikation wird unwahrscheinlich. (Das führt dann zum zweiten Fall aus dem 2.Absatz oben: es besteht kein Interesse mehr am Gelingen der Kommunikation.)
Hier hilft beiden Seiten tatsächlich nur noch Abstand zu gewinnen und Selbstfürsorge zu praktizieren.
Um dann erneut auf die Suche zu gehen nach Menschen, die unsere Werte teilen.

Je besser wir unsere eigenen Wertvorstellungen und unser eigenes System kennen, desto besser sind wir in der Lage einzuschätzen, wohin wir gehören.

Und je ehrlicher und authentischer wir uns in der Welt bewegen, desto eher werden wir von denen erkannt die ihrerseits uns suchen. Das erfordert Mut und Kraft, ja, aber deutlich weniger Kraft, als sich permanent verbiegen und anpassen zu müssen.
Gute Kommunikation bedeutet für mich beileibe nicht nur sanft säuselnd Kompromisse finden. Nein,

gute Kommunikation beinhaltet unsere emotionalen Auseinandersetzungen, unseren geistigen Austausch, unsere BeziehungsPflege und die eher spielerische Auseinandersetzung mit Sachverhalten.

Solange wir uns der Vielschichtigkeit jeder Kommunikation bewusst sind, und wir unseren Fokus weniger auf unserem eigenen kurzfristigen Vorteil als vielmehr auf dem langfristigen Wohl unseres gewählten sozialen Konstruktes haben, wird uns das Jonglieren mit Emotionen und Kommunikation schon gelingen!

Herzlichst, wo immer Du gerade bist,

Unterschrift Johanna (c) Johanna Ringe 2014 ff. www.dein-buntes-leben.de