Erinnerst Du Dich, wie Du als Kind zugehört hast, wenn jemand Dir Märchen aus einem dicken Buch vorgelesen hat? Oder, noch besser, erzählt hat? Vielleicht hast Du mit Deinem Lieblingskuscheltier auf dem Schoß Deiner Großmutter gesessen. Vielleicht hast Du sogar mit den Märchenbüchern lesen gelernt. Aber selbst, wenn es bei Euch keine Bücher gegeben haben sollte, und Du Deine ganze Kindheit vor dem Fernseher verbracht hast, kennst Du Märchen. Du weißt, dass die Prinzessin verflucht wurde und im höchsten Turm des Schlosses eingeschlafen ist. Du weißt, dass der Prinz exakt im richtigen Moment kommt. Du weißt, dass das Monster besiegt wird; die böse Stiefmutter, der Menschenfresser, sie alle bekommen ihre gerechte Strafe.
Du weißt, dass Märchen gut ausgehen.
Natürlich gibt es da auch andere Märchen, die eher eine Abfolge von tragikomischen Ereignissen beschreiben. Über die will ich heute nicht reden. Ich will heute mit Dir über Dein Lieblingsmärchen sprechen. Wild geraten, gibt es darin eine heldenhafte Hauptperson, einige Gegenspieler, einige Schwierigkeiten, irgendeine vermutlich magische oder geheimnisvolle Unterstützung für die Hauptperson, einige Überraschungen und ein Happy End.
Hier und heute geht es aber nicht um diese Heldenreise.
Denn jedes Märchen ist voller Dinge, die vielleicht gar nichts zur Hauptgeschichte beitragen. Es gibt Landschaften, weite Ebenen, einen sich schlängelnden Pfad, den großen Fluss oder die höchsten Berge. Es gibt Tiere, Orte und Gebäude. Vielleicht gibt es einen Konditor, eine Köchin, einen Schneider oder Schäfer, Marktfrauen und andere Gestalten, die einfach am Rand der Geschichte ihren eigenen Geschäften nachgehen. Vielleicht gibt es in dem Märchen eine ganze Herde magische Pferde, aber nur eines davon spielt wirklich eine Rolle in der Geschichte. Auch die Nachbarn oder die entferntere Familie unserer Hauptperson leben ihre Leben außerhalb des Scheinwerferlichts.
Schau Dir mal die Ränder Deines Märchens genauer an…
Betrachte die Figuren, die Landschaften, und all die Räume, die nicht näher beschrieben werden. Was glaubst Du, geschieht dort? Wie ist denn das Leben der mittleren Tochter? Was passiert mit dem Rest der Herde? Es kann interessant, vergnüglich und vielleicht sogar heilsam sein, diese vernachlässigten Teile des bekannten Märchens zu erforschen.
Versuche zuerst all Deine Erinnerungen aus der Kindheit abzurufen, aber wenn Du möchtest, suche nach dem Märchentext und lies es wieder durch. Ich bin sicher, Dir werden Dinge auffallen, die Du völlig vergessen hattest oder die Dir noch nie zuvor aufgefallen sind!
Betrachte Dein Lieblingsmärchen aus einer weiteren, völlig anderen Perspektive.
Ich habe vor kurzem in einem Essay von Ursula K. LeGuin gelesen, dass sie die Idee der absoluten Ruhe und Stille im schlafenden Schloss Dornröschens so anziehend fand, dass sie selbst eine kleine Geschichte geschrieben hat, in der ein Junge sich durch die Hecke arbeitet, ohne jemanden zu wecken und ohne Einfluss auf die eigentliche Geschichte zu nehmen. Außerdem ist die Idee verführerisch, dass die Prinzessin eine gute lange Ruhepause einlegen kann, ihre kindliche Unabhängigkeit bewahren kann, bevor sie sich Hochzeit, Mutterschaft und anderen Dingen stellen muss. Das Wachsen der Rosen zu genießen und den Gesang der Vögel oben am Himmel, in völliger Freiheit, ohne Erwartungshaltungen erfüllen zu müssen… Eine wundervolle Idee, nicht wahr?
Versuch einmal, aus der Geschichte herauszutreten und die Dinge mit Staunen zu betrachten.
Wie wäre das Leben im höchsten Turm? Was könnte man von dort oben sehen? Wer lebt außer der Großmutter noch im tiefen Wald? Wohin würdest Du reisen, wenn Du ein eigenes Schiff hättest? Könntest Du Dich mit dem Vogel Rock anfreunden? Denkst Du, Gretel wird sich je wieder einschüchtern lassen, nachdem sie die Hexe besiegt hat? Was würdest Du den Sterndeuter am Ende der Welt fragen? Wieso lebt der Teufel denn überhaupt bei seiner Großmutter? Und was passiert mit dem Gebirge, das aus dem magischen Kamm entstand, als das Mädchen ihn bei seiner Flucht über die Schulter warf? Wie ist das Leben als Hüterin einer Herde sprechender Pferde? Hat der gestiefelte Kater sich je einsam gefühlt? Wo kamen die sieben Zwerge her und gibt es noch mehr von ihnen? Wer lebt eigentlich hinter dem achten Berg?
Du siehst: so viele Fragen! Und die Antworten liegen in Deiner Fantasie…
Herzlich, wo immer Du gerade staunst,
Erinnerst Du Dich, wie Du als Kind zugehört hast, wenn jemand Dir Märchen aus einem dicken Buch vorgelesen hat? Oder, noch besser, erzählt hat? Vielleicht hast Du mit Deinem Lieblingskuscheltier auf dem Schoß Deiner Großmutter gesessen. Vielleicht hast Du sogar mit den Märchenbüchern lesen gelernt. Aber selbst, wenn es bei Euch keine Bücher gegeben haben sollte, und Du Deine ganze Kindheit vor dem Fernseher verbracht hast, kennst Du Märchen. Du weißt, dass die Prinzessin verflucht wurde und im höchsten Turm des Schlosses eingeschlafen ist. Du weißt, dass der Prinz exakt im richtigen Moment kommt. Du weißt, dass das Monster besiegt wird; die böse Stiefmutter, der Menschenfresser, sie alle bekommen ihre gerechte Strafe.
Du weißt, dass Märchen gut ausgehen.
Natürlich gibt es da auch andere Märchen, die eher eine Abfolge von tragikomischen Ereignissen beschreiben. Über die will ich heute nicht reden. Ich will heute mit Dir über Dein Lieblingsmärchen sprechen. Wild geraten, gibt es darin eine heldenhafte Hauptperson, einige Gegenspieler, einige Schwierigkeiten, irgendeine vermutlich magische oder geheimnisvolle Unterstützung für die Hauptperson, einige Überraschungen und ein Happy End.
Hier und heute geht es aber nicht um diese Heldenreise.
Denn jedes Märchen ist voller Dinge, die vielleicht gar nichts zur Hauptgeschichte beitragen. Es gibt Landschaften, weite Ebenen, einen sich schlängelnden Pfad, den großen Fluss oder die höchsten Berge. Es gibt Tiere, Orte und Gebäude. Vielleicht gibt es einen Konditor, eine Köchin, einen Schneider oder Schäfer, Marktfrauen und andere Gestalten, die einfach am Rand der Geschichte ihren eigenen Geschäften nachgehen. Vielleicht gibt es in dem Märchen eine ganze Herde magische Pferde, aber nur eines davon spielt wirklich eine Rolle in der Geschichte. Auch die Nachbarn oder die entferntere Familie unserer Hauptperson leben ihre Leben außerhalb des Scheinwerferlichts.
Schau Dir mal die Ränder Deines Märchens genauer an…
Betrachte die Figuren, die Landschaften, und all die Räume, die nicht näher beschrieben werden. Was glaubst Du, geschieht dort? Wie ist denn das Leben der mittleren Tochter? Was passiert mit dem Rest der Herde? Es kann interessant, vergnüglich und vielleicht sogar heilsam sein, diese vernachlässigten Teile des bekannten Märchens zu erforschen.
Versuche zuerst all Deine Erinnerungen aus der Kindheit abzurufen, aber wenn Du möchtest, suche nach dem Märchentext und lies es wieder durch. Ich bin sicher, Dir werden Dinge auffallen, die Du völlig vergessen hattest oder die Dir noch nie zuvor aufgefallen sind!
Betrachte Dein Lieblingsmärchen aus einer weiteren, völlig anderen Perspektive.
Ich habe vor kurzem in einem Essay von Ursula K. LeGuin gelesen, dass sie die Idee der absoluten Ruhe und Stille im schlafenden Schloss Dornröschens so anziehend fand, dass sie selbst eine kleine Geschichte geschrieben hat, in der ein Junge sich durch die Hecke arbeitet, ohne jemanden zu wecken und ohne Einfluss auf die eigentliche Geschichte zu nehmen. Außerdem ist die Idee verführerisch, dass die Prinzessin eine gute lange Ruhepause einlegen kann, ihre kindliche Unabhängigkeit bewahren kann, bevor sie sich Hochzeit, Mutterschaft und anderen Dingen stellen muss. Das Wachsen der Rosen zu genießen und den Gesang der Vögel oben am Himmel, in völliger Freiheit, ohne Erwartungshaltungen erfüllen zu müssen… Eine wundervolle Idee, nicht wahr?
Versuch einmal, aus der Geschichte herauszutreten und die Dinge mit Staunen zu betrachten.
Wie wäre das Leben im höchsten Turm? Was könnte man von dort oben sehen? Wer lebt außer der Großmutter noch im tiefen Wald? Wohin würdest Du reisen, wenn Du ein eigenes Schiff hättest? Könntest Du Dich mit dem Vogel Rock anfreunden? Denkst Du, Gretel wird sich je wieder einschüchtern lassen, nachdem sie die Hexe besiegt hat? Was würdest Du den Sterndeuter am Ende der Welt fragen? Wieso lebt der Teufel denn überhaupt bei seiner Großmutter? Und was passiert mit dem Gebirge, das aus dem magischen Kamm entstand, als das Mädchen ihn bei seiner Flucht über die Schulter warf? Wie ist das Leben als Hüterin einer Herde sprechender Pferde? Hat der gestiefelte Kater sich je einsam gefühlt? Wo kamen die sieben Zwerge her und gibt es noch mehr von ihnen? Wer lebt eigentlich hinter dem achten Berg?
Du siehst: so viele Fragen! Und die Antworten liegen in Deiner Fantasie…
Herzlich, wo immer Du gerade staunst,