Ja, ich weiß, die Nerven liegen blank. Und andererseits wächst die Hoffnung, dass Impfungen und das wärmere Wetter uns ermöglichen, ein paar normalere Monate zu erleben. Mit Kontakten und Berührungen. Berührungen, nach denen unsere Haut und unsere Psyche hungern. Umarmungen- wider die Einsamkeit und für die seelische und letztlich auch körperliche Gesundheit! Dann werden wir uns immer noch genau überlegen, wen und wie wir berühren, wenn wir hochsensibel sind. Denn Abgrenzung und Schutz sind wichtige Themen für Hochsensible.
Gezielte Abgrenzung ist angesagt, um sich nicht unbeabsichtigt von Euphorie oder von PANIK anstecken zu lassen.
Wir müssen oft aufpassen, unsere eigenen Gefühle und Empfindungen von denen unserer Mitmenschen zu unterscheiden, das ist ein Teil der Hochsensibilität. Aber das ist meist einfacher gesagt als getan! Vor allem dann, wenn es bitter nötig wäre, in Menschenmengen oder Stresssituationen. Darum habe ich ein paar Übungen zusammengestellt, die Dir dabei helfen können. Es sind simple, durch einfaches Ausprobieren und Üben zu erarbeitende Übungen, die in der Wirkung erstaunlich mächtig sind.
Kurze Einführung
Such Dir bitte eine der Übungen aus, und praktiziere sie mindestens 21 Tage, drei Wochen lang, bevor Du zu einer anderen übergehst.
Natürlich kannst Du einfach einmal ausprobieren, ob die betreffende Visualisierung Dir leichtfällt, sich gut anfühlt etc. Um aber zu entscheiden, ob die ausgewählte Übung Dir im Ernstfall wirklich was nutzt, musst Du sie schon eine Weile einüben.
Wenn die Übung Dir schwer fällt, oder Du auch nach der Testphase keinen Schutz empfindest, probierst Du einfach eine der anderen aus, oder kombinierst die Elemente, die Dich ansprechen, und machst Deine eigene Visualisierung daraus! Sei spielerisch im Ausprobieren, der Schutz muss für Dich spürbar sein, und die Übung soll Dir gefallen.
Erlaubt ist, was hilft. (Und was Spaß macht, hilft noch besser!)
Der Ball
Stell Dir vor, Du stehst in einem großen durchsichtigen Ball. Er durchdringt den Boden und alles um Dich herum und umgibt Dich vollständig mit seiner halbdurchlässigen Membran: was Dir gut tut kann zu Dir gelangen, alles andere prallt außen ab.
Also eine freundliche Bemerkung oder eine Umarmung sind möglich, aber Aggression, Lärm oder Missgunst dringen einfach nicht zu Dir durch.
Der Lichtzylinder
Stell Dir vor, Du stehst in einem Lichtzylinder, der oben und unten in der Unendlichkeit verschwindet und einen Durchmesser von ca. 2 bis 3 Metern hat. (Das kannst Du so anpassen, wie es Dir guttut, aber mindestens eine Armlänge in alle Richtungen solltest Du haben.)
Es ist goldenes Licht, das alles andere außen mehr oder weniger unkenntlich macht.
Auch hierbei kannst Du mit der Durchlässigkeit spielen: wenn nötig schottet der Zylinder Dich komplett ab, ein andres Mal dringt Liebe und alles was Dir gut tut hindurch, während alles andere abprallt. Die Energien der Erde und des Himmels, wie auch immer das in Deinem Weltbild aussehen mag, erreichen Dich in jedem Fall. Es ist im Lichtzylinder für manche Menschen etwas einfacher ruhig und geerdet zu bleiben als im Ball.
Der Schutzkreis
Diese Übung ist besonders auf Reisen und in fremden Hotelzimmern hilfreich: Imaginiere einen Schutzkreis um Dich herum. Ein Kreis auf dem Biden, und in alle Himmelrichtungen kannst Du ein Schutzsymbol Deiner Wahl in die Luft zeichnen. Entweder nur vor Deinem inneren Auge vorstellen, wie das Symbol sich aus Licht formt, oder mit der Hand in die Luft zeichnen. Ganz wie Du willst. Morgens, oder einfach wenn Du den Raum verlässt, kannst Du kurz visualisieren, wie der Kreis sich auflöst. (Es ist auch in Ordnung, wenn Du das lässt!)
Das Schutzgebet oder der Zauberspruch
Für weniger visuell orientierte Hochsensible mag ein kurzes Gebet oder ein Zauberspruch als Schutz hilfreicher sein. Such Dir eine Formulierung, die Dich anspricht, die Dir ein körperlich erfahrbares Gefühl von Sicherheit vermittelt. Es gibt viele Schutzgebete in unserer Welt, aus allen Religionen und Weltanschauungen. Das Vaterunser ist ein mächtiges Gebet, aber auch ein kurzes Mantra kann Dir helfen, einen inneren Sicherheitsabstand zur stressigen Situation herzustellen, in der Du bist. Und das ist der Punkt. Du wirst wissen, was für Dich funktioniert, und was nicht.
Der Schutzmantel
Stell Dir vor, Du trägst ein weites, für andere unsichtbares Cape, bis zum Boden, mit Kapuze. Aus einem Stoff Deiner Wahl. Das kann Licht sein, buntes Patchwork, Fell, Federn oder Silbergewebe, mal ihn Dir genauso aus, wie er Deiner Meinung nach sein muss… es ist in jedem Fall ein mächtiger Zaubermantel, der Dich vor allem schützt, was Dir schaden könnte.
Es soll Menschen geben, die sich damit „unsichtbar“ machen können, wenn sie aus einer Situation verschwinden wollen, ohne gesehen oder aufgehalten zu werden…
Die Seifenblase
Stell Dir vor, Du bist von einer gigantischen, schillernden Seifenblase umgeben, deren Hülle außen spiegelt. Nur was Dir gut tut kann hindurch dringen, alles andere wird einfach abgelenkt und zurückgeworfen. Diese Blase mag Dir erst fragil vorkommen, aber sie ist eigentlich nur eine Abwandlung des oben genannten Balls. Mir gefällt hier gerade die Leichtigkeit, denn ich will ja in der Welt bleiben, berührbar bleiben, nur geschützt.
Wenn es Dir besser gefiele, einfach in einer Lichtkugel zu stehen, bitte, Du bist Dein Chef:
Farbe, Form und Material Deines Schutzes ist vollkommen Deiner Phantasie und Deinen Vorlieben überlassen. Je nach Situation nutze ich unterschiedliche Übungen.
Wichtig ist, dass es eine Vorstellung, ein inneres Bild ist, das Dir so selbstverständlich und richtig vorkommt, dass Du es bald in jeder unguten Situation mit einem Gedanken heraufbeschwören kannst.
Ob in der U-Bahn, auf einem Konzert, bei einer Demo oder einer Familienfeier: wann immer Du das Bedürfnis hast, Dich zu schützen. (Es kann auch ein netter, den inneren Frieden wieder herstellender Zeitvertreib sein, sich den Kosmonautenanzug in allen Details auszumalen…)
Bitte vergiss bei aller Abgrenzung und allem notwendigen Schutz nicht, Dich anderen auch zu nähern, Dein Herz zu öffnen für nährende und inspirierende Begegnungen! Manchmal ist das Problem gar nicht der mangelnde, sondern der zu große Abstand…
Viel Erfolg beim Üben, und bitte hab viel Spaß beim Ausprobieren!
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
P.S.: Diese Schutz-Übungen können gleichzeitig helfen, quälende Gedankenkarusselle zu stoppen! Und es ist nie verkehrt, sich einen Knoten ins Taschentuch zu machen, oder einen erinnernden Zettel ans Telefon zu kleben, bis die Übungen in Fleisch und Blut übergegangen sind…
Zum Üben:
Das wichtigste gleich vorweg: es gibt kein richtig und kein falsch. Du darfst ausprobieren, ob Du lieber die Augen schließt oder Dir in Deiner Umgebung mit offenen Augen die gewünschte Übung vorstellst.
Vielleicht fällt es Dir leicht, und Du hast gleich ein Bild, oder aber Du nimmst Dir ein paar Minuten mehr Zeit zum Imaginieren.
Vielleicht liest Du meinen Beitrag und hast gleich eine Vorliebe, probierst eine Übung erfolgreich aus und Du kannst schon morgen in einer anstrengenden Situation davon profitieren… Oder Du probierst Dich langsam hindurch, nimmst Dir immer z.b. auf dem Heimweg vom Job im Zug die Zeit zum üben, und bist dann in einigen Monaten in der Lage, jeder Stresssituation gelassener zu begegnen, weil Du deine Übung nachts, im Schlaf oder eben unter akutem Stress ausführen kannst.
Da gibt es so viele Wege wie Menschen, und empfehlen kann ich nur das: auszuprobieren, Spaß dabei zu haben und dran zu bleiben, bis mindestens eine der Übungen Dir wirklich leicht fällt.
Und eben im Notfall dann auch einfällt.