Achtsamkeit Selbstannahme

Brauchst Du eine Pause vom Durchhalten?

Pause vom Durchhalten: Text auf Zeichnung von Person mit Decke über dem Kopf. ©Johanna Ringe 2020 www.dein-buntes-leben.de

10 Minuten, mehr will ich gar nicht. Pause vom Durchhalten. 10 Minuten lang unter eine Decke kriechen, sie mir über den Kopf ziehen, und leise weinend mir selbst leidtun.
Draußen fliegen die letzten Wespen auf der Suche nach Wärme und Nahrung. Der Pflaumenkuchen schmeckt fad. Das Wetter macht mich so müde, dass ich einfach keine Lust mehr habe. Keine Lust aufzustehen, keine Lust zu arbeiten, keine Lust zu reden, keine Lust zu lesen… Keine Lust.

Ich erlaube mir jetzt für 10 Minuten mich fallen zu lassen in dieses Loch: 10 Minuten jammern.

Manchmal reicht das vollkommen. Wenn eine gewisse Trauer oder Sinnlosigkeit droht von Dir Besitz zu ergreifen, dann ist durchhalten und weitermachen nicht immer die beste Idee. Gerade in verrückten Zeiten, wenn wir unsere Energiereservoirs schwer auffüllen können, passiert es sonst vielleicht: Du rennst viel beschäftigt und gut funktionierend so lange weiter bis Du umfällst.

Manchmal brauchst Du eine Pause vom Durchhalten.

Wir haben ein anstrengendes Jahr, aus so vielen Gründen, und haben es schon bis in den Herbst geschafft. Also lasst uns doch versuchen, neben Zivilcourage und politischem Engagement auch unser eigenes psychisches und emotionales Wohlergehen im Auge zu behalten. Dazu gehört, sich ab und zu mal eine Pause vom stark sein zu gönnen. Momente der Schwäche sind auch Momente der Entspannung und daher dringend notwendig.

Unsere Traurigkeit wie unsere ANGST sind unsere Verbündeten.

Gegen das zu kämpfen was uns unerträglich erscheint ist wichtig. Unsere Traurigkeit und unser Gerechtigkeitsempfinden sind Motoren für unsere Zivilcourage und unser Engagement für andere. Sie sind unbequem und genau deshalb halten sie uns in Bewegung. Aber, und es gibt immer ein „Aber“, weil es immer mehrere Blickwinkel gibt, manchmal müssen wir sie auch einfach fühlen. Manchmal muss die Traurigkeit wie eine Welle in uns aufsteigen dürfen, die Tränen aus unseren Augen fließen und die Schwermut uns niederdrücken dürfen.

Nur für einen Moment sich den Gefühlen hinzugeben ist möglich.

Natürlich willst Du nicht in diesem schwarzen Loch versinken, schon gar nicht jetzt, wo das Sonnenlicht fehlt. (Wie gehst Du mit dem mangelnden Sonnenlicht um? Was macht Dein Vitamin D?) Es ist bitter nötig, dem entgegen zu steuern. Besonders aufmerksam sollten diejenigen sein, die mit Depressionen, Stimmungsschwankungen, SAD oder Dysthymie zu tun haben. Die Gefühle brauchen Raum, ja, aber es soll nur eine Pause vom Durchhalten sein, nicht ein Abstieg in die Unterwelt!

Selbstdisziplin soll den Rahmen setzen.

Selbst wenn Du Dir dabei albern vorkommst: versuche einmal, Dir einen Küchenwecker zu stellen. 10 Minuten reichen vielleicht aus, um dem betreffenden Gefühl, sei es Trauer oder Hilflosigkeit, einmal richtig Raum zu geben. Wenn Du sehr anfällig für dunkle Gefühle bist, sorge dafür, dass Du nicht allein im Haus bist, vertraue den Wecker vielleicht einer anderen Person an, und bitte darum, dass sie Dich darin unterstützt, aus der Pause wiederaufzutauchen. Vielleicht brauchst Du nur 5 Minuten, vielleicht eine halbe Stunde.

Wichtig ist in jedem Fall, dass Du ein klares Signal setzt: jetzt ist es vorbei!

Sich zum Trauern unter eine Decke zu verkrümeln und diese dann nach den 10 Minuten sorgfältig zusammenzulegen kann schon ausreichen. Oder Du wickelst Dich in eine Strickjacke oder ein weiches Tuch, dass Du zum Jammertuch deklarierst. Oder Du zündest eine kleine, dünne Kerze an, deren Verlöschen Dir deutlich zeigt, dass wieder andere Dinge Deine Aufmerksamkeit erfordern.
Nutze Deine Fantasie, Du selbst kennst Dich am besten. Du wirst etwas finden, was funktioniert. Gib Dir selbst einen klaren Rahmen, das ist Dein bester Schutz davor nicht mehr aus dem Loch herauszukommen.

Wenn die Tränen geweint sind kannst Du klarer sehen.

Egal ob Du um die Welt, die politischen Zustände, einen Verlust oder verpasste Gelegenheiten weinst – diese Gefühle sind da und wollen gefühlt werden. Wir halten alle durch, mehr oder weniger gut, und brauchen manchmal eben eine echte Pause vom Durchhalten. Erst danach kannst Du Dich daran machen die Situation zu ändern. Mit klarerem Kopf und neuem Fokus.

Herzlichst, wo immer Du gerade bist,

 

Unterschrift Johanna (c) Johanna Ringe 2014 ff. www.dein-buntes-leben.deP.S.: Wenn Du jemanden zum Reden brauchst, bitte, Mail genügt!