Heute werfe ich mal nur eine These in den Raum und hoffe auf eine rege Diskussion, am liebsten hier in den Kommentaren:
Die menschliche Faulheit ist die Mutter des Fortschritts.
Die meisten Hochbegabten sind sehr effizient, allein schon, weil sie unnötigen Arbeitsaufwand und Energieverbrauch vermeiden wollen. Daher der geradezu legendäre Optimierungszwang vieler Hochbegabter, über den ihre Kollegen und Mitarbeiter oft fluchen. „Das haben wir immer schon so gemacht, warum sollten wir das jetzt ändern? Never change a running system!“ Das sind Sätze, die die meisten von uns zuverlässig auf die Palme bringen. Wir begreifen nicht, wieso die menschliche Abneigung vor Veränderungen, der Wunsch nach der Sicherheit des Altbekannten, bei vielen Menschen so viel stärker ist, als der Wunsch, Zeit und Energie zu sparen durch eine Veränderung hin zur Effizienz.
Sobald also bei einem Menschen die Faulheit lauter schreit, als die Angst vor Veränderung, findet Fortschritt statt.
- Was hat nun die Hochbegabung damit zu tun?
- Sind wir schneller im Erkennen unnötiger Verschwendung?
- Haben wir weniger Bereitschaft zur Duldung anstrengender Vorgaben?
- Sind wir fauler?
- Sind wir bequemer?
- Liegt es einfach daran, dass wir uns schneller und effektiver eine Vereinfachung vorstellen können?
- Oder daran, dass wir weniger Angst vor der Umsetzung dieser Veränderung haben?
- Von allem ein wenig oder etwas ganz anderes?
Geschieht diese Veränderung nur, wenn der Weg dorthin weniger Energie erfordert als das Aufrechterhalten des Status quo?
- Welche Rolle spielt unsere Neugierde?
- Wer ist stärker, Faulheit oder Neugier?
- Sind diese überhaupt Gegenspieler?
- Fragen über Fragen!
Ich hoffe, dass ich Dich ein wenig einladen konnte, mit zu philosophieren… oder aber Dich so aufregen konnte, dass Du hier unten dringend einen Kommentar hinterlassen musst. Beides ist mir willkommen und auf beides freue ich mich schon, denn eine weitere herausstechende Eigenschaft ist unsere Freude am Gedankenspiel und am Spielen generell. Also, Du bist dran!
Herzlichst, wo immer Du gerade optimierst,
Ich halte mich nicht für hochbegabt, aber schon für ein „bisschen Scanner“. Und ich liebe es, mit Ideen zu jonglieren, was wäre wenn …
Bei immer nur Altbekanntem wird mir irgendwann langweilig.
Ich würde mich auch nicht als faul bezeichnen, auch wenn ich nur wenig Energie habe (bzw. die dann eher in Schüben).
Aber verbessern, optimieren: das geht wie von selbst, einfach so. Das macht mir einfach Spaß. Ich kann gar nicht anders. Ich weiß nicht mal, wieso ich das tue; wahrscheinlich weil mich schlecht gelöste/gemachte Dinge einfach in den Wahnsinn treiben können ;)
Und die (leider nicht besonders beliebte) Eigenschaft, Fehler/Schwachstellen/Verbesserungsmöglichkeiten zu sehen, scheint meine einzige wirkliche Stärke zu sein …
„Optimieren,das geht wie von selbst, einfach so“…. ja, das ist einer der offensichtlicheren Aspekte, in dem auch das größte Konfliktpotential zu stecken scheint…
Stimmt! Und dieses „Was denken bloß die Leute!“ Kann und darf ich eine „Schwäche“ zugeben? Habe ich überhaupt einen Anteil daran, dass es nicht funktioniert, oder liegt das an Gründen, die sich außerhalb meiner Kompetenz und Persönlichkeit befinden (und damit von mir auch nicht beeinflusst oder verändert werden können).
Leider halten vielen Menschen aus Angst am Alten fest, weil das unbekannte Neue ihnen bedrohlicher erscheint als das unbeliebte, aber gewohnte Alte. Da muss man ansetzen! Schwierig nur, wenn man in Systemen gefangen ist, die Veränderung boykottieren, verbieten oder ächten! Dann helfen aller Mut und alle Kreativität nicht weiter! Wichtig ist aber, denke ich, dass man sich diese Zusammenhänge immer bewusst macht und so gut es geht, danach handelt.
Ja, in solchen Systemen kann man nur kleine Schritte machen, quasi „heimlich“… oder das System zugunsten eines veränderungswilligeren verlassen. :-(
Wobei das Thema HB im Job ja zum Glück langsam ins Bewusstsein rückt, es gibt mehr Publikationen und Initiativen, auch in großen Firmen. Das macht Mut, und es braucht immer die Mutigen, die den Weg erschaffen, indem sie ihn gehen.
Ich glaube, wir sind kreativer im Finden von ungewöhnlichen Lösungsmöglichkeiten. Denken um ein paar Ecken… Überlegen uns unterschiedliche Alternativen. Und leiden intensiver unter Systemen und Strukturen, die nicht funktionieren. Und bevor wir diese ertragen und erzwungenermaßen suboptimale Ergebnisse einfahren, ändern wir sie lieber, weil das auf lange Sicht ein besseres und ruhigeres Arbeiten mit sich bringt. Eine große Anstrengung zu Beginn ist besser als unendlich lang andauernde schlechte Bedingungen.
Das ist gut auf den Punkt gebracht, Katharina!
Danke!
Schlimm ist dabei immer die Reibung mit der Angst vor der Veränderung, und mit den verknöcherten Strukturen.
Das mit dem intensiveren Leiden, ja, das sehe ich auch.