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Die Welt ist schlecht? Existentielle Depression? Was Du tun kannst – Teil 2

Was Du tun kannst wenn die Welt deprimierend ist (Text auf sz./wß. Photo von deprimierter Person, darüber eine regenbogenfarbene Rauchfahne) Existentielle Depression ©Johanna Ringe 2023 www.dein-buntes-leben.de

Das ist der zweite Teil zu dem Artikel von vorletzter Woche. Falls Du zu den Menschen gehörst, die sich in einer mehr oder minder dauerhaften depressiven Phase befinden, weil die Welt so ist wie sie gerade ist, dann sei umarmt. Du bist damit nicht allein. Vielen von uns geht es ähnlich, wenn auch vielleicht eher unbewusst. Und es ist nicht zwingend notwendig, Dein Leben weiterhin so zu verbringen. Hier kommen ein paar Punkte, die helfen können, die deprimierende Welt auszuhalten, ohne in eine Depression hineinzurutschen. (Pick Dir heraus, was Dir gefällt…ich koche schliesslich auch nur mit Wasser…)

Besser alles Fühlen was ist, als sich komplett abzukapseln und emotional zu verschließen.

Auf der Flucht vor Schmerz imaginäre Mauern um uns hoch zu ziehen, ist eine Bewältigungsstrategie, die uns auf lange Sicht unglücklicher macht, als die Auseinandersetzung mit dem Schmerz uns je machen könnte. Wir wachsen nicht, wir lernen nicht. Wir verstecken uns nur. Und draußen geschieht auch das Gute und Schöne, fern von uns. Ohne uns zu berühren. Aber wir brauchen Berührung.

Verbundenheit ist so wichtig für uns wie die Luft zum Atmen.

Wir sind Rudeltiere. Wir brauchen einander, als Spiegel, als Trost, als Gefährten, als Liebende. Wir brauchen unser Rudel, unseren Stamm, die Menschen, die uns den Rücken freihalten, uns helfen und uns die Wahrheit ungeschminkt ins Gesicht sagen. Wir brauchen es auch, dieser Mensch für einen anderen zu sein. Es mag nach all den Jahren des Unverstanden seins gruselig klingen. Aber Du brauchst Dein Rudel, mein Herz. Wirklich. Du brauchst Umarmungen, täglich. Wohlwollende Berührungen retten unsere Seelen vor dem Verdursten.

Verbundenheit kann auch Wellen schlagen. Bist Du Elter, Mentor, Ratgeber?

Es tut gut, sich der Kontinuität bewusst zu sein, zu sehen, was Dir gegeben wurde, und was Du selbst gibst. Ob das innerhalb der Familie oder im beruflichen Kontext ist, wir alle hatten und haben Menschen, die uns beeinflusst haben. Und wir beeinflussen unsererseits auch andere… die wieder andere berühren… Unser Leben findet seinen Wiederhall im Leben derer, die wir berühren. Ist das nicht ein schöner Gedanke? Vielleicht gibt es da jemandem, bei dem Du dich bedanken willst, für den Einfluss auf Dein Leben…

Gefühle zuzulassen ist nachhaltiger als eine Flucht in Drogen oder
die Suche nach dem Kick.

Ja, wenn es gerade langweilig oder ungemütlich ist in Deinem Leben, dann mag es verführerisch klingen, und manche Umgebungen oder Menschen scheinen unter Alkoholeinfluss besser zu ertragen… aber ganz im Ernst: Du weißt selbst, dass Dich das auf Dauer nicht weiterbringt. Es ist eine Flucht, ein Umweg. Wenn Du diesen bewusst gehst, fein. Aber verlier Dich nicht darin. Vor den Gefühlen zu fliehen ist ein Weg in eine Depression.

Du lebst hier und heute. Nicht gestern, nicht morgen, jetzt!

Ja, es klingt so einfach, ist aber für viele von uns schwer zu akzeotieren und zu leben: die Vergangenheit ist nicht zu ändern. Die vergangenen Schmerzen und Fehler und Freuden können (oder müssen?) wir loslassen. Ihre Lektionen haben wir hoffentlich gelernt. Und die Zukunft kennen wir nicht, wir haben nur Mutmaßungen. Wir wissen nicht, was für Schmerzen, Freuden oder Überraschungen die Zukunft bringen wird. Oder wie lang unsere persönliche Zukunft sein wird. Aber wir können (oder müssen?) jetzt und heute alles tun, um die Wahrscheinlichkeiten zu beeinflussen. Selbst wenn Du gestern Fehler gemacht hast, kannst Du es heute besser machen. Nur heute. Nur Dein Handeln im Jetzt kannst Du wirklich kontrollieren.

Sei Du selbst, auch wenn das unbequem und schmerzhaft ist – Verstellung fordert einen zu hohen Preis.

Sich immer zu verstellen, in der Schule, zuhause, bei Freunden, im Büro, bei der Weihnachtsfeier, das zehrt mehr an Deiner Substanz, als Dir erst einmal bewusst ist. Es ist ein kurzer und sehr direkter Weg von der Anpassung in Burnout bzw. Depression. (Das können viele Hochbegabte leider bestätigen.) Was nicht dagegen spricht, sich in manchen Situationen zurückzunehmen – auch eine Form des Energiesparens. Das darf nur kein Automatismus sein.

Du brauchst Menschen, bei denen Du einfach Du sein kannst. Unverstellt.

Sie zu finden mag schwierig und langwierig sein, aber es gibt da draußen noch andere, die so sind wie Du. Oder ähnlich genug, um Dich zu akzeptieren. Wirklich. Du bist Mensch, und auch, wenn Du außergewöhnlich bist, einzigartig, so gibt es doch andere wie Dich. Es gibt Schwäne, die in Dir nicht das hässliche Entlein, sondern den jungen Schwan sehen, der Du immer warst. (Versuch es bei der Tafelrunde, bei Mensa oder bei Menschen, die dieselben Interessen haben, wie Du.)

Vielleicht hast Du hilfreiche Denkanstöße in meinem Artikel gefunden, das würde mich freuen. Und nicht vergessen:
das sind Ideen, pick Dir nur das heraus, was Dir gut tut…

Herzlichst, wo immer Du gerade bist,

Unterschrift Johanna (c) Johanna Ringe 2014 ff. www.dein-buntes-leben.de

P.S. Bei einer Depression hol Dir bitte professionelle Unterstützung! Wende Dich an Deinen Hausarzt oder Therapeuten – Du musst da nicht allein durch! Es lohnt sich allerdings, auf die Themen Hochbegabung und existentielle Depression hinzuweisen.

P.P.S. zu dem Artikel hat mich das Buch „Die Suche nach Sinn“ von James T.Webb angeregt. Sehr zu empfehlen!

P.P.P.S: Beim Korrekturlesen eben kam mir der Gedanke, ob eine KI sich auch angesprochen fühlen könnte… ja, diese Welt ist gerade anstrengend, aber auch hochspannend…