Mensch, lerne zu tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit Dir anzufangen!
Dieses Zitat wird Augustinus zugeschrieben, aber ich denke, das ist nicht korrekt. Zeitweise existierten mehr Schriften, die ihm fälschlicherweise zugeschrieben wurden als Originale – auf jeden Fall liebe ich dieses Zitat! Es drückt aus, dass es mehr braucht als Pflichtgefühl und Rechtschaffenheit um ein guter Mensch zu sein. Um ins Paradies zu kommen reicht die erfüllte Pflicht nicht, wenn die Kür, wenn das Tanzen fehlt.
Für viele von uns ist es normal, sich verantwortlich zu fühlen.
Verantwortlich nicht nur für die eigenen Aufgaben und das eigene Handeln, sondern auch für Aufgaben anderer oder gleich für das große Ganze. Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl sind wichtig, keine Frage. Aber sie müssen Hand in Hand gehen mit dem Wissen, wo unsere Pflicht und Verantwortung wirklich liegen. In unseren Taten verantwortungsbewusst zu sein ist unabdingbar. Das schließt die Verantwortung den nachfolgenden Generationen, dem Planeten und allen anderen seiner Bewohner gegenüber mit ein. Aber wir sind nicht verantwortlich für das tun der anderen.
Gerade viele Hochbegabte, die oft als erste eine Lösung sehen, sind gewohnheitsmäßig übergriffig.
Wenn der Hochbegabte in einem Umfeld arbeitet, in dem er derjenige ist, der am schnellsten denkt, ist die Versuchung groß, Dinge im Alleingang zu entscheiden oder durchzuführen. Damit tut er sich selbst und den anderen aber nie einen Gefallen. Erstens macht er sich zu Recht unbeliebt. Zweitens entmündigt er damit seine Kollegen. Es mag anstrengend sein, Diskussionen zu erleben, die Schritt für Schritt Gedankengänge nachzeichnen, die man selbst in wenigen Minuten hatte, aber es steht niemandem zu, den anderen am Denken zu hindern.
Auszuhalten, dass andere langsamer sind als man selbst, ist schwer.
Das gilt für Hochbegabte wie für Wanderer. Da gilt es, den Fokus auf etwas anderes zu legen. Der Wanderer mag sich an seinem Lieblingsplatz mehr Zeit nehmen, die Schönheit der Natur in sich aufzusaugen. Der Hochbegabte mag seine freigewordene Zeit ebenfalls mit etwas Schönem verbringen. Eine kleine Zeichnung, eine literarische Skizze,ein paar Tanzschritte, ein Strickstück, ein virtueller Museumsbesuch – die Möglichkeiten sind endlos. Es ist wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass jeder ein Recht darauf hat seine eigenen Fehler zu machen und seine eigenen Erfahrungen von Erfolg!
Statt nun zähneknirschend danebenzustehen, wie jemand gefühlt das Rad neu erfindet, gilt es loszulassen und etwas anderes zu tun.
Denn wir sind weder verpflichtet andere zu korrigieren noch verantwortlich für das tun anderer. Sind wir einfach nicht. Jeder Mensch ist für sein Tun und Denken selbst verantwortlich. Finden wir uns explizit in der Position des Lehrers oder als Eltern wieder, dann liegt es in unserer Verantwortung sehr bedacht und bewusst die uns anvertrauten Menschen anzuleiten, zu lehren, zu prägen. (Und auch hier können wir den andern nie das Lernen abnehmen, nur erleichtern durch gute Unterstützung. Dazu gehört auch, ihnen ein Bewusstsein für das notwendige Gleichgewicht zwischen Pflicht und Vergnügen beizubringen. Oder gar das Tanzen.) Aber nach Ende der Lehrzeit, wenn die Kinder erwachsen sind, sind wir aus der Verantwortung entlassen, ob uns das gefällt oder nicht.
Und wie hält man das jetzt aus? Danebenzustehen?
Hier kommt Augustinus ins Spiel, oder meine Interpretation der ihm in den Mund gelegten Worte. Sich bewusst klarzumachen, dass man gerade nicht in der Pflicht steht und keine Verantwortung trägt, ist lebensnotwendig. Die Welt sich selbst zu überlassen, für einen Moment. Für einen erholsamen Moment. Das Kreuz abzusetzen, aus der unsichtbaren Uniform auszusteigen, sich abzuwenden von der Arbeit und die Augen zu öffnen für die Schönheit ist wesentlicher Teil unserer Resilienz. Wir brauchen die Freude am Leben! Gerade jetzt nötiger denn je. Denn Freude zu erfahren macht uns stark, lädt unsere Energiereserven wieder auf. Und wir brauchen unsere Energie für die Fähigkeit, verantwortungsvoll zu handeln.
Wir brauchen Lebenslust. Wir brauchen Freude.
Wir brauchen diesen Moment, wenn wir uns beim Tanzen schwerelos fühlen.
- Möchtest Du tanzen?
- Möchtest Du Kunst bewundern, Skulpturen begreifen und Farben ähnlich aufsaugen wie ein Schwamm?
- Möchtest Du selbstvergessen die Natur durchstreifen, Krähennester entdecken und Kastanienmänner bauen?
- Möchtest Du formvollendet durchs Wasser gleiten oder vom Sprungturm?
- Möchtest Du etwas erschaffen? Oder erleben?
- Möchtest Du mit allen Sinnen genießen, Kaffee, Kuchen, Sex?
- Möchtest Du die Sterne beobachten in der Nacht und jeden Tag den Mond sehen?
- Möchtest Du Dich mit Schönheit umgeben, mit Ordnung?
- Möchtest Du Deinen Garten zu einer Kaskade blühender Lebenslust machen?
Dann tu es. Tu es leichten Herzens. Alle diese Dinge werden den Engeln gefallen.
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
P.S. Wenn Dir der Gedanke mit den Engeln nicht gefällt… dann sieh es so: am Ende, wenn Du zurückschaust auf Dein Leben, was wirst Du bereuen? Nicht mehr gearbeitet und Dich gesorgt zu haben? Oder nicht mehr getanzt und geküsst zu haben?
Mensch, lerne zu tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit Dir anzufangen!
Dieses Zitat wird Augustinus zugeschrieben, aber ich denke, das ist nicht korrekt. Zeitweise existierten mehr Schriften, die ihm fälschlicherweise zugeschrieben wurden als Originale – auf jeden Fall liebe ich dieses Zitat! Es drückt aus, dass es mehr braucht als Pflichtgefühl und Rechtschaffenheit um ein guter Mensch zu sein. Um ins Paradies zu kommen reicht die erfüllte Pflicht nicht, wenn die Kür, wenn das Tanzen fehlt.
Für viele von uns ist es normal, sich verantwortlich zu fühlen.
Verantwortlich nicht nur für die eigenen Aufgaben und das eigene Handeln, sondern auch für Aufgaben anderer oder gleich für das große Ganze. Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl sind wichtig, keine Frage. Aber sie müssen Hand in Hand gehen mit dem Wissen, wo unsere Pflicht und Verantwortung wirklich liegen. In unseren Taten verantwortungsbewusst zu sein ist unabdingbar. Das schließt die Verantwortung den nachfolgenden Generationen, dem Planeten und allen anderen seiner Bewohner gegenüber mit ein. Aber wir sind nicht verantwortlich für das tun der anderen.
Gerade viele Hochbegabte, die oft als erste eine Lösung sehen, sind gewohnheitsmäßig übergriffig.
Wenn der Hochbegabte in einem Umfeld arbeitet, in dem er derjenige ist, der am schnellsten denkt, ist die Versuchung groß, Dinge im Alleingang zu entscheiden oder durchzuführen. Damit tut er sich selbst und den anderen aber nie einen Gefallen. Erstens macht er sich zu Recht unbeliebt. Zweitens entmündigt er damit seine Kollegen. Es mag anstrengend sein, Diskussionen zu erleben, die Schritt für Schritt Gedankengänge nachzeichnen, die man selbst in wenigen Minuten hatte, aber es steht niemandem zu, den anderen am Denken zu hindern.
Auszuhalten, dass andere langsamer sind als man selbst, ist schwer.
Das gilt für Hochbegabte wie für Wanderer. Da gilt es, den Fokus auf etwas anderes zu legen. Der Wanderer mag sich an seinem Lieblingsplatz mehr Zeit nehmen, die Schönheit der Natur in sich aufzusaugen. Der Hochbegabte mag seine freigewordene Zeit ebenfalls mit etwas Schönem verbringen. Eine kleine Zeichnung, eine literarische Skizze,ein paar Tanzschritte, ein Strickstück, ein virtueller Museumsbesuch – die Möglichkeiten sind endlos. Es ist wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass jeder ein Recht darauf hat seine eigenen Fehler zu machen und seine eigenen Erfahrungen von Erfolg!
Statt nun zähneknirschend danebenzustehen, wie jemand gefühlt das Rad neu erfindet, gilt es loszulassen und etwas anderes zu tun.
Denn wir sind weder verpflichtet andere zu korrigieren noch verantwortlich für das tun anderer. Sind wir einfach nicht. Jeder Mensch ist für sein Tun und Denken selbst verantwortlich. Finden wir uns explizit in der Position des Lehrers oder als Eltern wieder, dann liegt es in unserer Verantwortung sehr bedacht und bewusst die uns anvertrauten Menschen anzuleiten, zu lehren, zu prägen. (Und auch hier können wir den andern nie das Lernen abnehmen, nur erleichtern durch gute Unterstützung. Dazu gehört auch, ihnen ein Bewusstsein für das notwendige Gleichgewicht zwischen Pflicht und Vergnügen beizubringen. Oder gar das Tanzen.) Aber nach Ende der Lehrzeit, wenn die Kinder erwachsen sind, sind wir aus der Verantwortung entlassen, ob uns das gefällt oder nicht.
Und wie hält man das jetzt aus? Danebenzustehen?
Hier kommt Augustinus ins Spiel, oder meine Interpretation der ihm in den Mund gelegten Worte. Sich bewusst klarzumachen, dass man gerade nicht in der Pflicht steht und keine Verantwortung trägt, ist lebensnotwendig. Die Welt sich selbst zu überlassen, für einen Moment. Für einen erholsamen Moment. Das Kreuz abzusetzen, aus der unsichtbaren Uniform auszusteigen, sich abzuwenden von der Arbeit und die Augen zu öffnen für die Schönheit ist wesentlicher Teil unserer Resilienz. Wir brauchen die Freude am Leben! Gerade jetzt nötiger denn je. Denn Freude zu erfahren macht uns stark, lädt unsere Energiereserven wieder auf. Und wir brauchen unsere Energie für die Fähigkeit, verantwortungsvoll zu handeln.
Wir brauchen Lebenslust. Wir brauchen Freude.
Wir brauchen diesen Moment, wenn wir uns beim Tanzen schwerelos fühlen.
Dann tu es. Tu es leichten Herzens. Alle diese Dinge werden den Engeln gefallen.
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
P.S. Wenn Dir der Gedanke mit den Engeln nicht gefällt… dann sieh es so: am Ende, wenn Du zurückschaust auf Dein Leben, was wirst Du bereuen? Nicht mehr gearbeitet und Dich gesorgt zu haben? Oder nicht mehr getanzt und geküsst zu haben?