Wenn gar nichts mehr geht, und ich entnervt der Menschheit den Rücken kehre, dann bleibt mir nur noch ein einziger erträglicher Gesprächspartner übrig, der mir auch antwortet: ich selbst. (Natürlich kann man auch beten oder Engelgespräche führen, aber manchmal möchte man sich doch mit einer menschlichen Perspektive betrachtet wissen…) Wie das gehen soll? Nun, wenn ich vom üblichen inneren Monolog oder Dialog mal absehe, der auch destruktiv und blockierend sein kann, wenn beispielsweise die Stimme des Inneren Kritikers zu laut wird, dann haben sich zwei Methoden als nützlich erwiesen: Selbstgespräch und Tagebuch.
Was ist der Nutzen eines Selbstgesprächs?
Wer denkt, dass es in einem Selbstgespräch keinen Widerspruch gibt, hat es noch nicht probiert. Wenn allein gelassen kann der Mensch nicht nur vor sich hin brummeln, sondern seinen Gedankengängen oft besser folgen, wenn er sie laut ausspricht. Dabei können sich Diskussionen zwischen Inneren Anteilen entspinnen, die wichtig und unter Umständen kathartisch sind. Wir leihen verschiedenen inneren Stimmen unseren Sprechapparat und hören manchmal erstaunt, was diese von sich geben: Das denke ich? Das bewegt mich? Das sind meine Befürchtungen? Interessant….
Wir kommen uns selbst auf die Schliche.
Und jetzt mal Hand aufs Herz: wer hat noch nie einen wichtigen Satz oder ein wichtiges Gespräch vorher im stillen Kämmerlein geübt? Ganz ehrlich? Vom Heiratsantrag bis zur Gehaltserhöhung – wann immer wir ein entscheidendes Gespräch vor uns haben, tendieren wir dazu, alle möglichen Gesprächsverläufe durchzuspielen… einige Menschen tun das nur in Gedanken, andere im Selbstgespräch. Natürlich wissen wir nicht wirklich, was unser Gegenüber antworten wird. Je besser wir den Menschen aber kennen, um so effektiver können wir in der Simulation uns angemessene Reaktionen auf die vorhersehbaren Varianten, die uns erwarten, überlegen. Dann gehen wir einfach ruhiger in das Gespräch, unabhängig davon, wie es dann wirklich abläuft. Oft ist das noch aus einem anderen Grund die rettende Taktik:
Manches Argument bricht in dem Augenblick in sich zusammen, wo es laut ausgesprochen wird.
Wie gut, wenn das beim Probelauf passiert, und nicht im Ernstfall. Es gibt eben Sätze, die nicht funktionieren. Da kann eine Trockenübung gute Dienste leisten. Kann, muss aber nicht. Sicher kann man auch gelassen in ein schwieriges Gespräch gehen, ohne sich vorher verrückt zu machen. Aber die Erfahrung zeigt, dass gerade Hochbegabte sich ständig selbst in Frage stellen, an sich zweifeln und Gespräche in Gedanken hundertmal durchgehen, im Vorhinein oder auch im Nachhinein.
Gerade introvertierte Menschen, die oft im Nachhinein denken „Hätte ich nur dieses und jenes geantwortet!“, sollten ausprobieren, ob die Replik sich laut ausgesprochen gut anhört. Wenn ja, dann unbedingt noch ein paarmal laut wiederholen.
Was wir hören, das bleibt uns eher im Gedächtnis.
Diesen Umstand nutzen Schulkinder, wenn sie laut Vokabeln und Deklinationsreihen üben. Und die meisten von uns haben irgendeine lang erloschene Telefonnummer nur deshalb so gut im Gedächtnis, weil wir sie so oft ausgesprochen haben. Sich auf Prüfungen vorzubereiten kann durch den bewussten Einsatz von Audiogeräten effektiver werden, da wir selbst unbewusst, im Schlaf oder unkonzentriert, weiter aufnehmen, was wir hören. (Schon mal im Gespräch nach einer Frage innerlich „zurückgespult“ weil man gerade gedanklich woanders gewesen war? Genau.)
Also sollten unsere Selbstgespräche von Selbstachtung, Selbstrespekt und Selbstliebe geprägt sein.
Erfolgreicher und glücklicher wollen die meisten sein. Eine gute Methode sich darauf einzulassen ist, den Ton seiner Selbstgespräche entsprechend zu wählen. Alte Glaubenssätze bewusst auszuhebeln, und mit sich selbst freundlich und motivierend umzugehen kann Wunder wirken. Wenn ich mit mir unzufrieden bin, dann kann ich mich bewusst für einen anständigen Umgangston entscheiden, den ich auch einem Freund gegenüber nutzen würde. Dem würde ich sicher auch nicht sagen, er sei eben schon immer ein nutzloses faules Stück gewesen… sondern eher, dass er an seiner Zielorientierung arbeiten und ab und zu etwas Aufbauendes, Energieschenkendes für sich tun sollte.
Was ist der Nutzen eines Tagebuchs?
Dieser zweite Punkt hängt natürlich eng mit dem ersten, dem Selbstgespräch zusammen, und es gelten ähnliche Regeln. Achtsam mit sich selbst umzugehen in dem geschützen, nur für die eigenen Augen geschriebenen Tagebuch sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Das soll aber nicht heissen, das es schlecht sei, in diesem geschützten Raum vollkommen unzensiert jammern, toben, schimpfen und fluchen zu können – im Gegenteil! Es tut jedoch nie gut, sich selbst herunterzumachen, zu beschimpfen. Besser ist hier im Sinne der Selbstfürsorge das Toben gegen die Umstände und die Anderen. Und sich selbst gut zureden. (Das eine oder andere Heißgetränk kann dabei hilfreich sein…)
Die meisten Menschen stellen ohnehin bald fest, daß sie sich anders ausdrücken, wenn sie Tagebuch schreiben, als im inneren Monolog oder Selbstgespräch. Anderes Medium, andere Stimme. Allein das kann schon bereichernd sein. Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Faktor beim Tagebuch. Dazu ein Zitat von Oscar Wilde:
I never travel without my diary. One should always have something sensational to read in the train.
Das sagt Gwendolen im 2. Akt seines Werkes „Bunbury or The Importance of Being Earnest„. Der Vorteil des schriftlichen Selbstgespräches ist natürlich die Beständigkeit des Notierten. Nach Jahren kann man noch einmal nachlesen, wie man sich in einer Phase gefühlt hat, oder was man für grundlegende Gedanken vor und nach einer entscheidenden Veränderung im Leben hatte.
Das eigene Tagebuch zu lesen kann hilfreich und bereichernd sein. Und bisweilen amüsant.
Wenn ich mir meiner Zyklen, meiner typischen Fallen und meiner Masken bewusst werden möchte, dann sollte ich alte Tagebücher lesen, oder dringend beginnen eines zu führen. Mit Herz und Verstand gelesen zeigt ein Tagebuch die ganze Person des Schreibenden.
Dazu kommt für jeden Kreativen der Nutzen als Inspirationsquelle und Ideenspeicher. Darauf möchte ich hier gar nicht eingehen, sondern auf den „Weg des Künstlers“ von Julia Cameron verweisen. Mir geht es hier eher darum:
Dem misanthropischen Gefühl des „Keiner versteht mich!“ die eigene Stimme entgegensetzen!
Die Stimme der einzigen Person, die einen Menschen wirklich kennt, die immer auf seiner Seite ist: er selbst.
So bleibt mir, Dir interessante erhellende Momente im Selbstgespräch zu wünschen, und vielleicht magst Du in alte Tagebücher schauen, oder endlich das bereits vorhandene Buch mit dem füllen, was Dich gerade beschäftigt?
Herzlichst, wo immer Du bist,
Wenn gar nichts mehr geht, und ich entnervt der Menschheit den Rücken kehre, dann bleibt mir nur noch ein einziger erträglicher Gesprächspartner übrig, der mir auch antwortet: ich selbst. (Natürlich kann man auch beten oder Engelgespräche führen, aber manchmal möchte man sich doch mit einer menschlichen Perspektive betrachtet wissen…) Wie das gehen soll? Nun, wenn ich vom üblichen inneren Monolog oder Dialog mal absehe, der auch destruktiv und blockierend sein kann, wenn beispielsweise die Stimme des Inneren Kritikers zu laut wird, dann haben sich zwei Methoden als nützlich erwiesen: Selbstgespräch und Tagebuch.
Was ist der Nutzen eines Selbstgesprächs?
Wer denkt, dass es in einem Selbstgespräch keinen Widerspruch gibt, hat es noch nicht probiert. Wenn allein gelassen kann der Mensch nicht nur vor sich hin brummeln, sondern seinen Gedankengängen oft besser folgen, wenn er sie laut ausspricht. Dabei können sich Diskussionen zwischen Inneren Anteilen entspinnen, die wichtig und unter Umständen kathartisch sind. Wir leihen verschiedenen inneren Stimmen unseren Sprechapparat und hören manchmal erstaunt, was diese von sich geben: Das denke ich? Das bewegt mich? Das sind meine Befürchtungen? Interessant….
Wir kommen uns selbst auf die Schliche.
Und jetzt mal Hand aufs Herz: wer hat noch nie einen wichtigen Satz oder ein wichtiges Gespräch vorher im stillen Kämmerlein geübt? Ganz ehrlich? Vom Heiratsantrag bis zur Gehaltserhöhung – wann immer wir ein entscheidendes Gespräch vor uns haben, tendieren wir dazu, alle möglichen Gesprächsverläufe durchzuspielen… einige Menschen tun das nur in Gedanken, andere im Selbstgespräch. Natürlich wissen wir nicht wirklich, was unser Gegenüber antworten wird. Je besser wir den Menschen aber kennen, um so effektiver können wir in der Simulation uns angemessene Reaktionen auf die vorhersehbaren Varianten, die uns erwarten, überlegen. Dann gehen wir einfach ruhiger in das Gespräch, unabhängig davon, wie es dann wirklich abläuft. Oft ist das noch aus einem anderen Grund die rettende Taktik:
Manches Argument bricht in dem Augenblick in sich zusammen, wo es laut ausgesprochen wird.
Wie gut, wenn das beim Probelauf passiert, und nicht im Ernstfall. Es gibt eben Sätze, die nicht funktionieren. Da kann eine Trockenübung gute Dienste leisten. Kann, muss aber nicht. Sicher kann man auch gelassen in ein schwieriges Gespräch gehen, ohne sich vorher verrückt zu machen. Aber die Erfahrung zeigt, dass gerade Hochbegabte sich ständig selbst in Frage stellen, an sich zweifeln und Gespräche in Gedanken hundertmal durchgehen, im Vorhinein oder auch im Nachhinein.
Gerade introvertierte Menschen, die oft im Nachhinein denken „Hätte ich nur dieses und jenes geantwortet!“, sollten ausprobieren, ob die Replik sich laut ausgesprochen gut anhört. Wenn ja, dann unbedingt noch ein paarmal laut wiederholen.
Was wir hören, das bleibt uns eher im Gedächtnis.
Diesen Umstand nutzen Schulkinder, wenn sie laut Vokabeln und Deklinationsreihen üben. Und die meisten von uns haben irgendeine lang erloschene Telefonnummer nur deshalb so gut im Gedächtnis, weil wir sie so oft ausgesprochen haben. Sich auf Prüfungen vorzubereiten kann durch den bewussten Einsatz von Audiogeräten effektiver werden, da wir selbst unbewusst, im Schlaf oder unkonzentriert, weiter aufnehmen, was wir hören. (Schon mal im Gespräch nach einer Frage innerlich „zurückgespult“ weil man gerade gedanklich woanders gewesen war? Genau.)
Also sollten unsere Selbstgespräche von Selbstachtung, Selbstrespekt und Selbstliebe geprägt sein.
Erfolgreicher und glücklicher wollen die meisten sein. Eine gute Methode sich darauf einzulassen ist, den Ton seiner Selbstgespräche entsprechend zu wählen. Alte Glaubenssätze bewusst auszuhebeln, und mit sich selbst freundlich und motivierend umzugehen kann Wunder wirken. Wenn ich mit mir unzufrieden bin, dann kann ich mich bewusst für einen anständigen Umgangston entscheiden, den ich auch einem Freund gegenüber nutzen würde. Dem würde ich sicher auch nicht sagen, er sei eben schon immer ein nutzloses faules Stück gewesen… sondern eher, dass er an seiner Zielorientierung arbeiten und ab und zu etwas Aufbauendes, Energieschenkendes für sich tun sollte.
Was ist der Nutzen eines Tagebuchs?
Dieser zweite Punkt hängt natürlich eng mit dem ersten, dem Selbstgespräch zusammen, und es gelten ähnliche Regeln. Achtsam mit sich selbst umzugehen in dem geschützen, nur für die eigenen Augen geschriebenen Tagebuch sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Das soll aber nicht heissen, das es schlecht sei, in diesem geschützten Raum vollkommen unzensiert jammern, toben, schimpfen und fluchen zu können – im Gegenteil! Es tut jedoch nie gut, sich selbst herunterzumachen, zu beschimpfen. Besser ist hier im Sinne der Selbstfürsorge das Toben gegen die Umstände und die Anderen. Und sich selbst gut zureden. (Das eine oder andere Heißgetränk kann dabei hilfreich sein…)
Die meisten Menschen stellen ohnehin bald fest, daß sie sich anders ausdrücken, wenn sie Tagebuch schreiben, als im inneren Monolog oder Selbstgespräch. Anderes Medium, andere Stimme. Allein das kann schon bereichernd sein. Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Faktor beim Tagebuch. Dazu ein Zitat von Oscar Wilde:
Das sagt Gwendolen im 2. Akt seines Werkes „Bunbury or The Importance of Being Earnest„. Der Vorteil des schriftlichen Selbstgespräches ist natürlich die Beständigkeit des Notierten. Nach Jahren kann man noch einmal nachlesen, wie man sich in einer Phase gefühlt hat, oder was man für grundlegende Gedanken vor und nach einer entscheidenden Veränderung im Leben hatte.
Das eigene Tagebuch zu lesen kann hilfreich und bereichernd sein. Und bisweilen amüsant.
Wenn ich mir meiner Zyklen, meiner typischen Fallen und meiner Masken bewusst werden möchte, dann sollte ich alte Tagebücher lesen, oder dringend beginnen eines zu führen. Mit Herz und Verstand gelesen zeigt ein Tagebuch die ganze Person des Schreibenden.
Dazu kommt für jeden Kreativen der Nutzen als Inspirationsquelle und Ideenspeicher. Darauf möchte ich hier gar nicht eingehen, sondern auf den „Weg des Künstlers“ von Julia Cameron verweisen. Mir geht es hier eher darum:
Dem misanthropischen Gefühl des „Keiner versteht mich!“ die eigene Stimme entgegensetzen!
Die Stimme der einzigen Person, die einen Menschen wirklich kennt, die immer auf seiner Seite ist: er selbst.
So bleibt mir, Dir interessante erhellende Momente im Selbstgespräch zu wünschen, und vielleicht magst Du in alte Tagebücher schauen, oder endlich das bereits vorhandene Buch mit dem füllen, was Dich gerade beschäftigt?
Herzlichst, wo immer Du bist,