Befangenheit ist uns ein vertrauter Begleiter im Alltag. Genau wie die Zurückhaltung. Wir haben gelernt uns und unsere Brillanz zu verbergen, hinter Floskeln und Verbindlichkeiten. Wir haben gelernt, zu schauen, zu lauschen, und sehr vorsichtig mit unserer Zuneigung zu sein.
Wir haben uns so wenig wie möglich und so viel wie nötig verbogen und angepasst… doch innen sind wir immer noch das freie, wilde Kind!
Brillante Kinder voller Ideen, voller Träume und vor allem: voller Fragen!
Die meisten Hochbegabten stellen alles in Frage, immer. Sie schauen hinter alle Masken, oder sind so irritiert von ihnen, dass sie ebenfalls viele Fragen stellen: „Wieso sagst Du das so? Meinst Du das wirklich? Du siehst aber sehr traurig aus, wieso sagst Du dann, es ginge Dir gut?“ Sie hören niemals auf, nach dem Warum zu fragen, oft zur Verzweiflung aller anderen. Diese Menschen waren als Kinder mit ihrer Brillanz der Alptraum oder Traum ihrer Lehrer, je nach deren eigener Intelligenz und Veranlagung. Manche von ihnen haben bereits im Kleinkindalter einen ausgeprägten Hang zu philosophischen Fragen gehabt, und damit ihre Umgebung erheitert oder verstimmt, je nachdem.
Und je nachdem haben sie ein offenes oder ein verschleierndes Verhältnis zur eigenen Brillanz entwickelt.
Manche haben ihre Brillanz in einem beruflichen Fachgebiet eingesetzt und geniessen Hochachtung und Wertschätzung dafür. Andere lavieren sich durch eine Welt der Mittelmäßigkeit, ecken an und werden immer wieder angegriffen und ausgegrenzt. Sie haben selbst den Glauben in ihre intelektuellen Fähigkeiten nie gefunden, oder nie erlebt, so dass eine große Unsicherheit besteht – die spät erkannte Hochbegabung ist ein zwiespältiges Thema.
Andere haben ihre eigene Brillanz zwar wahrnehmen und schätzen gelernt, jedoch die Grundeinstellung entwickelt: „Ich bin von langsam denkenden Deppen umgeben, die ja ganz nett sein mögen, denen ich aber im Zweifelsfall alles erklären muss!“ Selbst wenn bei einem IQ im Prozentrang 99,9 diese Empfindung oft der Wahrheit entsprechen mag, werden dadurch alle anderen, auch eher intelligenten, Mitmenschen verprellt. Die meisten Hochbegabten hassen nämlich wenig so inbrünstig wie das Gefühl, für dumm gehalten zu werden.
Die Kombination dieser verschiedenen Varianten von verschleierter Brillanz ist explosiv:
Die einen glauben, alles zu wissen, machen aber durchaus Fehler, gerne ohne es zu merken. Die anderen halten sich selbst für nicht sehr intelligent, sind aber in Wahrheit oft der intelligenteste Mensch im Raum. Die nächsten halten sich immer für jenen intelligentesten Menschen im Raum, sind es aber doch häufig nicht – gerade wenn es um ihre nahestehendsten Menschen geht. Denn wir alle suchen und finden im Laufe des Lebens unser Rudel, unseren Stamm, auch wenn wir nicht hineingeboren wurden.
Da sind explosive Streits und Missverständnisse vorprogrammiert. Die einzige Lösung: ehrliche Kommunikation ohne Voreingenommenheit.
Kommunikation, wie Kinder sie pflegen: offen, gespannt, erwartungsfroh…
Welches Kind warst Du? Wie hast Du deinen Geist erlebt? Wann ist Dir der Unterschied zu anderen aufgefallen? Ist er Dir aufgefallen? Erinnerst Du Dich an eine Zeit, da Du wissbegierig und offen für alles Neue warst? Ich hoffe doch sehr! Wir waren alle einmal wilde Kinder, wir tragen diese noch in uns – und mit diesen freien, wilden Kindern will ich lachen, lernen, wachsen und auf jeden metaphorischen Baum klettern, den wir finden können! Also, sag mir:
- Wieviel Offenheit verträgt Deine Angst?
- Wieviel Nähe verkraftet Deine Einsamkeit?
- Wieviel Ruhe braucht Dein Gespräch?
- Wieviel Leere beinhaltet Deine Fülle?
- Wieviel Vertrauen trägt Dein Alleinsein?
- Wieviel Abstand braucht Deine Verbindlichkeit?
- Wieviel Schleier trägt Deine Brillanz?
- Wieviel Rampenlicht braucht Deine Schüchternheit?
- Wieviel Antwort vertragen Deine Fragen?
Wenn Du diese Fragen mitdenkst, Dir selbst stellst, dann möchte ich Dich kennenlernen! Dann möchte ich Deine Antwortversuche hören, mit Dir gemeinsam nach Definitionen für diese vielen Zwischenstufen suchen, und ich will unser lautes, freies Lachen hören! Denn, mal ehrlich: wir lachen viel zu selten so laut und frei und unbefangen… Wir leben viel zu selten unser kluges, freies und begabtes wildes Kind!
Herzlichst, wo immer Du gerade breit grinst,
P.S.: Und heute gibst Du endlich mal Deinen Senf dazu, unten, als Kommentar – ja?!
P.P.S.: Wenn Du Dich nach Deinem wilden Kind sehnst, aber keinen Zugang mehr zu ihm findest, dann lass uns einen wilden, bunten Coachingtag machen…!
Mein inneres, wildes Kind ist hier bei mir zu Hause und da lasse ich es auch besser. Es ist für uns beide gesünder.
Außerhalb meiner Wohnung sehen es nur noch meine Freunde und mein Sohn mit Freundin.
Anfangs habe ich es auch meiner Umwelt gezeigt, es war immer mit dabei, aber man wird als naiv abgestempelt. Man ist nicht richtig und gehört nicht zur breiten Masse.
Ob ich hochbegabt bin, weiß ich nicht, aber ich vermute es. Ab wann ist man das? Ab nem IQ von 130? Oder auch schon knapp davor? Getestet wurde ich noch nicht.
Als Kind habe ich viel gelesen, war viel in der Natur, mich hat fast alles interessiert und begeistert. Super Zensuren hatte ich nur bis zur 4. Klasse, dann sackte ich ab.
Weiß nicht, warum. Ich habe mal gelesen, dass die, denen das Wissen fast zufällt, das Lernen nicht richtig lernen. Vielleicht lag es daran, da in der 5. Klasse dann der Stoff anspruchsvoller war.
Sehr gute Zensuren hatte ich dann nur noch in den Sprachen und Zeichnen. Auch heute zeichne ich noch ab und an, habe gerade wieder damit angefangen.
Genauso in meiner Lehre. In dem Fach, was mich richtig interessierte und ich den Lehrer akzeptierte, war ich Klassenbeste.
Als Kind war ich im Unterricht ruhig, sollte mehr mitmachen. Bei Eltern, die ihr Kind nie richtig geliebt haben, ist es schwer, aus sich heraus zu gehen.
Wenn man ständig Verbote zu hören bekommt und viel zu streng erzogen wurde, kann man sein eigenes Selbst nicht voll entwickeln und zieht sich zurück.
Nun ja, das ist ihr Leben. Ich habe meins geändert und immer mehr zu mir gefunden.
Nur mit Arbeit sieht es immer wieder schlecht aus.
Ich bin Allergikerin und damit nicht so vielseitig einsetzbar, wie nötig. Obwohl ich viele Interessen habe und mir auch die verschiedensten Arbeitsbereiche vorstellen kann. Hab drei Beruf gelernt und doch weiß ich nicht, wohin mit mir.
Mein ständiger Begleiter ist außerdem das Mobbing. Da ich nunmal anders bin als die breite Masse, ecke ich natürlich immer wieder an. Ich kann mich durchaus eingliedern in die Gesellschaft, muss mich aber dadurch verbiegen, bin nicht mehr echt in dem Moment und werde unsicher in meinem Verhalten.
Warum soll ich mich weniger machen, als ich bin, nur um dazu zu gehören? Ich will das meist gar nicht, muss es aber auf Arbeit.
Auch hier im Haus, wo ich wohne, das selbe Spiel.
Da ich noch dazu hochsensibel bin, ziehe ich Narzissten an. Bei meinem Einzug hier wusste ich das alles noch nicht und habe mich noch nicht abgegrenzt.
Das tue ich jetzt, aber das Kind ist schon in den Brunnen gefallen. Zu meinem Leidwesen wohnen hier gleich zwei weibliche solcher Exemplare, die mich gerade in der Nachbarschaft schlecht machen. Umziehen brauche ich nicht, denn diese Menschen gibt es überall.
Das Positive ist, dass ich sie und die Menschen, die ihnen glauben, in Zukunft nicht mehr beachten und auch nicht grüßen muss. Aber es ist jedes Mal ein Kraftakt, an ihnen vorbei zu gehen und mir nichts anmerken zu lassen.
Das kostet meine Kraft, die ich eigentlich für mich selbst brauche.
Breites Grinsen, wohl eher Tränen in den Augen: Meine HB wurde zwar in der 4. Klasse entdeckt, aber das Ergebnis konnten die Lehrer nicht mit dem schüchtern, stillen Mädchen überein bringen und wegen den Fremdsprachen haben sie mich dann vom Gymnasium gemobbt. Heute bin 47 Jahre alt und trotz erfolgreichem Studium (Forst) in einem ungeliebten Arbeitsleben (Rechenzentrum) totunglücklich. Das wilde Kind gab es Mal, aber es musste immer vernünftig sein und sehr früh Verantwortung für andere übernehmen.
Hm, das innere wilde Kind wiederfinden – sehr verlockender Gedanke. Da denke ich gleich an (Lebens-)Freude, Unbeschwertheit, Spiel, Neugier ohne Selbstzweifel.
Aber zum Wiederfinden: was ist mit den Menschen, die nie „richtig Kind“ waren. Die wohl von klein auf ernst, unspontan, wohlüberlegt waren? (das dürfte doch gerade bei Hochbegabten öfters vorkommen?)
Soviel zu meinem Senf. In meiner Muttersprache gibt man übrigens „sein Pfefferkorn“ dazu. Ist immerhin auch scharf ;)
Ja, Chiara,
die gibt es auch, vielleicht nicht häufiger, das weiss ich nicht.
Was die machen können, ist natürlich ihr Kind entdecken. Dazu gibt es wunderbare Kurse und ein Buch über die Arbeit mit dem inneren Kind.(Erika J. Chopich, Margaret Paul (1993): Aussöhnung mit dem Inneren Kind.)
Wie bei vielen intensiven psychischen Erfahrungen ist es auch hier geraten, das möglichst in Begleitung durch einen Therapeuten zu tun, der aufzufangen in der Lage ist, was dabei vielleicht an schweren oder traumatischen Geschichten an die Bewusstseinsoberfläche treiben mag.
Wer einfach neugierig ist, ohne großen Leidensdruck, dem sei das Buch rückhaltlos empfohlen!
Aber auch, und noch mehr, Spielen, Leichtigkeit üben, Dinge tun, die einen zum Lachen bringen, ohne sie zu hinterfragen… sich im Staunen üben. Clownsworkshop, Ballspiele, Kreativität mit Farben und großen Pinseln… es gibt so viele ungefährliche Arten, sich an das kindliche heranzutasten!
Herzlich,
Johanna