Achtsamkeit Das Bunte Leben

Ein Streitgespräch als Gesprächsgrundlage

Streitgespräch: Foto eines Rosenstraußes , (c) Johanna Ringe 2017 www.dein-buntes-leben.de

Heute gibt es hier ein beispielhaftes Streitgespräch, das ich Euch als Diskussionsgrundlage ans Herz legen möchte.

Nicht immer ist das, was Du hörst, auch das, was Dein Gesprächspartner gesagt oder gar gemeint hat.

Aber manchmal ist es das doch. Das größte Problem dürfte sein, einander so gut kennen zu lernen, dass man weiß, wer meint was er sagt, und bei wem immer ein gewisses Maß an Färbung unterstellt werden darf. Oder muss. Je nachdem. Kommunikation ist nicht einfach, oder zumindest oft nicht einfach. Manchmal führen zwei Menschen zwei völlig unterschiedliche Gespräche miteinander.

Vielleicht erkennst Du einiges in folgendem Streitgespräch wieder:

Person A sagt „Ich will ins Kino gehen.“
Meint: Ich will ins Kino gehen.

Person B interpretiert: Ich will allein und ohne Dich ins Kino gehen.
Sagt: „Und wieso willst Du ohne mich gehen?“
Meint: Ich fühle mich nicht eingeladen, willst Du allein gehen?

Person A interpretiert: Wieso willst Du ohne mich gehen?
Sagt: „Das habe ich nicht gesagt. Du kannst gerne mitkommen, wenn Du willst.“
Meint: Das habe ich nicht gesagt. Du kannst gerne mitkommen, wenn Du willst. 

Person B interpretiert: Na gut, dann komm halt mit, wenn es denn sein muss.
Sagt: „Aber nur wenn Du wirklich willst, dass ich mitkomme.“
Meint:  Zeig mir bitte, dass du mich dabei haben möchtest!

Person A interpretiert: Aber nur wenn Du wirklich willst, dass ich mitkomme.
Sagt: „Es ist mir egal. Ich freue mich, wenn Du mitkommst, aber ich will vor allem ins Kino.“
Meint: Es ist mir egal. Ich freue mich, wenn Du mitkommst, ich will vor allem ins Kino.

Person B interpretiert: Du bist mir egal, der Film ist wichtiger.
Sagt: „Sag doch einfach, wenn du mich nicht dabei haben willst.“
Meint: Ich fühle mich zurückgesetzt.

Person A interpretiert: Sag doch einfach, wenn du mich nicht dabei haben willst.
Sagt: „Aber ich sage doch, dass du gerne mitkommen kannst! Was ist denn los?“
Meint: Aber ich sag doch, dass du gerne mitkommen kannst! Was ist denn los?

Person B interpretiert: Was willst du eigentlich? Du nervst mal wieder.
Sagt: „Nie willst Du was mit mir unternehmen!“
Meint: Du verstehst mich nicht, Du liebst mich nicht.

Person A interpretiert: Nie willst Du etwas mit mir unternehmen.
Sagt: „Hä? Ich habe doch vorgeschlagen ins Kino zu gehen!“
Meint: Ich verstehe dein Verhalten nicht, ich habe doch vorgeschlagen ins Kino zu gehen.

Person B interpretiert: Ich verstehe Dich nicht.
Sagt: „Wieso verstehst Du mich nicht?“
Meint: Wieso liebst Du mich nicht?

Person A interpretiert: Wieso verstehst Du mich nicht?
Sagt: „Weil ich Dein Verhalten nicht verstehe, nicht nachvollziehen kann. Ich habe nur einen Vorschlag gemacht!“
Meint: Weil ich Dein Verhalten nicht verstehe, nicht nachvollziehen kann. Ich habe nur einen Vorschlag gemacht!

Person B interpretiert: Du bist immer so kompliziert, ich will nur meine Ruhe.
Sagt: „Ich bin nicht kompliziert, ich will nur Zeit mit Dir verbringen!“
Meint: Zeig mir Deine Zuneigung, indem Du Zeit mit mir verbringst!

Person A interpretiert: Ich bin nicht kompliziert, ich will nur Zeit mit Dir verbringen!
Sagt: Manchmal bist Du kompliziert. Aber ich verbringe gern Zeit mit Dir!
Meint: Manchmal bist Du kompliziert. Aber ich verbringe gern Zeit mit Dir!

Person B interpretiert: Du bist so anstrengend, aber, naja, ist halt so.
Sagt: „Wieso bist Du jetzt so gemein?“

 

Sicher ist das überspitzt, aber mal unter uns: Du kennst das, oder?

Wenn Du nicht Dich selbst in einer der beiden Parteien wieder erkannt hast, dann vielleicht Deine Eltern, Geschwister, Kollegen… Es ist menschlich, sich misszuverstehen. Und es ist menschlich, unterschiedlich zu kommunizieren. Das ist auch alles in Ordnung, wenn die Beteiligten sich darüber im Klaren sind, wer welche Art zu Denken und zu Reden hat.

Das Streitgespräch könnte also auch als Gespräch so aussehen:

Person A sagt „Ich will ins Kino gehen.“
Meint: Ich will ins Kino gehen.

Person B denkt: Ich fühle mich ausgeschlossen, aber das ist A, und A meint vermutlich tatsächlich: Ich will ins Kino gehen.
Sagt: „Aha, willst Du. In welchen Film?“
Meint: Ich fühle mich nicht wirklich eingeladen, aber sag erst mal, welchen Film Du sehen willst.

Person A denkt: Oh, B fühlt sich anscheinend vor vollendete Tatsachen gestellt. Das ist nicht was ich meinte, das muss ich erklären.
Sagt: „Ich habe Lust, mir den Film XXX anzuschauen. Du kannst sehr gerne mitkommen, wenn Du willst.“
Meint: Ich habe Lust, mir den Film XXX anzuschauen. Du kannst gerne mitkommen, wenn Du willst. 

Person B denkt: A will XXX sehen, und freut sich wohl, wenn ich mit gehe. A will mir die freie Wahl lassen, nicht mich ausladen.
Sagt: „Ja, den möchte ich auch sehen. Wann wollen wir gehen?“
Meint: Ich will den Film sehen und am liebsten mit Dir zusammen. Wann gehen wir?

Person A denkt: Oh, wie schön, B will den auch sehen! Am besten passt mir morgen Abend.
Sagt: „Schön, dann gehen wir zusammen! Wie wäre es morgen Abend?“
Meint: Schön, dann gehen wir zusammen! Wie wäre es morgen Abend?

Person B denkt: A freut sich! Schön! Und morgen Abend ist gut.
Sagt: „Morgen Abend ist gut, ich freue mich auch!“
Meint: Morgen Abend ist gut, ich freue mich auch!

Diese Variante setzt natürlich voraus, dass beide Gesprächspartner sich gut kennen, und ein Interesse am positiven Ausgang dieses Gesprächs haben.

Wie geht es Dir mit der Kommunikation in solchen Momenten? Wo hast Du Dich ertappt gefühlt?

Herzlichst, wo immer Du gerade bist,

Unterschrift Johanna (c) Johanna Ringe 2014 ff. www.dein-buntes-leben.deP.S.: Sommer ist Urlaubszeit, ich werde also in den nächsten Wochen weniger bloggen, mal eine Woche aussetzen, oder ähnliches… im September geht es dann spätestens wie gewohnt weiter! (So ist das eben, wenn man nicht auf Vorrat bloggt, sondern „live“…)

P.P.S. Mal ehrlich: Hand hoch, wem es noch zu warm ist…?! Eben!

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