Achtsamkeit

Erwartungen – so ein Teufelszeug!

Erwartungen - so ein Teufelszeug! (c) Johanna Ringe 2016 www.dein-buntes-leben.de

Hast Du Dir in der letzten Zeit mal überlegt, wie sehr Erwartungen Dein Handeln aber auch Deine Zufriedenheit beeinflussen? Da sind die Erwartungen Deiner Umgebung, Deiner Familie, Deiner Kollegen und Mitarbeiter, Deiner Nachbarn, Deiner Geschäftspartner. Und da sind noch die Erwartungen, die Du selbst an Dich hast. Hier ganz genau hinzuschauen, auch wenn es weh tut und unangenehm ist, ist ein wichtiger Schritt wann immer Du unzufrieden mit Deinem momentanen Leben bist.

Was sind Erwartungen eigentlich, und weshalb haben sie eine solche Macht über uns?

Nun, wenn beispielsweise Deine Eltern erwarten, daß Du etwas aus Dir machst, Deine Talente entfaltest, und einen ordentlichen Beruf lernst, in dem Du Dir einen Namen machen und gut verdienen kannst, dann baut das erheblichen Druck auf. Allein in dieser Aufzählung waren bereits 5 fette Trigger für Selbstzweifel, Trotzreaktionen und Rebellion. Aber keine einzige Silbe dazu, daß Du Deiner Freude folgen, auf Dein Herz bzw. Dein Bauchgefühl hören und ein glückliches Leben anstreben darfst oder gar sollst. Nicht ein Wort.
Erleben wir unsere gesamte Jugend in diesem Kontext, als normal pubertierender, mit Selbstzweifeln gesegneter Mensch, dann baut sich viel Druck und ein Gefühl des Fehl-am-Platz-seins auf, das unser gesamtes weiteres Leben prägen wird. Erst wenn wir uns diese familiären Erwartungen bewusst machen, und anschauen, wie unsere eigene Haltung zu den Themen ist, dann können wir uns von diesem Druck befreien.

Das Streben nach Selbstbestimmung und einem Leben, welches unseren tiefsten eigenen Werten entspricht, wird allzu oft durch die Erwartungshaltung anderer torpediert.

Beispiel ordentlicher Beruf. Wenn Du ein begnadeter Athlet, Tänzer und Musiker bist, Dein Vater aber erwartet, daß Du sein Steuerbüro einmal übernimmst, dann wird einer von euch beiden unglücklich sein. Ebenso dramatisch, wenn auch oft nicht so sichtbar, ist die Erwartung der Mutter an die Tochter, diese möge einen Beruf ergreifen, statt Ehe und Kindern ihre besten Jahre zu opfern, während besagte Tochter sich aus tiefstem Herzen Kinder wünscht und ein Haus auf dem Land.
Der einzige Ausweg: klare Kommunikation der eigenen Wünsche und Erwartungen ans Leben, und liebevolles Grenzen setzen. Das ist kein einfacher Weg, aber einer, an dessen Ende ein glücklicheres Leben lockt. Eltern wünschen sich glückliche Kinder mehr als die meisten anderen Dinge, und meistens bleibt das ganz große Katastrophenszenario inklusive Enterben aus.

Welchen Einfluss haben die Erwartungen unserer Kollegen oder Geschäftspartner?

Auch da gibt es eine breite Palette an möglichen Themen: sei es die Preisgestaltung innerhalb der Branche, der Umgang mit Risiken oder Kunden, aber auch alle anderen Aspekte unseres Tuns – es ist leicht denkbar, da grundsätzliche Differenzen zu haben. problematisch wird das vor allem dann, wenn diese unterschiedlichen Vorstellungen nicht ausgesprochen werden, sondern jeder quasi vom anderen stillschweigend erwartet, dieser sei derselben Meinung wie man selbst. Irgendwann kommt es dann zum Knall oder zur dauerhaften Irritation, je nach Charakter der Beteiligten. Der Ausweg auch hier: klare und offene Kommunikation! Lieber einmal zu oft feststellen, daß man total auf derselben Wellenlänge ist, als unverhoffter Streit, oder?

Und wann stehen unsere eigenen Erwartungen uns im Weg?

Gerade die Vorstellungen unserer Eltern und Partner, aber auch der Kinder und langjähriger Wegbegleiter sind uns oft so vertraut, daß wir sie wichtiger nehmen als unsere eigenen und das gar nicht merken, bis wir irgendeinen Karren an die Wand gefahren haben.
Wenn Du beispielsweise schon immer ehrenamtlich arbeiten wolltest, Dir den klaren Impuls dazu aber nie bewusst gemacht hast, dann findest Du Dich unter Umständen als unglückliche weil machtlose und überarbeitete Mitarbeiterin einer Betreuungseinrichtung wieder, statt Dein Geld woanders zu verdienen, aber ehrenamtlich im Hospiz zu arbeiten.
Oder Du bist gut bezahlter Spezialist für Datenbanken in einer großen Firma, statt Dein Können in der Spielebranche unter Beweis zu stellen – weil das Sicherheitsdenken Deiner Familie Deine Entscheidungen mehr beeinflusst hat, als Deine eigenen Werte: Innovation und Kooperation.

Wenn uns nicht bewusst ist, welche Unterschiede zwischen unseren eigenen Ideen, und denen unserer Umwelt bestehen, dann folgen wir unter Umständen dem falschen Impuls.

Oft ist Dir gar nicht klar, daß Deine bewussten Vorstellungen nicht Deinen innersten Erwartungshaltungen entsprechen. Wir halten die übernommene Idee für unsere eigene. Gerade Alles rund ums Thema Geld bietet sich für solche Fallstricke an – es lohnt sich, da genau hinzuschauen, und sich Fragen zu stellen wie: Wann fühle ich mich reich? Wann fühle ich mich arm? Wofür mobilisiere ich meine Kraft? Was bedeutet mir Geld? Liebe oder hasse ich Geld? Ist mir Geld peinlich? Liebe ich Erlebnisse oder Ergebnisse? Wofür möchte ich Geld verdienen?

All unsere zwischenmenschlichen Begegnungen werden von Erwartung und Erwartungserwartung geprägt.

Wenn wir dem Nachbarn begegnen, grüßen wir ihn. Wir erwarten, dass er zurück grüßt (Erwartung) und uns ist bewusst, dass er gegrüßt zu werden hofft (Erwartungserwartung). Jedes Ausbrechen aus diesem Ablauf hat Konfliktpotential.
In unserer Liebesbeziehung kennen wir viele solcher Situationen. Ein Partner fragt: „Hast Du Lust ins Kino zu gehen?“ Der andere fragt: „Möchtest Du denn?“
Jetzt kann das Gespräch viele verschiedene Ergebnisse haben, vom handfesten Streit bis zum friedlichen gemeinsamen Fernsehabend… alles eine Frage des kommunikativen Geschicks. Und des bewussten Umganges mit unseren eigenen Erwartungen sowie denen unserer Liebsten.

Böse gesagt sind Erwartungen Vorurteile und Erwartungserwartungen Unterstellungen – zwei tödliche Gifte.

Dennoch sind sie unabdingbarer Bestandteil jeder sozialen Begegnung. Wie bei jedem Gift ist nur ein bewusster Umgang sicher und gut für Dich. Also erkenne Dich selbst und mach den Mund auf. Zum Reden, Dich mitteilen und um zu fragen, was Dein Gegenüber von Dir erwartet. Vielleicht ist das gar nicht so abwegig, wie Du befürchtest? Vielleicht spiegelt man Dir nur Deine eigenen Erwartungen? Vielleicht seid ihr euch einig? Vielleicht ist die andere Vorstellung sogar besser als Deine?

Hoffentlich kann ich Dich zu einem bewussteren Umgang mit Deinen Erwartungen anregen – über Rückmeldungen in Form von Kommentaren freue ich mich besonders!

Herzlichst, wo immer Du gerade bist,

Johanna Ringe www.dein-buntes-leben.de

 

P.S.: Erwartungshaltung ist übrigens ein Pleonasmus, eine Erwartung ist in jedem Fall eine Haltung. :-)

P.P.S.: Auch wenn Internetnutzer oft kurze Sätze und kurze Texte erwarten, verweigere ich mich da bewusst. Sprachvielfalt und Eloquenz sind mir sehr wichtig – auch wenn ich so den einen oder anderen Leser vielleicht verliere bzw. nicht begeistern kann. Erwartungen, überall. :-)

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