Die Wörterfrau (c)Johanna Ringe 2016 www.dein-buntes-leben.de, Coaching für hochsensible vielbegabte Renaissanceseelen

Heute möchte ich Dir eine Geschichte erzählen:

Ich werde die alte Wörterfrau sein. (Wie die alte Katzenfrau, aber mit Wörtern statt mit Katzen.) Alle streunenden Wörter dürfen bei mir einziehen, und ich gelobe sie zu füttern, nach ihnen zu sehen und sie regelmäßig zu liebkosen…

Ich habe einem interessanten Wort noch nie widerstehen können, weder den leuchtenden noch den eigenartigen oder miesepetrigen. Sie sind einfach das Schönste in der ganzen weiten Welt!
Es gibt einige wirklich leckere, wie Zöpfchen (süß), Scharren (bitter), umtost (salzig), Scharwenzeln (süß und klebrig), Nasenstüber (eigenartig), flamboyant (scharf) und Landzunge (umami)… Es gibt heitere Wörter wie Gugelhupf und sinnliche wie Schnurren. Es gibt unangenehme wie Ruptur, brutale wie Krachen und verträumte wie Tändelei... um nur einige wenige zu nennen.
Unzählige Hefte und Kladden habe ich mit meinen liebsten Worten und Wörtern gefüllt. Verschiedene Sprachen, verschiedene Themen und Sachgebiete, wie Klang, Bedeutung, Poesie, Klarheit… Und noch viel mehr Seiten gefüllt mit meinen eigenen Worten. Meine Poesie, meine Prosa… manchmal illustriert, manchmal privat…

In meinem Haus wird es überall Papier und Stifte geben- für jene Momente, in denen die Muse keinerlei  Ausreden mehr akzeptiert und ich ihrem Ruf unmittelbar Folge zu leisten habe. So wie in Jetzt-lass-den-Sch…löffel-einen-Löffel-sein-und-wag-es-ja-nicht-noch-den-Tisch-abzuwischen-sondern-schreib-jetzt-endlich-und-zwar-SOFORT! Ja, die Muse ist eine strenge und fordernde Herrin, musst Du wissen (und manch einer behauptet, es färbe bereits auf mich ab…hehe).

Wie die Katzenfrau werde ich seltsame und bunte Kleider tragen, intensiv nach Büchern und Tinte riechen (mit dem einen oder anderen Spritzer Farbe und/oder Kuchenteig), mich ausführlich über jeden Besuch freuen – aber nur, wenn ich in Stimmung bin. Andernfalls werde ich die unerwünschten Besucher zu Stottern und Kurzsichtigkeit verfluchen.

Die Wörter werden immer meine höchste Aufmerksamkeit genießen, selbst in hitzigsten Debatten mit einer anderen Person wird jedes aus dem Fluss der Worte herausspringende Exemplar bemerkt, eingefangen und für zukünftige Untersuchung aufbewahrt werden… meist unter für den Gesprächspartner unverständlichem Gemurmel… oder er versteht es doch und ist darob empört… aber meine Aufmerksamkeit springt ja sofort zum Gespräch zurück und ich konzentriere mein Sein wieder vollständig auf die Person mit der ich spreche, jetzt und hier.
Neugierig. Empathisch. Liebend. Offen und großherzig. Mit dem einen oder anderen Keks und hektoliterweise Tee und Kaffee.
Ich liiiieebe tiefe Gespräche von Seele zu Seele. (Wie tragisch, daß die meisten wirklich guten Gespräche korrumpiert werden durch das menschliche Bedürfnis, die Blase gelegentlich zu entleeren… findest Du nicht auch?!)

Kinder toleriere ich, allerdings nur solange sie interessant, begabt und lesewütig sind. Andernfalls werden sie von der Wörterfrau mit technischen Begriffen wie Hendiadyoin oder Onomatopoesie unbarmherzig in die Flucht geschlagen.

Das kleine Haus in dem ich leben werde wird in jedem Raum Bücher haben, und ich meine absolut jeden Raum, ja. Ich bin noch nicht senil, dankedernachfrage.
Die Küche wird ein gemütlicher kleiner Raum sein, bis zur Decke angefüllt mit vollkommen unnützen Dingen und Tonnen von Büchern, darunter sogar etliche Koch- und Backbücher. (Die Nachschlagewerke findest Du übrigens alle in der Speisekammer, gleich neben den anderen Vorräten. Falls es Dich interessiert…).
Der Teekessel blubbert auf dem Herd, Becher stets zur Hand… Alle Jubeljahre koche ich sogar. Gewöhnlich backe ich lieber, oder werfe ein paar Zutaten zusammen, um herauszubekommen ob das Ergebnis essbar wird… die meisten Experimente kann man tatsächlich verdauen, der Göttin sei Dank. Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, daß ich immer matriarchal gelebt habe (und leben werde). Meine Töchter können das bezeugen. Und mein Ehemann auch. *gacker*

Wo war ich? Ah… hm… hihi, jaja… Matriarch Patriarch Schmatriarch… wie wäre denn Katzriarch? Oder Kuhtriarch? Naa, was ein Gedanke! Eine Kuh würde gar nichts lenken, viel zu beschäftigt mit ihrer Verdauung, die Arme… Hihi… hehehe…prust… ja ja.

Hachja. Was machst Du denn eigentlich noch hier? Hm?
Würdest Du ein Sonett mit mir schreiben? Aber lass es bloß nicht mit „Soll ich Dich einem Sommertag“ beginnen – das geht schief, glaub mir das, mein Herz… Oh, wir mögen anscheinend keine Sonette, hm? Dann erklär mir doch bitte mal, WIESO Du immer noch HIER BIST? Kann eine alte Frau nicht mal ihre wohlverdiente Ruhe bekommen? Ich brauche eine kleine Pause. Nein, eigentlich doch eher ein richtiges Nickerchen…. Aber nur, wenn ich es an dem elenden Buch da drüben vorbeischaffe… das vertrackte Ding hält mich immer wach…. Naa, ich nehme ein anderes mit, ein langweiliges, das könnte klappen….hehehe….vielleicht das hier? … Nein…warte… ah, da bist Du ja, mein Liebes… hm….. uhum….…… hihiiiiihihi …….. hm….. hrmph…… hm….. hmmmmmmmmm………….

 

Vielleicht erkennst Du Dich hier auch ein kleines bisschen wieder? Ja, wirklich? Oh, wunderbar!
Dann würde ich mich aus tiefstem Herzen freuen, Dich persönlich kennenzulernen…!

Herzlichst, wo immer Du gerade bist,

Johanna Ringe www.dein-buntes-leben.de

 

P.S.: Magst Du die alte Wörterfrau besuchen? Dann bring interessante Geschichten und ein paar Kekse mit… und Zeit, viel viel Zeit

 

P.P.S.: Die englische (überarbeitete) Originalfassung meines Textes findest Du hier: The Wordlady.

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8 Kommentare zu “Die Wörterfrau

  1. Uiuiui,
    na sowas, hast du über mich in zwanzig Jahren geschrieben? ;-) Dann werde ich bestimmt auch so eine Bücherhexe sein. Auf jeden Fall wird es immer bunter werden :-)
    Sehr cooler Text, der wieder einmal beweist, dass Inspiration das Allerwichtigste ist!

    Auf fröhliches Wörterschmieden!
    Alles Liebe, Marie

  2. Liebe Johanna,

    oh wie wunderbar liebevoll geschrieben – wirklich mit Witz, Esprit und tiefem Intellekt. Ich saß schmunzelnd vor deinen Zeilen und habe wirklich JEDES Wort genossen. Selbst die bunten Füllwörter und in Buchstaben verpackte Gefühle – oder waren es gerade die?

    Es grüßt Dich herzlich aus dem wunschön sonnigen München
    eine bekennende und endlich bewusst lebende Scannerin,
    Alexandra

    PS: Welches Buch wollte ich jetzt grad weiterlesen? Oder doch erst noch ein paar Blogeinträge? Ach egal – Worte, liebe Worte, ich komme!

    • Liebe Alexandra,
      wunderbare Grundeinstellung… liebe Worte, ich komme!

      Freut mich zu hören, daß Du dein Scannertum lebst – Yay!

  3. Ach, ach, ach… ich war ein paar Tage in den Bergen. Da braucht man überhaupt keine Bücher. Eine gute Wanderkarte, ja. Aber Bücher? Wozu? Schau dir dir Gipfel und die Murmeltiere an. Beobachte die Wolkenlümmel, die dir frech den Blick verschleiern wollen. Sie foppen dich nur. Die Sonne blitzt früher oder später sowieso hindurch und scheucht sie die Wände hinauf ins Himmelblau, hoch so hoch… bis dein Blick endlich in Ruhe auf den höchsten Felsvorsprüngen spazierengeht. Deine Augen müssen nicht verschnaufen, so wie du. Der Blick tänzelt und hüpft, schwingt sich hoch und saust hinab ins Tal und wieder zurück und es gibt kein Halten. Alles, was er dir zeigt, lässt dich innerlich jauchzen. Zeit, pathetisch zu werden. … ich lass es besser.
    (…) Und dann sitze ich auf einmal wieder am Schreibtisch? Verkehrte Welt. Es ist dann wohl doch an der Zeit, am Abend – in Ermangelung von kühlender Bergluft und wortlos stillen Steinschatten – zu einem Buch zu greifen oder sich leckere Worte auf der Zunge zergehen zu lassen. Schmelzend süß oder bissig und scharf, schmurgel-gurgelnd oder zickig und keck. Es muss nicht immer Kaiserschmarrn sein…Genieße in Maßen und bleib maßlos dabei. Nichts leichter als das :-) Liebe Grüße an die Wörterfrau.

    • Hihi, wie schön, daß ich Dich zu solch einem Kommentar inspirieren konnte…

      Bin ja mehr ein Meermensch, aber ich kann Dir folgen. ;-)
      Danke!!!

  4. Friederike

    Gratuliere, Johanna! Wunderbar! Auf sowas mal wieder von Dir hab ich schon lange gewartet…
    Ich sehe die Matriarchin ihre bunten Röcke schwenken auf der Suche nach dem jetzt grade dringend notwendigen Buch – oder der Backzutat…
    Also das mit den Büchern in wirklich j e d e m Raum haben wir hier fast – es ist schlicht unverzichtbar, natürlich; aber da hier immer viele Menschen aus und ein und mitunter auch zu den Toiletten gehen, sind diese bücherfrei. Um Staus und lange Schlangen zu Vermeiden…
    Dafür stapelt das Lesefutter sich überall auf allen ebenen Flächen – ganz von selbst…
    Bitte gerne ein paar Texte mehr in diese Richtung – was keine Kritik an den anderen Blogbeiträgen ist! Herzliche Umarmung und ebensolches Dankeschön! Friederike

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