Es gibt ekstatische Momente im Leben, zumindest im Leben jedes Kreativen, in denen nicht der bewusste Wille das eigene Handeln bestimmt.
- Wir hören uns sprechen, und ein Teil von uns fragt sich, woher das Wissen stammt.
- Wir führen den Pinsel, und schauen ihm gleichzeitig gebannt zu, unwissend, unbeteiligt, Publikum.
- Wir schreiben, ohne zu wissen, wohin uns das führen wird, gespannt und fasziniert von dem, was aus unserer Feder fließt.
- Wir singen und sind uns dessen doch nicht mehr bewusst, sind aufgelöst in Klang.
Religion halte ich für etwas sehr Privates. Damit meine ich nicht die organisierten Weltreligionen mit ihren Hierarchien und wirtschaftlichen Interessen, sondern die persönliche Beziehung zu einem, mehreren oder keinem höheren Wesen. Vollkommen egal, ob Du Dich Atheist nennst, Katholik bist oder eklektische Spiritualität praktizierst – wenn Du nur ein bisschen aufmerksam durch Dein Leben gehst, dann kennst Du diese ekstatische Schaffenskraft.
„Ich fühle mich wie eine Glocke, die von einer inneren Kraft zum Klingen gebracht wird.“
Das sind Worte, die ich gestern schrieb*, um jemandem begreiflich zu machen, wie ich mich beim Malen gefühlt hatte. Teil des Trainings zum Intentional Creativity® Teacher ist die Auseinandersetzung oder besser gesagt: die Zusammenarbeit mit der inneren Muse. Wir könnten die Begriffe Inspiration oder Intuition benutzen, oder irgendeine größere Theorie darüber aufstellen, wie Dinge in unserem Unterbewusstsein verarbeitet werden, um dann unsere kreativen Handlungen zu beeinflussen, ja, oder wir sprechen einfach von unserer Muse.
Muse nicht im Sinne eines inspirierenden Menschen, sondern einer inneren Kraft.
Es gibt im deutschen den schönen Ausdruck der beseelten Kunst oder vielmehr des beseelten Künstlers. (Daran stört mich der Aspekt, dass es klingt, als ob der Mensch sonst keine Seele habe … Aber das ist ein anderes Thema.) Wir benennen Kreativitätsschübe als ekstatische oder verzückte Zustände. Wir kennen auch das Bild des Künstlers, der wie besessen seine Schaffenskraft fließen lassen muss. Ganz zu schweigen von der viel beschrieenen Nähe zwischen Genie und Wahnsinn. All diese Sätze haben etwas zutiefst Beunruhigendes. Sie klingen nach Krankheit oder Besessenheit, als wäre eine dunkle Kraft am Werk, vor der man sich fürchten muss. Welch ein Irrtum!
Die Macht der Kreativität ist etwas absolut Menschliches.
Kreativität und Schöpferdrang beobachten wir bei jedem Kind. Ob es dabei malt, ausschweifend erzählt, Landschaften für Zinnsoldaten aufbaut, lügt dass sich die Balken biegen oder den Großvater als Oger verkleiden möchte – reine Kreativität. Niemand würde behaupten, der kleine Junge, der eine Seilbahn nach der anderen zeichnet, sei besessen. Keiner sieht eine Gefahr für Wahnsinn bei dem jungen Mann, der selbstvergessen Schmetterlinge malt. Auch das Mädchen, das konzentriert ein Diorama für die Sammelfiguren erstellt, hat nichts Dämonisches.
Wieso also fürchten oder dämonisieren wir ekstatische Kreativität bei Erwachsenen?
Ist es die Angst vor dem Kontrollverlust als solchem? Vor dem Abgleiten in völlige Ekstase? Oder vielmehr die gute alte Angst vor der Veränderung, die diese Gesellschaft schüttelt, sobald irgendetwas „aus dem Ruder läuft“? Ich kann verstehen, dass mancher Mensch es verwirrend und beunruhigend finden mag, einen anderen Menschen in intensiver Schaffensphase zu sehen, verzückt, ekstatisch, hingegeben an den Moment. Es ist etwas Intimes, nicht für Zuschauer bestimmt. (Bei Musikern haben wir uns daran gewöhnt, scheinbar.) Die eigenen Momente der Inspiration, des beseelten Tuns…. Das sind Momente der Gnade, in denen Furcht nicht angebracht ist.
Inspiriert zu sein, der Muse zu ge-horchen, das ist so menschlich wie Atmen.
Das ist nichts, für das man seinen Job aufgeben, die Frau verlassen, das letzte Hemd verlieren muss. Nichts, dass Dich dem Wahnsinn näherbringt. In unserer aufgeklärten Zeit wissen wir, dass die menschliche Psyche es genießt, ja, braucht, in einen flow zu kommen. Dieses ekstatische Erleben mag beim Sport passieren, beim Spülen, Trommeln oder Malen. Es mag beim Meditieren geschehen oder wenn Du Dein Kind bekommst.
Egal wann und wie, diese ekstatischen Momente machen das Leben lebenswerter. Oder was meinst Du?
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
P.S.: Sag, erlebst Du ekstatische Momente? Wobei denn meistens? (außer im Bett – anderes, auch wichtiges Thema…)
* im Original auf Englisch:
„I feel like a bell, being brought to sound by a force within.“
Es gibt ekstatische Momente im Leben, zumindest im Leben jedes Kreativen, in denen nicht der bewusste Wille das eigene Handeln bestimmt.
Religion halte ich für etwas sehr Privates. Damit meine ich nicht die organisierten Weltreligionen mit ihren Hierarchien und wirtschaftlichen Interessen, sondern die persönliche Beziehung zu einem, mehreren oder keinem höheren Wesen. Vollkommen egal, ob Du Dich Atheist nennst, Katholik bist oder eklektische Spiritualität praktizierst – wenn Du nur ein bisschen aufmerksam durch Dein Leben gehst, dann kennst Du diese ekstatische Schaffenskraft.
„Ich fühle mich wie eine Glocke, die von einer inneren Kraft zum Klingen gebracht wird.“
Das sind Worte, die ich gestern schrieb*, um jemandem begreiflich zu machen, wie ich mich beim Malen gefühlt hatte. Teil des Trainings zum Intentional Creativity® Teacher ist die Auseinandersetzung oder besser gesagt: die Zusammenarbeit mit der inneren Muse. Wir könnten die Begriffe Inspiration oder Intuition benutzen, oder irgendeine größere Theorie darüber aufstellen, wie Dinge in unserem Unterbewusstsein verarbeitet werden, um dann unsere kreativen Handlungen zu beeinflussen, ja, oder wir sprechen einfach von unserer Muse.
Muse nicht im Sinne eines inspirierenden Menschen, sondern einer inneren Kraft.
Es gibt im deutschen den schönen Ausdruck der beseelten Kunst oder vielmehr des beseelten Künstlers. (Daran stört mich der Aspekt, dass es klingt, als ob der Mensch sonst keine Seele habe … Aber das ist ein anderes Thema.) Wir benennen Kreativitätsschübe als ekstatische oder verzückte Zustände. Wir kennen auch das Bild des Künstlers, der wie besessen seine Schaffenskraft fließen lassen muss. Ganz zu schweigen von der viel beschrieenen Nähe zwischen Genie und Wahnsinn. All diese Sätze haben etwas zutiefst Beunruhigendes. Sie klingen nach Krankheit oder Besessenheit, als wäre eine dunkle Kraft am Werk, vor der man sich fürchten muss. Welch ein Irrtum!
Die Macht der Kreativität ist etwas absolut Menschliches.
Kreativität und Schöpferdrang beobachten wir bei jedem Kind. Ob es dabei malt, ausschweifend erzählt, Landschaften für Zinnsoldaten aufbaut, lügt dass sich die Balken biegen oder den Großvater als Oger verkleiden möchte – reine Kreativität. Niemand würde behaupten, der kleine Junge, der eine Seilbahn nach der anderen zeichnet, sei besessen. Keiner sieht eine Gefahr für Wahnsinn bei dem jungen Mann, der selbstvergessen Schmetterlinge malt. Auch das Mädchen, das konzentriert ein Diorama für die Sammelfiguren erstellt, hat nichts Dämonisches.
Wieso also fürchten oder dämonisieren wir ekstatische Kreativität bei Erwachsenen?
Ist es die Angst vor dem Kontrollverlust als solchem? Vor dem Abgleiten in völlige Ekstase? Oder vielmehr die gute alte Angst vor der Veränderung, die diese Gesellschaft schüttelt, sobald irgendetwas „aus dem Ruder läuft“? Ich kann verstehen, dass mancher Mensch es verwirrend und beunruhigend finden mag, einen anderen Menschen in intensiver Schaffensphase zu sehen, verzückt, ekstatisch, hingegeben an den Moment. Es ist etwas Intimes, nicht für Zuschauer bestimmt. (Bei Musikern haben wir uns daran gewöhnt, scheinbar.) Die eigenen Momente der Inspiration, des beseelten Tuns…. Das sind Momente der Gnade, in denen Furcht nicht angebracht ist.
Inspiriert zu sein, der Muse zu ge-horchen, das ist so menschlich wie Atmen.
Das ist nichts, für das man seinen Job aufgeben, die Frau verlassen, das letzte Hemd verlieren muss. Nichts, dass Dich dem Wahnsinn näherbringt. In unserer aufgeklärten Zeit wissen wir, dass die menschliche Psyche es genießt, ja, braucht, in einen flow zu kommen. Dieses ekstatische Erleben mag beim Sport passieren, beim Spülen, Trommeln oder Malen. Es mag beim Meditieren geschehen oder wenn Du Dein Kind bekommst.
Egal wann und wie, diese ekstatischen Momente machen das Leben lebenswerter. Oder was meinst Du?
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
P.S.: Sag, erlebst Du ekstatische Momente? Wobei denn meistens? (außer im Bett – anderes, auch wichtiges Thema…)
* im Original auf Englisch:
„I feel like a bell, being brought to sound by a force within.“