Immer mal wieder begegnen mir Umgebungen, die schwer zu ertragen sind. Bevölkert von netten Menschen, Schauplatz angenehmer Dinge – aber unerträglich hässlich in ihrer Schäbigkeit, ihrer Trostlosigkeit oder einfachen Geschmacklosigkeit. Ob ein Hundevereinsheim oder ein Warteraum, ein Café oder ein Hotelzimmer, gemeinsam ist diesen Räumen eine wahre Flut von Unerträglichkeiten.
Ich bin nicht alleine mit meinem Hass auf hässliche Räume!
Im Gegenteil: auf jeden, der mit völligem Unverständnis auf meine Ausbrüche reagiert, kommen mindestens drei Menschen, die mir vehement zustimmen. Das hat mich dazu gebracht, genauer hinzuschauen: wieso stoßen mich hässliche, trostlose Räumlichkeiten so ab? Seitdem ich das Phänomen der Hochsensibilität auch aus theoretischer Sicht kennenlernen durfte, ist mir diese Abneigung deutlich klarer geworden.
Die meisten meiner Antworten überschneiden sich mit den gängigen Merkmallisten für Hochsensibilität.
Vollkommen klar: ein Mensch, der seine direkte Umgebung sehr bewusst wahrnimmt, und in allen Details, der wird sich an abgestossenen Möbeln, vergilbter Tapete, Kratzern im Boden, Flecken an den Wänden, Macken in der Zimmerdecke oder abgeplatzter Farbe an den Türrahmen stören. Sehr viel mehr stören, als ein durchschnittlich sensibler Mensch. Wenn dann noch andere Sinneseindrücke wie abgestandene Luft, muffiger Geruch oder Schimmel, das hässliche Brummen einer Lüftung oder einer alten Heizung dazu kommen, geschieht oft Folgendes:
Du bist als Hochsensible Person (HSP) so sehr mit der Verarbeitung aller Eindrücke beschäftigt, dass Dein System ausgelastet ist. Für anderes bleibt kaum Energie.
Natürlich kannst Du lernen, damit umzugehen, Dich deutlicher auf das Wesentliche zu konzentrieren und klarer gegen Nebensächlichkeiten abzugrenzen. Doch wie gut Dir das gelingt, ist tagesformabhängig. Manchmal bist Du aus anderen Gründen so aufgewühlt, dass Dir das Ausblenden von Störfaktoren noch schwerer fällt als sonst. Ohnehin ist Abgrenzung das Lieblingsproblem der meisten HSP, und eine der Hauptlernaufgaben – der Du Dich vielleicht nicht jeden Tag gewachsen fühlst.
Wenn zur eher körperlichen Hochsensibilität noch andere Ebenen dazu kommen, wird der Aufenthalt in gewissen Räumen noch unerträglicher.
Eine hochsensitive Person ist unter Umständen in der Lage Echos von vergangenen Geschehnissen wahrzunehmen – das erklärt, weshalb Gefallenenfriedhöfe, Hundezwinger, Kellerverliese oder auch ein aufgegebener Schlachthof starke Reaktionen hervorrufen können. Genau wie Kirchen, Tempel und Festsäle, jedoch mit anderem Vorzeichen.
Weit weniger dramatisch und sicherlich häufiger sind Begegnungen mit der Trostlosigkeit des Alltags. Das können Schulen sein, schäbige Wartezimmer, Trinkhallen oder Nebenräume in Restaurants, in denen kurz zuvor eine Trauerfeier stattfand. Gemeindesäle, Mehrzweckhallen und Vereinsheime haben oft optisch wie energetisch herausfordernde Eigenschaften. Jeder kennt Situationen in denen versucht wurde, einem trostlosen, hässlichen Raum etwas Leben und Frohsinn einzuhauchen. Mit Kerzen, Dekorationen, eventuell Räucherstäbchen, und mehr oder weniger Erfolg.
Was mir nur als hässlich auffällt, kann für Dich unerträglich sein – alles eine Frage der Reizaufnahme und -Verarbeitung.
Ob Du von den Räucherstäbchen Kopfschmerzen bekommst ist nebensächlich, denn der Raum wird Dich vermutlich ohnehin abstoßen, allen Mühen des Dekorationsteams zum Trotz. Abgelenkt vom eigentlichen Geschehen, ob das nun ein Krippenspiel oder eine Lesung ist, wirst Du versuchen alle Risse in den Wänden, alle alten Bratengerüche, alle fremden Emotionen und alles Knarzen des Linoleums auszublenden. Ob Dir das gelingt ist eine Frage der Übung und Deiner momentanen Verfassung: ausgeschlafen, gut gelaunt und entspannt oder gestresst, übermüdet, entnervt?
Ich plädiere für sanfte Rücksichtnahme, Dir selbst gegenüber, Deinen Begleitern gegenüber und den Räumen gegenüber.
Kein Ort geht Dir mit Absicht auf die Nerven, und kein noch so hässliches Vereinsheim möchte Dich explizit ärgern… selbst wenn ich schon manche Veranstaltung fluchtartig verlassen habe, weil mein System überreizt war, so trainiere ich doch immer weiter meine Toleranz, und stärke meine Abgrenzungsmechanismen. Denn ich möchte in dieser Welt so frei wie möglich leben können. Du nicht auch? Über dieses Thema zu sprechen ist ein erster Schritt, denn oft stehen unsere Begleiter hilflos daneben, wenn wir einen Raum verbal sezieren und unser vernichtendes Urteil sprechen. Sie können ohne unsere Hilfe nicht begreifen, wie schwer es sein kann, einen hässlichen Raum zu ertragen. Und wie sehr es uns vom eigentlichen Anlass ablenken kann. Wir können nicht einfach „darüber hinwegsehen“. Das ist uns nicht möglich. Selbst wenn wir noch so sehr wünschten, wir könnten es!
Also, wie so oft, bleibt Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation!
Darüber hinaus übe Selbstfürsorge:
- wappne Dich! Trage Kleidung und Düfte, die Dir Geborgenheit vermitteln, und lies hier mehr darüber, wie Du Dir gut tun kannst, auch in schwieriger Umgebung.
- Übe Dich im Tanz gesunder Abgrenzung: zwischen Freiheit und Geborgenheit.
- Lerne genauso, Deine Bedürfnisse zu respektieren, wie die Grenzen und Bedürfnisse Deiner Mitmenschen – denn bei aller Empathie steckst Du auch nicht in ihren Schuhen.
Miteinander zu reden hilft sich besser zu verstehen. Klingt einfach, ist es manchmal nicht, doch lohnt sich die Mühe immer!
Und es tut so gut, dass mein Mann versteht, wie sehr mich ein Raum stören kann, einfach weil er so hässlich ist. Da brauche ich mich gar nicht mehr so lange darüber auszulassen. ;-)
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
P.S.: Lass uns unten wissen, was Dich besonders stört – auf einen regen Austausch!
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Immer mal wieder begegnen mir Umgebungen, die schwer zu ertragen sind. Bevölkert von netten Menschen, Schauplatz angenehmer Dinge – aber unerträglich hässlich in ihrer Schäbigkeit, ihrer Trostlosigkeit oder einfachen Geschmacklosigkeit. Ob ein Hundevereinsheim oder ein Warteraum, ein Café oder ein Hotelzimmer, gemeinsam ist diesen Räumen eine wahre Flut von Unerträglichkeiten.
Ich bin nicht alleine mit meinem Hass auf hässliche Räume!
Im Gegenteil: auf jeden, der mit völligem Unverständnis auf meine Ausbrüche reagiert, kommen mindestens drei Menschen, die mir vehement zustimmen. Das hat mich dazu gebracht, genauer hinzuschauen: wieso stoßen mich hässliche, trostlose Räumlichkeiten so ab? Seitdem ich das Phänomen der Hochsensibilität auch aus theoretischer Sicht kennenlernen durfte, ist mir diese Abneigung deutlich klarer geworden.
Die meisten meiner Antworten überschneiden sich mit den gängigen Merkmallisten für Hochsensibilität.
Vollkommen klar: ein Mensch, der seine direkte Umgebung sehr bewusst wahrnimmt, und in allen Details, der wird sich an abgestossenen Möbeln, vergilbter Tapete, Kratzern im Boden, Flecken an den Wänden, Macken in der Zimmerdecke oder abgeplatzter Farbe an den Türrahmen stören. Sehr viel mehr stören, als ein durchschnittlich sensibler Mensch. Wenn dann noch andere Sinneseindrücke wie abgestandene Luft, muffiger Geruch oder Schimmel, das hässliche Brummen einer Lüftung oder einer alten Heizung dazu kommen, geschieht oft Folgendes:
Du bist als Hochsensible Person (HSP) so sehr mit der Verarbeitung aller Eindrücke beschäftigt, dass Dein System ausgelastet ist. Für anderes bleibt kaum Energie.
Natürlich kannst Du lernen, damit umzugehen, Dich deutlicher auf das Wesentliche zu konzentrieren und klarer gegen Nebensächlichkeiten abzugrenzen. Doch wie gut Dir das gelingt, ist tagesformabhängig. Manchmal bist Du aus anderen Gründen so aufgewühlt, dass Dir das Ausblenden von Störfaktoren noch schwerer fällt als sonst. Ohnehin ist Abgrenzung das Lieblingsproblem der meisten HSP, und eine der Hauptlernaufgaben – der Du Dich vielleicht nicht jeden Tag gewachsen fühlst.
Wenn zur eher körperlichen Hochsensibilität noch andere Ebenen dazu kommen, wird der Aufenthalt in gewissen Räumen noch unerträglicher.
Eine hochsensitive Person ist unter Umständen in der Lage Echos von vergangenen Geschehnissen wahrzunehmen – das erklärt, weshalb Gefallenenfriedhöfe, Hundezwinger, Kellerverliese oder auch ein aufgegebener Schlachthof starke Reaktionen hervorrufen können. Genau wie Kirchen, Tempel und Festsäle, jedoch mit anderem Vorzeichen.
Weit weniger dramatisch und sicherlich häufiger sind Begegnungen mit der Trostlosigkeit des Alltags. Das können Schulen sein, schäbige Wartezimmer, Trinkhallen oder Nebenräume in Restaurants, in denen kurz zuvor eine Trauerfeier stattfand. Gemeindesäle, Mehrzweckhallen und Vereinsheime haben oft optisch wie energetisch herausfordernde Eigenschaften. Jeder kennt Situationen in denen versucht wurde, einem trostlosen, hässlichen Raum etwas Leben und Frohsinn einzuhauchen. Mit Kerzen, Dekorationen, eventuell Räucherstäbchen, und mehr oder weniger Erfolg.
Was mir nur als hässlich auffällt, kann für Dich unerträglich sein – alles eine Frage der Reizaufnahme und -Verarbeitung.
Ob Du von den Räucherstäbchen Kopfschmerzen bekommst ist nebensächlich, denn der Raum wird Dich vermutlich ohnehin abstoßen, allen Mühen des Dekorationsteams zum Trotz. Abgelenkt vom eigentlichen Geschehen, ob das nun ein Krippenspiel oder eine Lesung ist, wirst Du versuchen alle Risse in den Wänden, alle alten Bratengerüche, alle fremden Emotionen und alles Knarzen des Linoleums auszublenden. Ob Dir das gelingt ist eine Frage der Übung und Deiner momentanen Verfassung: ausgeschlafen, gut gelaunt und entspannt oder gestresst, übermüdet, entnervt?
Ich plädiere für sanfte Rücksichtnahme, Dir selbst gegenüber, Deinen Begleitern gegenüber und den Räumen gegenüber.
Kein Ort geht Dir mit Absicht auf die Nerven, und kein noch so hässliches Vereinsheim möchte Dich explizit ärgern… selbst wenn ich schon manche Veranstaltung fluchtartig verlassen habe, weil mein System überreizt war, so trainiere ich doch immer weiter meine Toleranz, und stärke meine Abgrenzungsmechanismen. Denn ich möchte in dieser Welt so frei wie möglich leben können. Du nicht auch? Über dieses Thema zu sprechen ist ein erster Schritt, denn oft stehen unsere Begleiter hilflos daneben, wenn wir einen Raum verbal sezieren und unser vernichtendes Urteil sprechen. Sie können ohne unsere Hilfe nicht begreifen, wie schwer es sein kann, einen hässlichen Raum zu ertragen. Und wie sehr es uns vom eigentlichen Anlass ablenken kann. Wir können nicht einfach „darüber hinwegsehen“. Das ist uns nicht möglich. Selbst wenn wir noch so sehr wünschten, wir könnten es!
Also, wie so oft, bleibt Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation!
Darüber hinaus übe Selbstfürsorge:
Miteinander zu reden hilft sich besser zu verstehen. Klingt einfach, ist es manchmal nicht, doch lohnt sich die Mühe immer!
Und es tut so gut, dass mein Mann versteht, wie sehr mich ein Raum stören kann, einfach weil er so hässlich ist. Da brauche ich mich gar nicht mehr so lange darüber auszulassen. ;-)
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
P.S.: Lass uns unten wissen, was Dich besonders stört – auf einen regen Austausch!
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