Das Bunte Leben Hochbegabung

Ab und zu eine Herausforderung macht glücklich!

Ein lächelndes Gesicht mit einem komplexen Labyrinth als Herausforderung im Kopf. (c) Johanna Ringe 2017 www.dein-buntes-leben.de

Gerade durfte ich wieder einmal die Erfahrung machen, wie wundervoll es ist, bei einer Herausforderung seine Fähigkeiten ungebremst einsetzen zu dürfen! Wer seinen Ferrari immer mit angezogener Handbremse fährt, der wird weder begreifen, zu was das Auto eigentlich in der Lage ist, noch sich bei der Fahrt wirklich wohl fühlen… und doch ist das für viele Hochbegabte der Normalzustand. Kennst Du das?

Schon in der Schule bremsen wir uns aus, den Gegebenheiten folgend.

Es ist kein vernünftiger Unterricht möglich, wenn einer immer alle Ergebnisse heraus brüllt, und kein Lehrer mag immer dasselbe Kind dran nehmen. Das bedeutet in den meisten Fällen, das hochbegabte Kind beginnt sich gedanklich anderem zuzuwenden, sobald es den Unterrichtsstoff verstanden hat. Es langweilt sich, mangels Herausforderung. (Meine persönliche These ist, dass Einzelunterricht die allerbeste Methode wäre, für hoch- und höchstbegabte Kinder. Natürlich ist mir klar, dass das nur in den allerseltensten Fällen möglich sein wird. Aber mit 29 anderen Kindern in einen Topf geworfen zu werden hilft selten. Selbstverständlich lernen die Kinder dabei viele andere wichtige Dinge. Aber inhaltlich ist das eher suboptimal.) Je nach Situation und Charakter geht das gut, oder es wird kompliziert.

Bei Erwachsenen ist das nicht anders: auch wir passen uns an.

Hand hoch, wer folgende Situation kennt: in vertrauter Runde wird über ein Thema diskutiert, zu dem alle etwas zu sagen haben, und eine Problemstellung aufgeworfen. Einer macht den Mund auf, verkündet ganz trocken die einzig sinnvolle Lösung. Alle schweigen betreten. Oder, in einer anderen Variante, alle werden laut und es beginnt eine heftige Auseinandersetzung mit einer Stimme gegen den alle anderen. Beide Abläufe sind wenig beglückend für die Beteiligten. Ein anderes Beispiel wäre die Sitzung im Job, wo ein kluger Vorschlag abgeschmettert, nach fruchtlosen 3 Stunden dann aber doch eine Variation der eingangs vorgeschlagenen Lösung beschlossen wird. Dafür bekommt auch noch ein anderer die Lorbeeren.

Um solche Situationen zu vermeiden wägen die meisten hochsensiblen Hochbegabten sehr genau ab, was sie wann zu welcher Diskussion beisteuern.

Denn wir wollen dazu gehören. Wir wollen Familie und Freunde glücklich wissen. Wir wollen gemocht werden. Wir sind in dieser Beziehung genau wie alle anderen Menschen, und das ist auch richtig und gut so.
Weniger gut ist auf Dauer diese Angewohnheit, das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen. Wie ein extrem sportlicher Mensch immer wieder seine körperliche Kraft ausleben muss, um ein entspanntes, zufriedenes Leben zu führen, und extrem unleidlich wird, wenn er aufgrund einer vorübergehenden Einschränkung sein Bewegungspensum nicht bekommt, so geht es einem intellektuell Hochbegabten mit seinem Denkapparat: er muss ihn benutzen um glücklich zu sein!

Das ist der Grund, weshalb uns eine echte Herausforderung ab und an wirklich euphorisch macht:

Wir können den Ferrari endlich mal voll ausfahren und spüren, wo seine Grenzen liegen, und wann er auszubrechen droht. Wir dürfen endlich mal wir selbst sein, ungebremst und hemmungslos unsere Fähigkeiten einsetzen und uns daran berauschen… uns an einer Herausforderung beweisen.
Ohne negative Konsequenzen zu befürchten. Ohne uns „im Zaum zu halten“ oder ähnliches. Ohne zu hören: „Keiner mag Klugscheißer!“ Ohne Handbremse.

Endlich einmal unser volles Potential ausschöpfen zu dürfen und zu können ist ein Geschenk.

Bei diesen Aufgaben kannst, musst und darfst Du all deine PS einsetzen. Du darst flexibel denken, darfst wild assoziieren und neue Wege finden. Am wohlsten fühlst Du Dich sicher bei Problemstellungen die Deinen Neigungen entsprechen, und in einer Umgebung, die Dir gut tut. Je sensibler Hochbegabte auf Ablenkungen reagieren, desto wichtiger ist, dass sie sich ihr Arbeitsumfeld selbst gestalten dürfen. Dann kann ein Problem auch gerne richtig komplex sein, und es ist auch nicht schlimm, an die eigenen Grenzen zu stoßen. Sich dann Hilfe zu holen, das ist ein anderes Thema. ;-)

Aus diesem Grund empfehle ich Dir: gönne Dir ab und an bewusst eine Herausforderung für Deinen Geist.

Lerne Yoruba oder Mandarin oder eine neue Programmiersprache. Beschäftige Dich mit einem vollkommen neuen Thema. Reise in ein unbekanntes Land. Mach einen IQ-Test beim Psychologen. Du selbst weißt am besten, welche Probleme Dir Freude machen. Gönn Dir das gute Gefühl, was geschafft zu haben!

Herzlichst, wo immer Du gerade bist,

Unterschrift Johanna Ringe(c) Johanna Ringe 2014 ff. www.dein-buntes-leben.de

 

P.S.: Über eine Art Nebeneffekt von Herausforderungen habe ich hier geschrieben: Hilfe, ich kann nicht abschalten!

P.P.S.: Und ja, IQ-Tests können richtig Spaß machen und richtig anstrengend sein!

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