Soll ich darauf stolz sein?
Die letzten Wochen haben mir viele Reaktionen auf meine Blogbeiträge gebracht. Auch wenn ich generell froh bin, dass Menschen lesen, was ich schreibe, und davon auch noch angeregt werden, sich eigene Gedanken über die betreffenden Themen zu machen, so hat mich die Art dieser Reaktionen doch verblüfft: Hochbegabte würden sich für bessere Menschen halten; es gäbe gar keine Hochbegabung; besonders fragwürdig sei Spiritualität in Kombination mit Coaching; Coaches würden Menschen erst Probleme einreden, um ihnen dann die Lösung zu verkaufen… lauter wild Verallgemeinertes und das alles von Menschen, die ich persönlich kenne, und denen ich eine hohe Begabung unterstelle. Das hat mich erstaunt, irritiert, teilweise auch verletzt, weil meine Arbeit als Coach als Scharlatanerie und Geldmacherei hingestellt wurde, und ich als Hochbegabte als hochmütig und eingebildet.
Ich schwanke zwischen Stolz und Demut.
Stolz, dass ich es geschafft habe, dass hier Menschen, die sich offensichtlich persönlich angesprochen fühlen, öffentlich auf meine Texte eingehen und sich damit befassen. Stolz also darauf, dass ich Menschen mit meinen Worten, meiner Eloquenz, berührt habe. Stolz auch darauf, dass ich mich mit meiner Wahrheit sichtbar und damit angreifbar gemacht habe. Aus meiner Komfortzone hinausgetreten bin, über diverse Angstschwellen hinweg. Ja, darauf bin ich wirklich stolz.
Aber es erfüllt mich mit Demut, dass es hier um Themen geht die so viele Menschen betreffen. Es erfüllt mich auch mit Demut, dass meine Begabungen, wie „hoch“ sie auch sein mögen, mir einfach zugefallen sind, wie meine bunten Augen, meine mitteleuropäischmischblonden Haare oder meine Körpergröße. Ich habe mich nicht gemacht. Kann mir nicht Lorbeeren aufsetzen für etwas, das eine Gottesgabe oder ein Produkt der Evolution ist (da bin ich nicht dogmatisch. Also bitte keine Grundsatzdiskussionen dazu hier).
Was ist denn Stolz und was ist Demut?
Stolz ist, meinen Wert und meine Gaben zu erkennen und zu würdigen. Und Demut ist, zu wissen, dass dieser Wert und diese Gaben mir geschenkt wurden, mir zugefallen sind, einfach so.
Stolz ist kein Hochmut, Stolz ist laut Duden „a) ein ausgeprägtes, jemandem von Natur mitgegebenes Selbstwertgefühl und b) Selbstbewusstsein und Freude über einen Besitz, eine [eigene] Leistung„*. Also ist Stolz mit Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl verknüpft: zwei Dingen, die bei Menschen, die sich vor allem in ihrer Kindheit und Jugend ständig als „anders“ empfunden haben, ohnehin eher zu wenig als zuviel vorhanden sind. Erst die Erkenntnis des eigenen Werts lässt sie wachsen. Ebenso die Erkenntnis der eigenen Begabung, wie ausgeprägt diese auch immer sein mag.
Demut ist laut Duden die „in der Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründete Ergebenheit“*. Also kann ich bewusst hinnehmen, dass meine geistigen Gegebenheiten mich zu verschachtelten Sätzen und komplexen Gedankengängen tragen… auch wenn ich oft lieber kurz und bündig schreiben würde. Da ich kein anderes Gehirn benutzen kann als mein eigenes, und keine Drogen nehmen möchte, die hier verändernd eingreifen würden, bleibt mir die Demut.
Man könnte sagen, Stolz ist ein positiv betontes „Es ist wie es ist! Und das ist gut so.“, und Demut ein ergebenes „Es ist wie es ist. Und damit müssen wir leben.“
Darf man auf Gegebenes, auf Gaben stolz sein?
Ja, ich finde schon. Laut Duden ist es ja das naturgegebene Selbstwertgefühl, bzw. die Freude über etwas. Ich bin kein hochmütiger Mensch, der auf andere hinunterschaut. Im Gegenteil, ich bin intelligent genug, um stets an mir selbst zu zweifeln. Es hat lange gebraucht, bis ich meine Begabungen so genau anschauen und benennen konnte, und mit dem Begriff „hochbegabt“ bin ich immer noch nicht glücklich (eben weil bei so vielen Menschen darin eine Wertung anklingt, eine Hierarchisierung… siehe dieser Blogpost ). Aber mit „Hochbegabung“ und „Hochsensibilität“ habe ich Namen für Persönlichkeitsmerkmale gefunden, die mir immer wieder Schwierigkeiten gemacht haben, sowohl bei mir, als auch bei anderen. Das erleichtert das Leben. Zu wissen, das ist so. Punkt. Vollkommen ohne Wertung erst einmal eine Bestandsaufnahme, ein Erkennen und Einordnen. Manches ist dadurch einfacher, anderes lässt sich nicht ändern. Aber Selbsterkenntnis ist immer hilfreich. Denn sie stärkt das Selbstwertgefühl, das Selbstbewusstsein. Hier ist auch keine Wertung enthalten, es geht hier nicht um eine hohe Meinung von sich selbst, sondern um das Erkennen des Selbst!
Jetzt kann ich mich über meine Eloquenz freuen, statt mich zu entschuldigen, dass ich in einem Gespräch alles auf den Punkt bringen muss. Und bin stolz, wenn mich jemand dafür lobt, dass meine Bilder in Diskussionen so stimmig sind. Und dann bin ich demütig, weil es eine mir zugefallene Gabe ist, und keine mühsam erarbeitete Fähigkeit, sondern eine hinzunehmende Gegebenheit. Es ist wie es ist. Damit müssen wir leben. Und das ist gut so!
Oder wie siehst Du das?
Herzlichst,
* zitiert nach dem Duden.
Soll ich darauf stolz sein?
Die letzten Wochen haben mir viele Reaktionen auf meine Blogbeiträge gebracht. Auch wenn ich generell froh bin, dass Menschen lesen, was ich schreibe, und davon auch noch angeregt werden, sich eigene Gedanken über die betreffenden Themen zu machen, so hat mich die Art dieser Reaktionen doch verblüfft: Hochbegabte würden sich für bessere Menschen halten; es gäbe gar keine Hochbegabung; besonders fragwürdig sei Spiritualität in Kombination mit Coaching; Coaches würden Menschen erst Probleme einreden, um ihnen dann die Lösung zu verkaufen… lauter wild Verallgemeinertes und das alles von Menschen, die ich persönlich kenne, und denen ich eine hohe Begabung unterstelle. Das hat mich erstaunt, irritiert, teilweise auch verletzt, weil meine Arbeit als Coach als Scharlatanerie und Geldmacherei hingestellt wurde, und ich als Hochbegabte als hochmütig und eingebildet.
Ich schwanke zwischen Stolz und Demut.
Stolz, dass ich es geschafft habe, dass hier Menschen, die sich offensichtlich persönlich angesprochen fühlen, öffentlich auf meine Texte eingehen und sich damit befassen. Stolz also darauf, dass ich Menschen mit meinen Worten, meiner Eloquenz, berührt habe. Stolz auch darauf, dass ich mich mit meiner Wahrheit sichtbar und damit angreifbar gemacht habe. Aus meiner Komfortzone hinausgetreten bin, über diverse Angstschwellen hinweg. Ja, darauf bin ich wirklich stolz.
Aber es erfüllt mich mit Demut, dass es hier um Themen geht die so viele Menschen betreffen. Es erfüllt mich auch mit Demut, dass meine Begabungen, wie „hoch“ sie auch sein mögen, mir einfach zugefallen sind, wie meine bunten Augen, meine mitteleuropäischmischblonden Haare oder meine Körpergröße. Ich habe mich nicht gemacht. Kann mir nicht Lorbeeren aufsetzen für etwas, das eine Gottesgabe oder ein Produkt der Evolution ist (da bin ich nicht dogmatisch. Also bitte keine Grundsatzdiskussionen dazu hier).
Was ist denn Stolz und was ist Demut?
Stolz ist, meinen Wert und meine Gaben zu erkennen und zu würdigen. Und Demut ist, zu wissen, dass dieser Wert und diese Gaben mir geschenkt wurden, mir zugefallen sind, einfach so.
Stolz ist kein Hochmut, Stolz ist laut Duden „a) ein ausgeprägtes, jemandem von Natur mitgegebenes Selbstwertgefühl und b) Selbstbewusstsein und Freude über einen Besitz, eine [eigene] Leistung„*. Also ist Stolz mit Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl verknüpft: zwei Dingen, die bei Menschen, die sich vor allem in ihrer Kindheit und Jugend ständig als „anders“ empfunden haben, ohnehin eher zu wenig als zuviel vorhanden sind. Erst die Erkenntnis des eigenen Werts lässt sie wachsen. Ebenso die Erkenntnis der eigenen Begabung, wie ausgeprägt diese auch immer sein mag.
Demut ist laut Duden die „in der Einsicht in die Notwendigkeit und im Willen zum Hinnehmen der Gegebenheiten begründete Ergebenheit“*. Also kann ich bewusst hinnehmen, dass meine geistigen Gegebenheiten mich zu verschachtelten Sätzen und komplexen Gedankengängen tragen… auch wenn ich oft lieber kurz und bündig schreiben würde. Da ich kein anderes Gehirn benutzen kann als mein eigenes, und keine Drogen nehmen möchte, die hier verändernd eingreifen würden, bleibt mir die Demut.
Man könnte sagen, Stolz ist ein positiv betontes „Es ist wie es ist! Und das ist gut so.“, und Demut ein ergebenes „Es ist wie es ist. Und damit müssen wir leben.“
Darf man auf Gegebenes, auf Gaben stolz sein?
Ja, ich finde schon. Laut Duden ist es ja das naturgegebene Selbstwertgefühl, bzw. die Freude über etwas. Ich bin kein hochmütiger Mensch, der auf andere hinunterschaut. Im Gegenteil, ich bin intelligent genug, um stets an mir selbst zu zweifeln. Es hat lange gebraucht, bis ich meine Begabungen so genau anschauen und benennen konnte, und mit dem Begriff „hochbegabt“ bin ich immer noch nicht glücklich (eben weil bei so vielen Menschen darin eine Wertung anklingt, eine Hierarchisierung… siehe dieser Blogpost ). Aber mit „Hochbegabung“ und „Hochsensibilität“ habe ich Namen für Persönlichkeitsmerkmale gefunden, die mir immer wieder Schwierigkeiten gemacht haben, sowohl bei mir, als auch bei anderen. Das erleichtert das Leben. Zu wissen, das ist so. Punkt. Vollkommen ohne Wertung erst einmal eine Bestandsaufnahme, ein Erkennen und Einordnen. Manches ist dadurch einfacher, anderes lässt sich nicht ändern. Aber Selbsterkenntnis ist immer hilfreich. Denn sie stärkt das Selbstwertgefühl, das Selbstbewusstsein. Hier ist auch keine Wertung enthalten, es geht hier nicht um eine hohe Meinung von sich selbst, sondern um das Erkennen des Selbst!
Jetzt kann ich mich über meine Eloquenz freuen, statt mich zu entschuldigen, dass ich in einem Gespräch alles auf den Punkt bringen muss. Und bin stolz, wenn mich jemand dafür lobt, dass meine Bilder in Diskussionen so stimmig sind. Und dann bin ich demütig, weil es eine mir zugefallene Gabe ist, und keine mühsam erarbeitete Fähigkeit, sondern eine hinzunehmende Gegebenheit. Es ist wie es ist. Damit müssen wir leben. Und das ist gut so!
Oder wie siehst Du das?
Herzlichst,
* zitiert nach dem Duden.