Herbstgedicht
(Draussen stürmt es. Drinnen herrscht der Tee.)
Meinen Leser*innen herzlichst zugeeignet.
Die bunten Bäume weh‘n und werden kahl
Jetzt ist es also endlich Herbst geworden
Den blauen Himmel macht ein Nebel fahl
Und wilde Winde wehen her von Norden
Die Fette Henne sitzt dort rot und rund
Und Inspektoren prüfen jede Blüte
Das Amberbäumchen weht und dreht sich bunt
Derweil die Rosen zeigen große Güte
Hier drin beherrscht der heiße Tee den Tag
Dort draußen toben tosend kalte Winde
Ich will mal seh’n, ob ich es noch vermag
Entreiß‘ dem Garten rasch ein bunt‘ Gebinde
Kein Grab zu ehren und kein krankes Huhn
Des Lebens ew’ge Zyklen lass ich kreisen
Erwartungshaltungen, die dürfen ruh’n
Es gibt gerade gar nichts zu beweisen
So steh’n die Blumen schön auf meinem Tisch
Der Vorhang fängt die letzten Sonnenstrahlen
Die Luft im Fenster ist so klar und frisch
Ich will das Spinnenfädenglitzern malen
Die Herbstwelt ist wie immer wunderbunt
Und füllt mit Farben unsre müden Herzen
Damit wir, und das ist der wahre Grund,
ertragen Winters monochrome Schmerzen
Nachsatz
Spätestens im Herbst bekomme ich Lust auf Poesie. Irgendetwas scheint in meinem Kopf diese Farben und dieses Wetter mit Gedichten zu verknüpfen. Eventuell die Autofahrten in meiner Kindheit, bei denen meine Mutter mit mir Gedichte von Christian Morgenstern, Rilke und anderen rezitiert hat? Aber die fanden nicht nur im Herbst statt… und wir haben auch Wintergedichte und anderes im Repertoire gehabt, nicht nur Herbstgedichte…
Aber wenn draussen wildes Wetter tobt, und mich nichts davon abhält diese Naturgewalten zu beobachten, dann steigen Worte auf. Manchmal fröhlich, manchmal komisch, manchmal trübsinnig…
Es macht mir auf jeden Fall immer wieder Spaß, meine Gedanken in Versform zu gießen – und nicht nur im Herbst. Die Versuche, Reimschema und Versmaß zu finden und einzuhalten, führen manchmal zu neuen und unerwarteten Perspektiven – probier das doch auch mal aus!
Windige Grüße,
Herbstgedicht © Johanna Ringe 2023 – bitte nur mit Quellenangabe zitieren, Danke!
Herbstgedicht
(Draussen stürmt es. Drinnen herrscht der Tee.)
Meinen Leser*innen herzlichst zugeeignet.
Die bunten Bäume weh‘n und werden kahl
Jetzt ist es also endlich Herbst geworden
Den blauen Himmel macht ein Nebel fahl
Und wilde Winde wehen her von Norden
Die Fette Henne sitzt dort rot und rund
Und Inspektoren prüfen jede Blüte
Das Amberbäumchen weht und dreht sich bunt
Derweil die Rosen zeigen große Güte
Hier drin beherrscht der heiße Tee den Tag
Dort draußen toben tosend kalte Winde
Ich will mal seh’n, ob ich es noch vermag
Entreiß‘ dem Garten rasch ein bunt‘ Gebinde
Kein Grab zu ehren und kein krankes Huhn
Des Lebens ew’ge Zyklen lass ich kreisen
Erwartungshaltungen, die dürfen ruh’n
Es gibt gerade gar nichts zu beweisen
So steh’n die Blumen schön auf meinem Tisch
Der Vorhang fängt die letzten Sonnenstrahlen
Die Luft im Fenster ist so klar und frisch
Ich will das Spinnenfädenglitzern malen
Die Herbstwelt ist wie immer wunderbunt
Und füllt mit Farben unsre müden Herzen
Damit wir, und das ist der wahre Grund,
ertragen Winters monochrome Schmerzen
Nachsatz
Spätestens im Herbst bekomme ich Lust auf Poesie. Irgendetwas scheint in meinem Kopf diese Farben und dieses Wetter mit Gedichten zu verknüpfen. Eventuell die Autofahrten in meiner Kindheit, bei denen meine Mutter mit mir Gedichte von Christian Morgenstern, Rilke und anderen rezitiert hat? Aber die fanden nicht nur im Herbst statt… und wir haben auch Wintergedichte und anderes im Repertoire gehabt, nicht nur Herbstgedichte…
Aber wenn draussen wildes Wetter tobt, und mich nichts davon abhält diese Naturgewalten zu beobachten, dann steigen Worte auf. Manchmal fröhlich, manchmal komisch, manchmal trübsinnig…
Es macht mir auf jeden Fall immer wieder Spaß, meine Gedanken in Versform zu gießen – und nicht nur im Herbst. Die Versuche, Reimschema und Versmaß zu finden und einzuhalten, führen manchmal zu neuen und unerwarteten Perspektiven – probier das doch auch mal aus!
Windige Grüße,
Herbstgedicht © Johanna Ringe 2023 – bitte nur mit Quellenangabe zitieren, Danke!