Hochsensibilität

Totaler Rückzug ist keine Lösung!

Totaler Rueckzug ist keine Lösung für Hochsensible! (c)Johanna Ringe 2016 www.dein-buntes-leben.de
Hochsensibel (oder auch hochsensitiv) zu sein, bedeutet oft, dass man überwältigt von allzuvielen Eindrücken erschöpft ins Bett fällt.

Nur allzu verständlich, wenn man nach einigen anstrengenden Tagen beschliesst, sich zurück zu ziehen: Du bleibst nach der Arbeit allein zuhause, setzt Dich mit einem Buch in den Sessel am Fenster, liest, schaust in eine Kerzenflamme, zeichnest oder strickst ein wenig,  trinkst Tee, oder was auch immer Dir gut tut. Du geniesst Deinen Rückzug und spürst förmlich, wie sich Deine Batterien wieder aufladen, langsam, nach und nach.

Wunderbar und ein perfektes Beispiel für Selbstfürsorge – gut gemacht!

Viele Menschen, die sich diese Momente des Rückzugs nicht gönnen, werden bei andauerndem Stress erst einmal krank, weil der Körper innerhalb des menschlichen Systems die effektivsten Stoppsignale senden kann: sie bekommen Migräne, Rückenprobleme, oder was auch immer den Menschen für eine gewisse Zeit aus dem Verkehr ziehen kann.
Wer immer wieder mit Schmerzmitteln oder stoischem Ertragen über diese Grenzen hinausgeht ohne sich die notwendige Ruhe zu gönnen, der steuert zielstrebig in den Burnout oder in chronische Beschwerden hinein.

Deine Ruhepausen, die Wellnesstage und Nickerchen sind also die beste Prophylaxe!

Wenn Du spürst, daß Dir Sport, Natur, die Beschäftigung mit einem vollkommen neuen Thema Deine Batterien besser aufladen als jede Massage und jede Ruhepause, dann folge unbedingt Deinem Instinkt. Pausen sind nicht immer ruhig, jeder Mensch funktioniert anders, und die Beschäftigung mit dem eigenen Energiehaushalt lohnt sich für jeden. (Weißt Du zum Beispiel, ob Du introvertiert oder extrovertiert bist?)

Problematisch wird es, wenn auf längere Anstrengungen ohne eingeschobene Regenerationsphasen ein drastischer Rückzug folgt.

Damit meine ich nicht direkt den Eintritt in einen Schweigenden Orden, oder eine solitäre Weltumsegelung, sondern den schleichenden Rückzug: Du bleibst daheim, gehst nicht mehr auf Parties, sagst freundlich aber bestimmt Verabredungen ab, minimierst Deinen Kontakt mit der Außenwelt. Du ziehst Dich weitgehend zurück, gehst aber noch zur Arbeit und hast auch keine Panikattacken im Einkaufszentrum – wir sprechen hier nicht von einer Depression!

Wir sprechen vom übertriebenen Selbstschutz, in den Hochsensible manchmal verfallen, oft ohne es zu merken.

Selbstverständlich meiden wir die Samstagsnachmittagseinkaufshölle! Logischerweise gehen wir nicht zu Stoßzeiten irgendwohin, wir müssen unsere feinen Antennen ja nicht mutwillig und absichtsvoll überfordern! ABER – und das passiert so leicht, und meiner Erfahrung nach auch jedem Hochsensiblen früher oder später einmal – wir schotten uns vor lauter Angst vor zu vielen Eindrücken komplett ab.

Und erst wenn die Einsamkeit unserer Seele laut genug wird, erkennen wir, wie sehr uns der Kontakt und die Begegnung mit der Außenwelt fehlen!

Es kostet Dich nicht nur Kraft, einer Einladung von Freunden zu folgen, Du gewinnst durch den Austausch und im Kontakt mit Deinen Lieblingsmenschen ja auch viel… das weißt Du auch, ich erzähle Dir nichts Neues. Wir Menschen brauchen den Austausch, brauchen Berührung im körperlichen und seelischen Bereich, um gesund zu bleiben. Du hast das aber in deiner Rückzugsphase schlichtweg vergessen, hast Dich an Deiner Ruhe und Deinem reichen Innenleben erfreut, ohne zu merken, wie sehr Dir Deine Liebsten bereits fehlten.

Hochsensible und Hochsensitive sind nicht aus Glas, auch nicht aus Porzellan, sondern aus Fleisch und Blut – das vergessen wir nur selbst manchmal.

Um aus unserer selbstgewählten Isolation dann wieder herauszukommen, müssen wir eine Hemmschwelle überwinden. Wenn wir das tun, geniessen wir die befruchtenden Begegnungen so sehr, daß wir uns fragen, wieso wir uns so lange und weit zurück gezogen hatten!
Es wäre so leicht, in diesem Kreislauf gefangen zu bleiben, zwischen zu starken und gar keinen Eindrücken hin und her zu pendeln… aber wozu?

Sinnvoller ist eine gute Dosierung:  häufigen Rückzug und Erholungsphasen einplanen sowie die Außenwelt in verkraftbaren Happen konsumieren.

Welchen Weg Du auch gehen magst, sei gut zu Dir selbst, und höre auf Herz und Seele: Du bist und bleibst der wichtigste Mensch in Deiner Welt. Nur Du kannst wissen, was für Dich wirklich das Beste ist. Aber ich hoffe, daß Du an meine Worte denkst, wenn Du die nächste Einladung ablehnen möchtest, und Dich fragst:

Was kostet es mich? Und was kann ich gewinnen?

Herzlichst, wo immer Du gerade bist,

Johanna Ringe dein-buntes-leben.deP.S. Magst Du Deine Erfahrungen mit uns teilen? Dann schreib unten einen Kommentar… auch das ist Energieaustausch und Berührung! ;-)

3 Kommentare zu “Totaler Rückzug ist keine Lösung!

  1. Ich weiß nicht, ob ich hochsensibel bin, aber das Phänomen mit dem totalen Rückzug kenne ich bestens.
    Leider sieht es für Außenstehende immer nach beleidigt sein aus. Es ist etwas frustrierend.
    Danke für Deine Zeilen

    Die auch bunte Coco

  2. Hallo liebe Johanna,
    danke für diese schönen paar Zeilen. Ich fühle mich dadurch gerade verstanden.

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