Hochbegabung

Heute hab ich mich verzettelt!

Verzettelt in den eigenen Gedanken... (c)2015 Johanna Ringe dein-buntes-leben.de

Manchmal ist intellektuelle Kapazität eher hinderlich. Zum Beispiel heute. Heute ist Konzentration mir nicht möglich: zu viele offene Enden schwirren in meinen Gedanken herum, ein verlegter Schlüssel rumort wild im Mittelgrund, im Hintergrund einige andere berufliche und private Themen, und so bleibt für den Vordergrund gerade zu wenig Energie übrig. Ich habe mich vollkommen verzettelt. Kennst Du das?

Dadurch, daß da so einiges unerledigt stört, ist Konzentration extrem energieraubend.

Jedes plötzliche Geräusch wird sofort analysiert, jedes vorbeifahrende Auto bewusst wahrgenommen, jedes Magengrummeln irritiert und sollte jetzt jemand anrufen, tut es mir jetzt schon leid: ich werde vermutlich nicht besonders freundlich sein. Nicht, weil ich nicht will, sondern weil es mir schlichtweg nicht möglich ist, so viele verschiedene Ebenen gleichzeitig zu beruhigen beziehungsweise zu kontrollieren.

Ich kann heute einfach nicht abschalten.

Bei Terry Pratchetts Hexen sind es vor allem die zweiten, dritten und weiteren Gedanken, die sie von den normalen Figuren der Scheibenwelt unterscheiden. Als ich das zum ersten Mal las musste ich laut „Ja!“ rufen, so genau fühlte ich mich erkannt. In meinem Kopf gibt es immer mehrere Ebenen die parallel gedacht werden. Wenn mir ein Wort oder ein Name entfallen ist, dann läuft die Suche danach sozusagen im Hintergrund so lange weiter, bis die Lösung gefunden ist. Das kann einige Minuten oder aber auch Tage dauern.

Im Normalfall laufen diese Ebenen einfach gleichzeitig ab.

Ich folge dem Gespräch, denke gleichzeitig über den Einkaufszettel nach und suche im Hintergrund nach diesem Namen, während ich mit den Händen irgendetwas anderes mache, wie beispielsweise Stricken. Das ist noch nicht besonders herausfordernd. Spannend wird es bei Ablenkung, Müdigkeit, oder wenn, wie heute, etwas stört. Dieser verflixte Schlüssel!  Genauso gut könnte es ein ungeklärtes anderes Problem sein, irgendetwas, das eine höhere Priorität hat als ein vergessener Name. So etwas bündelt so viel Energie in meinem Bewusstsein, dass ich mich nur extrem schwer auf Anderes fokussieren kann. So als wären viel zu viele Zettel im Weg, keine Klarheit möglich.

Alle offenen Enden binden Energie, das gilt auch für Gedanken.

Je mehr offene Enden oder ungelöste Probleme oder unerfüllte Versprechen oder Wünsche ich in meinem Bewusstsein habe, um so weniger Energie steht mir für den laufenden Betrieb zur Verfügung. Also hat das Erledigen von dringenden Aufgaben zwar Vorrang, aber de facto müssen alle Probleme gelöst, oder bewusst als unlösbar beendet werden. Die Zettel müssen alle weg, so oder so. (Hand hoch, wen erinnert das an die Arbeitsweise eines Computers? Genau.) Gewisse Übungen, zum Beispiel Achtsamkeitsübungen, können mir helfen, mich zu sammeln. Aber, ganz ehrlich:

Manchmal ist all die intellektuelle Kapazität einfach nutzlos oder hinderlich.

Finde ich, zumindest gerade heute. Erzählst Du mir, wie Du dazu stehst? Kennst Du das auch? Was machst Du, wenn Du dich verzettelst?

Herzlichst, was immer Du gerade denkst,

Johanna Ringe dein-buntes-leben.de