Einer der wichtigsten Aspekte der Selbstfürsorge ist es, die Kämpfe zu wählen, die man ausfechten möchte. Sowohl im Wortsinn, als auch im übertragenen Sinn. Wir alle kennen Situationen in denen wir ganz genau wissen, daß eine Konfrontation sinnlos sein wird, und sie dennoch zulassen oder suchen. Weil etwas in uns genug hat. Weil wir nicht mehr nicken, lächeln und winken wollen, sondern es uns reicht. Weil wir diese Art der Ungerechtigkeit oder jenen Schwachsinn einfach nicht ertragen können.
Manche Konfrontationen sind scheinbar sinnlos, aber unvermeidbar?
Ist das wirklich so? Wenn ich von einem Menschen ausgehe, der eine gesunde Impulskontrolle hat, dann muss ich sagen: Nein, es gibt keine unvermeidbaren Konfrontationen! Die dahinterstehenden Konflikte mögen unvermeidbar sein, weil die aufeinandertreffenden Menschen zu unterschiedlich sind, oder die Situation zu unausgewogen. Als konfliktfreudige Frau, die mit hoher Sensibilität und starkem Gerechtigkeitssinn gesegnet ist, habe ich schon unzählbare sinnlose Streitgespräche geführt. Daher bin ich meinem Mann dankbar, der mir den Satz Choose your battles so oft um die Ohren gehauen hat, dass ich ihn nun schon oft selbst widerholen konnte, wenn ich sah, wie jemand anders in eine vollkommen unsinnige Konfrontation einzusteigen drohte. Unvermeidbar?
Nein, es ist unsere Entscheidung, ob wir die Konfrontation ausagieren, oder nicht.
Für einen so ehrlichen, direkten Menschen wie mich ist schon dieser Satz mit Zähneknirschen verbunden, denn ich sehe mich sofort in Situationen, in denen es nach meinen Vorstellungen einfach nicht erlaubt ist, klein beizugeben, sich zu drücken, etwas hinzunehmen oder einfach aufzugeben. Niemals werde ich einfach hinnehmen, daß jemand misshandelt wird, man grob ungerecht ist oder jemand gemobbt wird. Das kann ich einfach nicht. Und das muss ich auch gar nicht.
Denn wir selbst entscheiden, welche Kämpfe uns wichtig sind: Choose your battles!
Das bedeutet eben auch, dass manche Dinge, die uns aufregen, es nicht wert sind dafür in eine Konfrontation zu gehen. Eine sehr dünne Grenze trennt hier die notwendigerweise eskalierenden von den zähneknirschend hinzunehmenden Situationen. Diese Grenzlinie definiert sich immer aus
- unseren Wertvorstellungen
- unserer Ethik
- unserer momentanen emotionalen und gesundheitlichen Verfassung
- unserer Beziehung zum Gegenüber und
- unserer zur Verfügung stehenden Zeit und Kraft.
Klassische Konfliktsituationen in der Familie sind oft die Konfrontation nicht wert. Denn es wird sich durch einen Streit nichts grundlegend verändern ausser der momentanen Situation, die für alle Beteiligten unerträglicher werden wird. Wenn wir den Konflikt statt dessen hier und jetzt einfach stehenlassen und akzeptieren, ohne in den Streit zu gehen, dann mag das die klügere Wahl sein:
Hier und Jetzt über unseren Schatten zu springen und ruhig zu bleiben.
Dieser Schatten, über den wir hier springen, ist aber vielleicht das Kind in uns, welches keine weitere Verletzung ertragen kann, oder nicht mehr entmündigt werden mag… an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit müssen wir diesem Anteil Raum und Stimme geben, damit er zu seinem Recht kommt. Wir müssen uns um Nachbeelterung bemühen, um erwachsener und gelassener mit diesen Situationen umzugehen. In der Konfliktsituation selbst ist es jedoch für niemanden hilfreich, denselben Kampf zum tausendsten Mal auszufechten.
Wir kennen nie das Gesamtbild, immer nur unseren kleinen Teil.
Besonders unsinnig sind oft Zufallskonflikte, auf Parkplätzen oder an Supermarktregalen, wo vollkommen Fremde ein willkommenes Ventil für ihre aufgestauten Emotionen sehen. Hier stehen sich absolut unterschiedliche Beweggründe gegenüber; das ist mehr ein Blitzableiter als ein echter Konflikt. Sich dem ruhig und bestimmt zu entziehen, erwachsen und mit kühlem Kopf, ist letztlich die beste Wahl. Man könnte das üben, und es ist hilfreich sich bewusst zu machen, daß man nicht in den anderen und seine Lebensumstände hineinschauen kann. Wenn ich nicht weiß, unter welchem Druck jemand steht, dann kann ich mich offen und freundlich ihm zuwenden, und ihm das zeigen.
Nie sollte man Energie auf sinnlose Konfrontationen welcher Art auch immer verschwenden.
Dafür sind unsere Tage zu kurz, und unsere Energie zu kostbar. Wenn ein Kampf keine bleibende Veränderung in eine gewünschte Richtung zu bringen verspricht, dann lohnt er sich nicht.* Das gilt für wiederkehrenden Familienzank, für zeitlich ungeschickte Gehaltsverhandlungen, für erfundene Vorfahrtskonflikte genau wie für den Lutscherkampf an der Kasse. (Manchmal tut es auch eine Brezel, weil jemand hangry** war.)
In diesem Sinne empfehle ich Dir, die Kämpfe mit bedacht zu wählen, die sich für Dich zu kämpfen lohnen, und keine Zeit und Energie auf Nebenschauplätze zu verschwenden. Und noch einmal:
Choose your Battles wisely!
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
* Es gibt noch einen anderen wichtigen Aspekt, um den geht es nächste Woche im Blogbeitrag über die zwei Wölfe in uns.
**hangry: wunderbare englische Wortschöpfung aus hungry und angry, also hungrig und ärgerlich. Sehr häufiger Zustand von kleinen und großen Hochsensiblen! ;-)
Einer der wichtigsten Aspekte der Selbstfürsorge ist es, die Kämpfe zu wählen, die man ausfechten möchte. Sowohl im Wortsinn, als auch im übertragenen Sinn. Wir alle kennen Situationen in denen wir ganz genau wissen, daß eine Konfrontation sinnlos sein wird, und sie dennoch zulassen oder suchen. Weil etwas in uns genug hat. Weil wir nicht mehr nicken, lächeln und winken wollen, sondern es uns reicht. Weil wir diese Art der Ungerechtigkeit oder jenen Schwachsinn einfach nicht ertragen können.
Manche Konfrontationen sind scheinbar sinnlos, aber unvermeidbar?
Ist das wirklich so? Wenn ich von einem Menschen ausgehe, der eine gesunde Impulskontrolle hat, dann muss ich sagen: Nein, es gibt keine unvermeidbaren Konfrontationen! Die dahinterstehenden Konflikte mögen unvermeidbar sein, weil die aufeinandertreffenden Menschen zu unterschiedlich sind, oder die Situation zu unausgewogen. Als konfliktfreudige Frau, die mit hoher Sensibilität und starkem Gerechtigkeitssinn gesegnet ist, habe ich schon unzählbare sinnlose Streitgespräche geführt. Daher bin ich meinem Mann dankbar, der mir den Satz Choose your battles so oft um die Ohren gehauen hat, dass ich ihn nun schon oft selbst widerholen konnte, wenn ich sah, wie jemand anders in eine vollkommen unsinnige Konfrontation einzusteigen drohte. Unvermeidbar?
Nein, es ist unsere Entscheidung, ob wir die Konfrontation ausagieren, oder nicht.
Für einen so ehrlichen, direkten Menschen wie mich ist schon dieser Satz mit Zähneknirschen verbunden, denn ich sehe mich sofort in Situationen, in denen es nach meinen Vorstellungen einfach nicht erlaubt ist, klein beizugeben, sich zu drücken, etwas hinzunehmen oder einfach aufzugeben. Niemals werde ich einfach hinnehmen, daß jemand misshandelt wird, man grob ungerecht ist oder jemand gemobbt wird. Das kann ich einfach nicht. Und das muss ich auch gar nicht.
Denn wir selbst entscheiden, welche Kämpfe uns wichtig sind: Choose your battles!
Das bedeutet eben auch, dass manche Dinge, die uns aufregen, es nicht wert sind dafür in eine Konfrontation zu gehen. Eine sehr dünne Grenze trennt hier die notwendigerweise eskalierenden von den zähneknirschend hinzunehmenden Situationen. Diese Grenzlinie definiert sich immer aus
Klassische Konfliktsituationen in der Familie sind oft die Konfrontation nicht wert. Denn es wird sich durch einen Streit nichts grundlegend verändern ausser der momentanen Situation, die für alle Beteiligten unerträglicher werden wird. Wenn wir den Konflikt statt dessen hier und jetzt einfach stehenlassen und akzeptieren, ohne in den Streit zu gehen, dann mag das die klügere Wahl sein:
Hier und Jetzt über unseren Schatten zu springen und ruhig zu bleiben.
Dieser Schatten, über den wir hier springen, ist aber vielleicht das Kind in uns, welches keine weitere Verletzung ertragen kann, oder nicht mehr entmündigt werden mag… an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit müssen wir diesem Anteil Raum und Stimme geben, damit er zu seinem Recht kommt. Wir müssen uns um Nachbeelterung bemühen, um erwachsener und gelassener mit diesen Situationen umzugehen. In der Konfliktsituation selbst ist es jedoch für niemanden hilfreich, denselben Kampf zum tausendsten Mal auszufechten.
Wir kennen nie das Gesamtbild, immer nur unseren kleinen Teil.
Besonders unsinnig sind oft Zufallskonflikte, auf Parkplätzen oder an Supermarktregalen, wo vollkommen Fremde ein willkommenes Ventil für ihre aufgestauten Emotionen sehen. Hier stehen sich absolut unterschiedliche Beweggründe gegenüber; das ist mehr ein Blitzableiter als ein echter Konflikt. Sich dem ruhig und bestimmt zu entziehen, erwachsen und mit kühlem Kopf, ist letztlich die beste Wahl. Man könnte das üben, und es ist hilfreich sich bewusst zu machen, daß man nicht in den anderen und seine Lebensumstände hineinschauen kann. Wenn ich nicht weiß, unter welchem Druck jemand steht, dann kann ich mich offen und freundlich ihm zuwenden, und ihm das zeigen.
Nie sollte man Energie auf sinnlose Konfrontationen welcher Art auch immer verschwenden.
Dafür sind unsere Tage zu kurz, und unsere Energie zu kostbar. Wenn ein Kampf keine bleibende Veränderung in eine gewünschte Richtung zu bringen verspricht, dann lohnt er sich nicht.* Das gilt für wiederkehrenden Familienzank, für zeitlich ungeschickte Gehaltsverhandlungen, für erfundene Vorfahrtskonflikte genau wie für den Lutscherkampf an der Kasse. (Manchmal tut es auch eine Brezel, weil jemand hangry** war.)
In diesem Sinne empfehle ich Dir, die Kämpfe mit bedacht zu wählen, die sich für Dich zu kämpfen lohnen, und keine Zeit und Energie auf Nebenschauplätze zu verschwenden. Und noch einmal:
Choose your Battles wisely!
Herzlichst, wo immer Du gerade bist,
* Es gibt noch einen anderen wichtigen Aspekt, um den geht es nächste Woche im Blogbeitrag über die zwei Wölfe in uns.
**hangry: wunderbare englische Wortschöpfung aus hungry und angry, also hungrig und ärgerlich. Sehr häufiger Zustand von kleinen und großen Hochsensiblen! ;-)